Volkswirtschaft gestalten, Schulbuch

86 Märkte können nach verschiedenen Kriterien klassifiziert werden: Ú Art der Marktteilnehmer: Anbieter und Nachfrager können private Haushalte, Unternehmen, der Staat oder das Ausland sein. Ú zeitlich: Manche Märkte finden täglich, andere wöchentlich oder nur zu bestimmten Jahreszeiten (saisonal) statt. Ú räumlich: Märkte können örtlich, regional, national oder international sein. Ú Zentralisierungsgrad: Manche Märkte sind eher dezentral (z. B. der Kunstmarkt), andere sind stär- ker zentralisiert, wie an Börsen organisierte Finanzmärkte. Ú Art der gehandelten Güter: Hier kann unterschieden werden, ob z. B. Güter, Dienstleistungen, Im- mobilien oder Finanzen gehandelt werden. Ú Offenheit für (neue) Teilnehmer: Gibt es keine Zutrittsbeschränkungen, spricht man von offenen Märkten, existieren gewisse Barrieren, welche den Zutritt beschränken, ist von geschlossenen Märkten die Rede. Ú rechtliche Aspekte: Einige Märkte sind unreguliert, also freie Märkte, andere sind reguliert, und manche gänzlich verboten. Eine klare Abgrenzung zwischen verschiedenen Märkten ist nicht immer möglich. Diese Kategorien können jedoch das genauere Nachdenken über einen Markt sowie die Abgrenzung von anderen Märk- ten erleichtern. 1.2 Vollkommener und unvollkommener Markt Für die theoretische Analyse der positiven Eigenschaften des Marktes als Zuteilungsmechanismus wird meist vom vollkommenen Markt mit perfektem Wettbewerb ausgegangen. Die Modellvorstel- lung eines vollkommenen Marktes umfasst die folgenden Punkte: Homogenität Gleichartigkeit der ge- handelten Güter bzw. Dienste und der ver- wendeten Technolo- gie. Die Konsumenten und Konsumentinnen haben keine Präfe- renz für einen be- stimmten Anbieter. Transparenz d. h. Übersichtlichkeit (v. a. des Angebots): Die Konsumenten und Konsumentinnen ken- nen alle Angebote und können ohne Auf- wand das bestmögli- che Angebot auswäh- len. Freier Marktein- und -austritt Auf einem vollkom- menen Markt gibt es keine Hürden oder Barrieren, die den Marktein- bzw. -aus- tritt behindern. Verhalten der Markt- teilnehmer Die Marktteilnehmer reagieren sehr schnell auf eine veränderte Marktlage und weisen eine hohe Mobilität auf. Modell des vollkommenen Marktes Die Annahmen des vollkommenen Marktes setzen voraus, dass sich alle Marktteilnehmer rational verhalten und ihren individuellen Nutzen maximieren (homo oeconomicus). Um das Verhalten von Menschen im Widerspruch zu diesen Modellannahmen besser erklären zu können, hat sich der Be- reich der Verhaltensökonomik entwickelt. Besonders die Finanz- und Kapitalmärkte galten lange Zeit als besonders effizient und rational. Wie weit diese Theorien von der Realität entfernt waren, zeigte sich in der Subprime-Krise 2008 und diver- sen Finanzkrisen (siehe S. 184). Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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