Volkswirtschaft gestalten, Schulbuch

71 Wirtschaftsordnung Welches Menschenbild hat die Marktwirtschaft? Das Menschenbild der Ökonomen der Klassik entstammt der Einsicht, dass die all- gemeine Antriebskraft der menschlichen Natur das Eigeninteresse ist (vgl. Ideenge- schichte). Es ist das Leitmotiv für den Leistungswillen der Menschen in allen Le- bensbereichen. Das Eigeninteresse ist kein theoretisches Modell, sondern eine jedem einzelnen Menschen angeborene Energiequelle, ein unveränderliches Fak- tum der Natur. Adam Smith schrieb: „Nicht vom Wohlwollen des Fleischhauers, Bau- ern und Bäckers erwarten wir das, was wir zum Essen brauchen, sondern davon, dass sie ihre eigenen Interessen wahrnehmen.“ John Maynard Keynes relativierte diese Erkenntnis: „Der Kapitalismus basiert auf der merkwürdigen Überzeugung, dass widerwärtige Menschen aus widerwärtigen Motiven irgendwie für das allgemeine Wohl sorgen werden.“ Er betont, dass der Mensch in seiner Natur auch ein soziales Wesen ist, das auf Prinzipien angelegt ist. Der wirtschaftliche Wettbewerb ist kein sozialdarwinistischer Kampf, wo sich nur der Härteste durchsetzt, sondern ein System aus sozialer Kooperation (Einfühlungs- vermögen, Neid, Gier, Sympathie und Selbsterhaltungsstreben müssen balanciert werden). Egoismus zahlt sich in einem Gemeinwesen bestenfalls für kurze Zeit aus. Die Verhaltensökonomie ergänzte und korrigierte das (neo)klassische Menschen- bild. Menschen folgen bei ihren Entscheidungen oft nicht einer kalten, rationalen Logik der Nutzenmaximierung, sondern verwenden häufig Faustregeln, lassen sich von ihren Emotionen leiten und verhalten sich im Verlauf der Zeit widersprüchlich. ARBEITSAUFGABE 2: Menschenbilder ARBEITSAUFGABE 4: Arbeitsschritt 1: Menschenbild der freien Marktwirtschaft Zeigen Sie die Grundzüge des Menschenbildes der freien Marktwirtschaft auf, nehmen Sie dazu kritisch Stellung. Arbeitsschritt 1: Menschenbild der Zentralverwaltungswirtschaft Beschreiben Sie die Unterschiede zum Menschenbild der Zentralverwaltungswirtschaft, nehmen Sie kritisch Stellung. Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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