Volkswirtschaft gestalten, Schulbuch

315 TOOL BOX 7 Szenariomethode im Detail Welche Ziele? Mit der Szenariomethode werden mögliche zukünftige Entwicklungs- linien aufgezeigt. Szenarien dienen dazu, die Bandbreite möglicher Entwicklungspfade zu skizzieren. Die Erarbeitung von Szenarien nimmt dabei weder Rücksicht auf Kriterien der political correctness noch auf den Grad der Wahrscheinlichkeit der aufgezeigten Entwicklungsper- spektiven. Die Szenarien sollen weder hierarchisch geordnet werden, noch soll hier eine normative Handlungsempfehlung darüber abgege- ben werden, welcher Entwicklungspfad in der Zukunft verfolgt werden soll. Eine derartige Auseinandersetzung mit der künftigen Gestalt, z. B. der EU, verspricht einen entscheidenden Mehrwert: Gerade die Bild- haftigkeit und die alternative Darstellung kommender Entwicklungen dienen dazu, herkömmliche Zukunftserwartungen zu hinterfragen, das Themenspektrum der politischen Tagesordnung zu erweitern sowie zentrale Probleme des gegenwärtigen Entscheidens und Agierens im Hinblick auf ihre Langzeitwirkung zu identifizieren. Aus der Breite des Ansatzes ergeben sich unterschiedliche Perspektiven und neue Denk- anstöße. Darüber hinaus kann auf Basis der Simulation möglicher Ent- wicklungstendenzen ein Frühwarnsystem entwickelt werden, sodass Weichenstellungen rechtzeitig und vor allem zielorientiert vorgenom- men werden können. Arbeitsprozess Am Beispiel der EU Die Erarbeitung von Zukunftsszenarien beruht auf einem mehrstufigen Arbeitsprozess und den Kenntnissen des Autorenteams: (1) In einem ersten Schritt werden zentrale Kategorien ausgewählt, die für die zukünftige Entwicklung wichtig sind. Ihnen werden jeweils Teilszenarien zugeordnet, z. B. bei der EU die drei Integra- tionskategorien (Reform – Erweiterung – Sicherheit) und jeweils drei Teilszenarien (siehe unten). Manche Szenariomethoden, die erstellt werden, enden bereits nach diesem Arbeitsschritt. (2) Die den einzelnen Kategorien zugewiesenen Teilszenarien werden kombiniert und ergeben bestimmte Konstellationsmöglichkeiten. Am Beispiel der EU ergeben sich aus der Kombination der Teilsze- narien insgesamt 27 Konstellationsmöglichkeiten (siehe unten). (3) Bei der genaueren Analyse der Konstellationen werden Aus- schlusskriterien für die Vereinfachung identifiziert, wonach bestimmte Kombinationen, die sich als unwahrscheinlich bzw. logisch nicht stringent erweisen, ausgeschieden werden (siehe dazu unten am Beispiel der EU). (4) Im Zuge einer finalen Klassifizierung werden die verbliebenen Kombinationen zu möglichen Szenarien zusammengeführt. Am Beispiel der EU werden die 14 Kombinationen in fünf möglichen Szenarien zusammengeführt. Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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