Volkswirtschaft gestalten, Schulbuch
56 Trends bei der Einkommensverteilung in Österreich Österreich ist heute ein sehr reiches Land und hat seit 1945 einen international sehr beachtlichen Aufholprozess bei der wirtschaft- lichen Leistung erbracht. Es ist bezüglich gerechter Einkommensverteilung wie die skandinavischen Staaten ein internationales Vorbild. In den letzten Jahren zeigt sich allerdings, dass die Einkommensschere in Österreich auseinander geht. Die Wirtschaftskrise verschärft den Trend: Ú Die Einkommensschere zwischen Spitzen- und Durchschnittsverdienern bzw. -verdienerinnen geht auseinander. 20% aller Arbeitnehmer/innen in Öster- reich verdienen 47% des Gesamteinkommens. Vor 30 Jahren waren es nur 40%. Ú Seit dem Ausbruch der Finanzkrise 2007 haben auch jene Perso- nen sinkende Realeinkommen hinnehmen müssen, die ohne Un- terbrechung durchgehend beschäftigt waren. Einkommenszuwächse unter der Inflationsrate gab es hier für 35 Prozent der Arbeiter/innen und 26 Prozent der Angestellten. Ú Die Zahl der Teilzeitarbeitskräfte ist stark gestiegen. Durch die sekundäre Einkommensverteilung wird die Ungleichheit bei den Einkommen allerdings gemildert. Ú Die Einkommen der Frauen liegen im Durchschnitt in etwa 30% unter den Einkommen der Männer und haben sich in den letzten drei Jahrzehnten in Relation zu den Männereinkommen nicht verbes- sert. Das ist unter anderem auf die mehrheitlich von Frauen erbrachte Teilzeitbeschäftigung und andere prekäre Beschäftigungsverhältnisse zurückzuführen. Rechnet man den Teilzeitfaktor heraus, bleibt immer noch ein Unterschied von 22%. Ú Akademikerhaushalte verfügen meistens über das doppelte Einkommen im Vergleich zu den Durchschnittseinkommen. Ú Auch regional gibt es in Österreich Unterschiede. Die höchsten Einkommen von Arbeitnehmern bzw. Arbeitnehmerinnen werden in Niederösterreich und Wien erzielt. ARBEITSAUFGABE 28: Gerechtes Einkommen Kann der Markt für ein gerechtes Einkommen sorgen? Begründen Sie Ihre Entscheidung. Trotz großer Fortschritte bei der gerechten Einkommensverteilung bleiben die Unter- schiede zwischen den verschiedenen Erwerbsgruppen sehr groß. Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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