Volkswirtschaft gestalten, Schulbuch

91 Markt & Preis 2.5 Marktungleichgewichte Ein Marktungleichgewicht liegt vor, wenn für einen gegebenen Preis die angebotene Menge von der nachgefragten Menge abweicht. Es können daher zwei Arten von Marktungleichgewicht auftreten. Abb.: Marktungleichgewichte entstehen durch Angebots- oder Nachfrageüberhang. Marktungleichgewicht Angebotsüberhang bezeichnet eine Situation, in der das Ange- bot die Nachfrage übersteigt. Dieser Ange- botsüberhang (= Nachfragelücke) bedeutet, dass zum gegebenen Preis die Verkäufer/in- nen gerne mehr absetzen würden als die Käufer/innen erwerben möchten. Die Anbie- ter/innen werden also nicht alle Produkte verkaufen können und ihre Preise senken, um die überzähligen Einheiten anzubringen. Diese Anpassung des Preises nach unten bringt den Marktpreis dem Gleichgewichts- preis wieder näher. Nachfrageüberhang bezeichnet analog dazu eine (Preis-Men- gen-)Situation, in der die nachgefragte Men- ge die angebotene Menge übersteigt. Dieser Nachfrageüberhang (= Angebotslücke) zeigt, dass zu diesem Preis die Käufer/innen gerne mehr kaufen würden als von den Verkäufern und Verkäuferinnen angeboten wird. Da eini- ge Käufer/innen nicht bedient werden kön- nen, werden die Anbieter/innen die relative Knappheit des Angebots ausnutzen und den Preis anheben. Dieser Preisanstieg führt den Markt wieder Richtung Gleichgewichtspreis. Beide Arten von Ungleichgewichten haben Tendenzen, den Preis zum Gleichgewichtspreis zurückzu- bringen. Das „Gesetz von Angebot und Nachfrage“ bedeutet also eine Anpassung des Preises, sodass angebotene und nachgefragte Menge übereinstimmen. Die Geschwindigkeit dieser Anpassungspro- zesse ist in jedemMarkt anders. So lassen sich z. B. die Preise für das Tagesgericht in einem Restaurant leichter ändern als vertraglich vereinbarte Gehälter. Marktungleichgewichte am Arbeitsmarkt haben besonders gravierende Auswirkungen. Diese machen sich z. B. als Arbeitslosigkeit oder nicht besetzbare Stellen bemerkbar. Das Beispiel Arbeitsmarkt zeigt auch die Grenzen des vollkommenen Marktes. Auch auf dem Kapitalmarkt können große Ungleichgewichte entstehen, die negative Auswirkungen auf die gesamte Wirtschaft haben. Die Finanzkrisen der vergangenen Jahre zeigen, wie weitreichend die Konsequenzen sind und wie lange es dauern kann, notwendige Anpassungen vorzunehmen. Da schwerwiegende Marktungleichgewichte das Funktionieren der Wirtschaft bedrohen können, be- obachten Institutionen wie der IWF, die EU, Nationalbanken und Finanzministerien laufend die wirt- schaftliche Lage, um allfällige Gegenmaßnahmen ergreifen zu können. Nur zu Prüfzwecken – Ei entum des Verlags öbv

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