Volkswirtschaft gestalten, Schulbuch

280 Kommunismus – Marxismus Der bedeutendste Theoretiker des Kommunis- mus war Lenin. Er unterschied in der Theorie zwischen Marxismus und Marxismus-Leninis- mus, und zwar folgendermaßen: Man kann durch politische Maßnahmen eine gesellschaft- liche Neuordnung herbeiführen, ohne erst auf den Umschwung in einer Gesellschaftsordnung durch die Wandlungen der Organisation der Wirtschaft warten zu müssen. Jede bisherige Produktionsform war Kapitalismus. Stellte bei Marx nur das Fabriksystem eine kapitalistische Wirtschaftsweise dar, ist bei Lenin jede Form der Produktion, auch die landwirtschaftliche und handwerkliche, kapitalistisch. Lenin 1870–1924 Mao Zedong 1893–1976 Der Marxismus-Leninismus verbreitete sich in den 1940er/50er Jahren einerseits in den Ländern Mittel- und Osteuropas durch die Position der UdSSR als Siegermacht des Zwei- ten Weltkriegs und andererseits durch natio- nale Befreiungskämpfe (z. B. in China, Kuba, Äthiopien, Mosambik). Die Zeit des real existie- renden Sozialismus in der UdSSR und Osteuropa kann mit der Wende 1989/90 als beendet gelten. Revisionismus – Sozialdemokratie Während im Kommunismus die Theorien von Marx radikaler und beschleunigter durchgeführt werden sollen, schwächt der Revisionismus die Annahmen von Marx, insbesondere seine Vor- aussagen, ab und versucht, sie zu revidieren. So kritisiert der Revisionismus vor allem die marxis- tischen Theorien der Wert- und Mehrwertlehre, die Verelendungs- und Krisenlehre sowie die materialistische Geschichtsauffassung. Weiters ist der Revisionismus der Ansicht, dass die Voraussage des geradezu naturnotwendigen Zusammenbruchs des Kapitalismus keineswegs gültig sein müsse. Ebenso wird die volle Richtig- keit der Konzentrationstheorie bestritten. Die Katastrophe des Zusammenbruchs soll übrigens nicht herbeigesehnt, sondern geradezu im Inter- esse der Arbeiter/innen verhindert werden. Aus diesem Grund treten die Revisionisten unter anderem für die Gründung von Gewerkschaften ein. Die sozialistische Lehrmeinung, dass das Eigen- tum an den Produktionsmitteln in die Hand der Gesellschaft überzugehen habe, ist heute in den modernen westlichen Staaten nur noch von geringer Bedeutung. Wichtiger ist die Demokra- tisierung sämtlicher Lebensbereiche, auch des Wirtschafts- und Arbeitsbereiches, weiters die staatliche Einflussnahme auf das Wirtschafts- geschehen (z. B. durch Investitionslenkung und Kreditvergabe) und die gerechte Einkommens- und Vermögensverteilung. Die große Zeit der sozialdemokratischen Partei als staatstragende Partei – mit Regierungsverantwortung – begann nach dem Zweiten Weltkrieg und im Wirt- schaftswunder (Wiederaufbauzeit). Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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