Volkswirtschaft gestalten, Schulbuch

52 5.1 Einkommensgerechtigkeit Die Einkommen der Bevölkerung sind abhängig von der Wirtschaftskraft (z. B. vom BIP, vom Bildungs- stand) und dem Verständnis der Einkommensgerechtigkeit. In der arbeitsteiligen Volkswirtschaft ist die Verteilung des Güter- und Leistungsvolumens ein Zurech- nungsproblem, für das es rechnerisch keine gerechte Lösung gibt. Erachtet sich eine Gruppe von Einkommensbeziehern als benachteiligt, kann es zu Konflikten kommen (Demonstrationen, Streiks, Leistungsverweigerungen, passive Resistenz). Die Folgen sind weitreichend: Entstehung von betrieb- lichen Leerkosten, Ausfall von Einkommen, Steuerausfall, unzureichende Versorgung und Anstieg der Stückkosten. Für die Einkommensverteilung können folgende Kriterien unterschieden werden: Gerechte Einkommensverteilung – Verteilungskriterien nach Leistung auch mit sozi- aler Absicherung, z. B. betriebliche Zusatzpension. nach Machtstellung Die Höhe der Löhne ist von der politi- schen Macht der Arbeitgeber/innen und Arbeitnehmer/ -innen abhängig. nach Bedarf Es werden Faktoren wie Alleinverdiener/ -innen, Krankheit oder Alter berück- sichtigt. Löhne rein nach Bedarfsprinzip sind ökonomisch nicht denkbar. nach Gleichheit gleiche Einkom- men unabhängig von der persön- lichen Leistung Ökonomische Mehrleistungen sind in diesem Fall sehr selten. Zwei Indikatoren bieten eine Veranschaulichung über die (Un-)Gleichverteilung von Einkommen und damit eine gute Basis zum Diskurs: Ú Die Lorenz-Kurve (siehe Abbildung auf der nächsten Seite) stellt die Verteilungsgerechtigkeit des Einkommens in einem Land grafisch dar. Die Grafik veranschaulicht das Ausmaß der Konzentration des Einkommens auf bestimmte Bevölkerungsteile. Ú Der Gini-Koeffizient zeigt die Verteilungsgerechtigkeit auf einer Skala von 0 (gleichmäßige Vertei- lung) bis 1 (maximale Ungleichverteilung). 0 bedeutet die absolute Gleichheit der Einkommen, bei 1 würde nur eine Person über sämtliche Einkommen verfügen. Österreich hat einen Gini-Koeffizi- enten bei Einkommen von 0,27; die USA von 0,4. In vielen afrikanischen Ländern liegt die Ungleich- heit bei beunruhigenden 0,7. Die skandinavischen Länder haben einen Gini-Koeffizienten von knapp über 0,2. Beide Indikatoren können – sofern entsprechende Daten erhoben werden – auch zur statistischen Verteilung des Vermögens in einem Land genutzt werden. Die Zahlen über das Einkommen sind leich- ter zu erheben (Stichworte: Sozialversicherung und Einkommensteuer) als Zahlen über das Vermögen. Die Einkommens- und Vermögensverteilung können in einem Land sehr unterschiedlich sein. Öster- reich hat einen Gini-Koeffizienten bei Vermögen von 0,76 (Quelle: OeNB). Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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