Volkswirtschaft gestalten, Schulbuch

289 Überblick der Ideengeschichte der Volkswirtschaftslehre Keynes’ Lösung für das Problem Für Keynes war klar, dass dem Problem nur durch in großem Umfang steigende Einkommen beige- kommen und dieses Ziel nur durch Investitionen gelöst werden könne. Aufgrund des verbreiteten Pessimismus sah es Keynes als Aufgabe des Staates an, einen Investitionsschub auszulösen und die wirtschaftliche Stimmungslage zu heben: Ú Der Staat vergibt große Auftragsvolumen. Ú Dadurch steigt in bestimmten Zweigen der Investitionsgüterindustrie die Nachfrage. Ú Es werden in diesen Wirtschaftszweigen nun Investitionen getätigt und neue Arbeitsplätze ge- schaffen. Ú Dadurch steigen die Einkommen in der Investitionsgüterindustrie. Ú Die steigenden Einkommen bewirken ein Anspringen des Konsums. Die erste Phase wird als „Multiplikatoreffekt“ bezeichnet. Auch in der Konsumgüterindustrie steigt die Nachfrage, es werden Investitionen getätigt und Arbeits- plätze geschaffen. Ú Dadurch steigen die Einkommen auch in der Konsumgüterindustrie. Ú Die nun insgesamt weiter angestiegenen Einkommen bewirken ein weiteres, nunmehr eigenstän- diges, Ansteigen der gesamten Nachfrage (Konsum und Investitionen) in allen Bereichen der Wirt- schaft. Die zweite Phase wird „Akzeleratoreffekt“ genannt. Das „Multiplikatormodell“ soll die Volkswirtschaft aus der Depression hinausführen. Um möglichst optimal zu wirken, müssen die im Multiplikatormodell anstoßgebenden staatlichen Aufträge freilich möglichst viele, möglichst große Wirtschaftszweige betreffen; Infrastrukturprojekte eignen sich hiefür daher besonders. Keynes’ Forderungen an die Wirtschaftspolitik Der Staat soll durch expansive Fiskalpolitik und expansive Geldpolitik aktiv Maßnahmen ergreifen: Expansive Fiskalpolitik bedeutet, dass der Staat die Gesamtnachfrage durch staatliche Aufträge stimuliert. Die Mit- tel sollte er sich entweder in Zeiten guter Kon- junkturlage angespart haben oder er sollte in schlechten Zeiten Kredite aufnehmen, um die Nachfrage stimulierenden Staatsaufträge zu finanzieren (so genanntes „Deficit Spending“); diese Schulden müssen aber in den folgenden guten Zeiten wieder abgebaut werden. (Gegenteil: restriktive Fiskalpolitik) Expansive Geldpolitik bedeutet, dass die staatliche Notenbank ent- weder durch Erhöhung der Geldmenge (Geld- mengenpolitik) oder durch direkte Senkung der Leitzinsen (Zinspolitik) billige Kredite er- möglicht. Dadurch steigt der Anreiz für Inves- titionen. (Gegenteil: restriktive Geldpolitik) Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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