Volkswirtschaft gestalten, Schulbuch

Zusammenfassung: Wohlstand & Lebensqualität 62 Wertschöpfung genauer die Bruttowertschöpfung, ist ein Maß für die Wirtschaftsleistung eines Wirtschaftszweigs bzw. eines Unternehmens. Unter Wertschöpfung wird der Wertzuwachs der erzeugten Güter und Dienstleistungen verstan- den, der den Vorleistungen hinzugefügt wird. Sie stellt den Beitrag eines Unternehmens zum BIP dar. Lebensqualität ist Wohlstand plus soziale und ökologische Bedingungen, also saubere Um- welt, soziale Geborgenheit und (eine gewisse) individuelle Freiheit. Bruttoinlandspro- dukt (BIP) Das BIP – als Wohlstandsindikator – misst die Wirtschaftsleistung (d. h. die erstellten Güter, abzüglich der Vorleistungen), die eine Volkswirtschaft (Land) in einem Jahr in € erstellt. Volkswirtschaftli- che Gesamtrech- nung (VGR) hat die Aufgabe, ein möglichst umfassendes, übersichtliches und quantita- tives Gesamtbild des wirtschaftlichen Geschehens einer Volkswirtschaft zu geben (z. B. mit dem BIP, Volkseinkommen). Einfacher Wirtschaftskreis- lauf 23 Wohlstand & Lebensqualität Beim Modell des einfachen Wirtschaftskreislaufs wird das Wirtschaftsleben auf zwei Teilnehmer, die privaten Haushalte und die Unternehmen, reduziert. Es werden die wesentlichen Geldströme (Einkom- men und Konsumausgaben) und Güterströme (Produktionsfaktoren, Sachgüter und Dienstleistungen) zwischen beiden dargestellt. Haushalte Unternehmen Faktoreinkommen (Miete, Gehalt/Lohn, Zinsen, Gewinnanteil) Grund und Boden, Arbeit, Kapital, Ideen Güter- und Faktorströme Geldströme Markt Sachgüter und Dienstleistungen Konsumausgaben Es stellt sich die Frage, woher diese Ströme kommen und wo sie enden. Für den Güterstrom ist diese Frage relativ leicht zu beantworten: Der Natur werden Güter abgerungen, die e werden veredelt und für de Konsum bereitgestellt. Güterströme nehm n ihren Anfang in der Natur und enden beim Menschen. Schwieriger zu beantworten ist die Frage nach dem Woher und Wohin des Geldstroms. Es ist nicht auf den ersten Blick zu erkennen, woher die Haushalte das Geld nehmen, das sie zum Kauf von Konsum- gütern benötigen, und wo der Kreislauf des Geldes endet. ARBEITSAUFGABE 1: Geld- und Güterströme a) Erklären Sie, warum der Geld- und der Güterstrom in verschiedene Richtungen fließen. b) Warum ist die Frage nach dem Woher und Wohin (Verlauf) des Geldstroms schwieriger als beim Güterstrom? Stellen Sie eine Überlegung an! Ein Kreislaufmodell (siehe TOOL BOX 1 und 2) ist eine bildhafte, vereinfachte Darstellung ökonomi- scher Zusammenhänge . Es werden hier verschiedene Faktoren, wie Einnahmen, Ausgaben, Angebot, Nachfrage, Beschäftigung, Sparen, Steuern, Exporte usw. erfasst. Anwendung findet das Modell des Wirtschaftskreislaufs in der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung (VGR). Um die Leistungskraft einer Volkswirtschaft darzustellen, wird der Geldwert aller dort in einer Periode statistisch gemessenen gleichartigen wirtschaftlichen Aktivitäten erfasst und Waren-, Leis- Präsentation „Vom einfachen zum erweiterten Wirtschafts- kreislauf“ ######## fertig_VWL_Kapitel2_022-059_2014-04-21.indd 23 21.04.2014 15:58:07 Human Develop- ment Index (HDI) Die Vereinten Nationen berechnen den HDI als Indikator für die menschli- che Entwicklung. Beim HDI werden neben dem BIP auch die Lebenserwar- tung, Bildung und der Lebensstandard berücksichtigt. 36 Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass das BIP als Wohlstandsindikator mit Fehlern behaftet ist, denn eine Erhöhung des BIPs bedeutet nicht immer eine Verbesserung des Wohlstands der Bevöl- kerung. Es gibt „Produkte“, die keinerlei Preis haben. So kann die Nutzung von „sauberer Luft“ nicht bewertet werden, so wie auch niemand von diesem Nutzen ausgeschlossen werden kann. Man nennt solche Güter „freie Güter“. Weil sie aber frei sind und keinen Preis haben, sind sie nicht marktfähig. Ihr Nutzen fließt in keine Kostenrechnung ein, auch w n rhebliche Mengen davon verbraucht bzw. verschmutzt werden. So verursacht der Autoverkehr zahlreiche Umweltschäden und damit volkswirt- schaftliche Kosten, die weder den Herstellern noch den Autobenützern und Autobenützerinnen zur Gänze angelastet werden können und sich somit nicht im Kauf- oder Fahrpreis niederschlagen. Man nennt solche Wirkungen „externe Effekte“ bzw. diese Kosten „externe Kosten“. Negative externe Effekte überwiegen immer dann, wenn es einzelwirtschaftlich günstiger ist, Kosten auf Dritte abzuwälzen. Diese negativen externen Effekte kann man bezeichnen als Ú Kosten, die unfreiwillig von Dritten getragen werden; Ú Kosten, die nicht in die Kalkulation des Verursachers eingehen. Die Umwelt wurde lange Zeit als „freies Gut“ angesehen. Aus wirtschaftlicher Sicht war es kosten- günstiger, die Umwelt zu belasten. Jede Umweltbelastung war einzelwirtschaftlich ein Zusatzgewinn. Dieses Verhalten wurde jahrzehntelang akzeptiert. Wichtig wäre, auch bei zukünftigen VGR-Berech- nungen die sozialen Kosten, wie z. B. die Krankenhaus- und Pflegekosten für Alkohol- und Suchtgift- kranke, zu berücksichtigen. Der Marktwert staatlicher Leistungen (z. B. die nächtliche Sicherheit auf dem Heimweg) findet sich noch in keiner Wohlfahrtsberechnung. Human Development Index (HDI) Was der Human Dev lopment Index (HDI) kombiniert Bruttoinlandsprodukt eines Landes pro Kopf (Lebensstandard) Lebenserwartung als indikator für Gesundheit Bildungsstand setzt sich zusammen aus Alphabetisierungsrate und Gesamteinschulungsrate Ú Der Lebensstandard wird z. B. durch den Durchschnittsverdienst der Haushalte sowie unbezahlte Hausarbeit berücksichtigt. Ú die Lebenserwartung z. B. durch die Kindersterblichkeit und Ú der Bildungsstand z. B. durch die Alphabetisierungsquote der Bevölkerung, die Einschulungsquote, die Akademikerquote, Die V reinten Nationen berechnen den HDI (= Human Development Index) bzw. Index für die menschliche Entwicklung, der m hr Gewicht auf Lebensqualität d r Menschen legt, und damit in Indikator für die Wohlfahrtsber chnung ist. VWL_022-059_Kapitel_02_2014-06-08.indd 36 08.06.2014 15:46:53 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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