Volkswirtschaft gestalten, Schulbuch

63 Wohlstand & Lebensqualität Nachhaltige Entwicklung („Sustainable Development“) ist jene Entwicklung, die den Bedürfnissen der heutigen Generation ent- spricht, ihre eigenen Bedürfnisse zu befriedigen, ohne die Möglichkeiten künftiger Generationen zu gefährden. Bei nachhaltiger Wirtschaft („Sustai- nable Economy“) werden ökonomische, ökologische und gesellschaftliche Kriterien miteinander verbunden. Primäre Einkommens- verteilung Die funktionale Einkommensverteilung erfasst das in einer Wirtschaftsperi- ode neu geschaffene Volkseinkommen, verteilt auf die Produktionsfaktoren als Ergebnis der Marktkräfte. Jede Produktion hat zwei Seiten: einerseits die Güter und Dienstleistungen, die produziert werden, andererseits die Ein- kommen, die mit der Produktion geschaffen werden. Diese primäre Vertei- lung wird in der VGR als Lohn- bzw. Gewinnquote ausgedrückt. Sekundäre Einkommens- verteilung Die personelle Einkommensverteilung verteilt das Volkseinkommen auf die Personen einer Volkswirtschaft. So beziehen Haushalte zumeist Einkünfte aus mehreren Quellen, wie z. B. Arbeitseinkommen und Vermögenseinkünf- te aus Geldeinlagen (Sparbuch) oder Sozialleistungen. Unter sekundärer Einkommensverteilung versteht man die Umverteilung von Teilen der Pri- märeinkommen auf die einzelnen Haushalte oder Personen durch staatliche Institutionen zwecks gerechterer Verteilung der Einkommen. Man spricht hier von Transfereinkommen Dienstleistungs- gesellschaft ist eine Gesellschaft, deren wirtschaftliche Basis weniger durch die industri- elle Produktion als durch Dienstleistungen geschaffen wird. Medianeinkom- men ist jenes Einkommen, bei dem genau 50 % der Bezugspersonen (also die obe- ren 5 „Dezile“) ein höheres und 50 % der Bezugspersonen (also die unteren 5 „Dezile“) ein geringeres Einkommen erwirtschaften. Das „Medianeinkommen“ unterscheidet sich deutlich vom Durchschnittseinkommen: Wenn die Einkom- men der Einkommensstärksten steigen, steigt zwar das Durchschnittsein- kommen, das Medianeinkommen bleibt aber gleich. Armut Menschen werden als „arm“ eingestuft, wenn ... Absolute Armut: die verfügbaren Mittel kaum zum physischen Überleben ausreichen. Als absolut arm werden Menschen bezeichnet, denen weniger als 1,25 $ pro Tag zur Verfügung steht. Relative Armut: die verfügbaren Mittel nicht ausreichen, um einen von der Gesellschaft als normal angesehenen Lebensstandard zu führen. Als ar- mutsgefährdet gelten in der EU Menschen, die weniger als 60% des Me- dianeinkommens zur Verfügung haben. 6.2 Armut in Österreich und international Auch in den reichsten Industriestaaten tritt das Problem der Verarmung auf. D r Rückbau der Wo l- fahrtsstaaten macht Armut wieder zunehmend sicht- und spürbar. Unter Armut kann verstanden wer- den: Ú Absolute Armut: Die verfügbaren Mittel reichen kaum zum physischen Überleben aus. Bei dieser Art von Armut handelt es sich um das physiologische und damit eindeutig bestimmbare Existenz- minimum. Diese Armut ist losgelöst vom allgemeinen Lebensstandard der Bevölkerung. Diese M nsc müs en permanent u ihr Überleben kämpfen. Als absolut arm werden Menschen bezeichnet, denen weniger als 1,25 US-$ pro Tag zur Verfügung steht. Die meisten er 1,4 Milliarden Menschen (vgl. UNCSD 2012), die in diese Kategorie fallen, ha- ben weniger als einen Dollar zur Verfügung. Si besitzen oft überhaupt kein Bargeld und versuchen vom Ertrag ihres Grund und Bodens zu leben. Absolute und relative Armut Anteile Relative Armut in Österreich Bevölkerung Armutsgefährdung (weniger als 60% des Medianeinkommens) Manifest arm Quelle: UNCSD, Zahlen Sozialministerium, Statistik Austria Anteile Weltweit absolute Armut Bevölkerung Große Armut (weniger als $ 2,00/Tag) Absolute Armut (weniger als $ 1,25/Tag) 47% 26% 14% 5% Ú Relativ Armut: Die verfügbaren Mittel reichen nicht a s, um in von der Ge ellschaft als normal angesehenes Leben zu führen. Dieser Sichtweise liegt die Annahme zugrunde, dass Armut im Ver- gleich zum allgemeinen Lebensstandard der Bevölkerung zu sehen ist. Ú Armutsgefährdung (Armut grenze): Für den EU-Raum wurde (beim Europäischen Rat von La ken 2001) eine einheitliche Definition der Armutsgrenze beschlossen: Arm ist ein Haushalt demnach, wenn sein pro Kopf gewichtetes Einkommen unter 60% des Medianeinkommens liegt. Die Gewich- tung bedeutet, dass der erste Erwachsene im Haushalt als 1 Gewichtsanteil, der zweite als 0,5 Ge- wichtsanteil und jede Person unter 14 Jahren als 0,3 Gewichtsanteil gilt, dann folgt das Gesamtein- kommen des Haushaltes. Die Armutsgefährdungsschwelle wird beispielsweise bei einem Haushalt mit zwei Erwachsenen und ein m Kind mit 1,8 gewichtet. Das entsp icht einem Betrag von 23.028 EUR pro Jahr (oder 1.919 EUR pro Monat). In Österreich sind rund 13% der Bevölkerung – d. h. rund eine Million Menschen – armutsgefährdet (Zahlen für 2012, Statistik Austria). Das Medianeinkommen oder mittlere Einkommen entspricht jenem Wert, der in d r Mitte der Ver- teilung liegt (50 Prozent haben mehr, 50 Prozent haben weniger) – ist also nicht gleichbedeutend mit dem Durchschnittseinkommen. Wenn die Einkommen der Einkommensstärksten steigen, steigt zwar das Durchschnittseinkommen, das Medianeinkommen bleibt aber gleich. Eingerechnet wer- Armut ######## Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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