Volkswirtschaft gestalten, Schulbuch
40 Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass das BIP als Wohlstandsindikator mit Fehlern behaftet ist, denn eine Erhöhung des BIPs bedeutet nicht immer eine Verbesserung des Wohlstands der Bevöl- kerung. Es gibt „Produkte“, die keinerlei Preis haben. So kann die Nutzung von „sauberer Luft“ nicht bewertet werden, so wie auch niemand von diesem Nutzen ausgeschlossen werden kann. Man nennt solche Güter „freie Güter“. Weil sie aber frei sind und keinen Preis haben, sind sie nicht marktfähig. Ihr Nutzen fließt in keine Kostenrechnung ein, auch wenn erhebliche Mengen davon verbraucht bzw. verschmutzt werden. So verursacht der Autoverkehr zahlreiche Umweltschäden und damit volkswirt- schaftliche Kosten, die weder den Herstellern noch den Autobenützern und Autobenützerinnen zur Gänze angelastet werden können und sich somit nicht im Kauf- oder Fahrpreis niederschlagen. Man nennt solche Wirkungen „externe Effekte“ bzw. diese Kosten „externe Kosten“. Negative externe Effekte überwiegen immer dann, wenn es einzelwirtschaftlich günstiger ist, Kosten auf Dritte abzuwälzen. Diese negativen externen Effekte kann man bezeichnen als Ú Kosten, die unfreiwillig von Dritten getragen werden; Ú Kosten, die nicht in die Kalkulation des Verursachers eingehen. Die Umwelt wurde lange Zeit als „freies Gut“ angesehen. Aus wirtschaftlicher Sicht war es kosten- günstiger, die Umwelt zu belasten. Jede Umweltbelastung war einzelwirtschaftlich ein Zusatzgewinn. Dieses Verhalten wurde jahrzehntelang akzeptiert. Wichtig wäre, auch bei zukünftigen VGR-Berech- nungen die sozialen Kosten, wie z. B. die Krankenhaus- und Pflegekosten für Alkohol- und Suchtgift- kranke, zu berücksichtigen. Der Marktwert staatlicher Leistungen (z. B. die nächtliche Sicherheit auf dem Heimweg) findet sich noch in keiner Wohlfahrtsberechnung. Human Development Index (HDI) Was der Human Development Index (HDI) kombiniert Bruttoinlandsprodukt eines Landes pro Kopf (Lebensstandard) Lebenserwartung als indikator für Gesundheit Bildungsstand setzt sich zusammen aus Alphabetisierungsrate und Gesamteinschulungsrate Ú Der Lebensstandard wird z. B. durch den Durchschnittsverdienst der Haushalte sowie unbezahlte Hausarbeit berücksichtigt. Ú die Lebenserwartung z. B. durch die Kindersterblichkeit und Ú der Bildungsstand z. B. durch die Alphabetisierungsquote der Bevölkerung, die Einschulungsquote, die Akademikerquote. Die Vereinten Nationen berechnen den HDI (= Human Development Index) bzw. Index für die menschliche Entwicklung, der mehr Gewicht auf Lebensqualität der Menschen legt, und damit ein Indikator für die Wohlfahrtsberechnung ist. Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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