Volkswirtschaft gestalten, Schulbuch

262 ARBEITSAUFGABE 15: Globalisierung braucht Gestaltung Entwicklung der Globalisierung Anfänge der Globalisierung findet man schon in der Zeit des Merkantilismus. Die neuen Transportmittel des 19. Jahrhunderts, wie Eisenbahn, Dampfschiffe und das Auto und die neuen Kommunikationsmittel wie die Telegrafie ließen die Welt kleiner erscheinen und alle Punkte der Erde erreichbar werden. Den ersten Siegeszug der Globalisierung findet man in der Zeit des Freihandels vor dem 1. Weltkrieg (1914–1918). Die Internationalisierung des Warentausches und Kapitaltransaktionen erreichten damals ihren ersten Höhepunkt. In der Zwischenkriegszeit fielen die Staaten in die Autarkie zurück. Noch während des 2. Weltkrieges (1939–1945) wurde in Bretton Woods 1944 eine friedliche und freie Wirtschafts-Nachkriegsordnung mit einer neuen Welthan- delsordnung, GATT (Vorläufer der WTO), beschlossen. Der Dollar wurde zur Weltleitwährung. Der Internationale Währungsfonds und die Weltbank wurden geschaffen. Seit damals hat der Welthandel schneller zugenommen als die weltweite Produktion von Gütern und Dienstleistungen. Seit Beginn der 1980er Jahre ist der Welthandel zum zentralen Motor der wirtschaftlichen Globalisierung geworden. Ob die Globalisierung erfolgreich ist und alle Erdenbürger/innen zu vermehrtem Wohlstand führen wird, ist nicht leicht zu beantworten. Die Globalisierung brachte den Industrieländern in den letzten 100 Jahren deutliche Wohlstandsgewinne. Sinn der Globalisierung ist, dass nur mehr jene Güter und Dienstleistungen erzeugt werden, die dem Exportland einen wirtschaftlichen Vorteil bringen. Auf die Globalisierung heute zu verzichten, brächte den Industrieländern deutliche Wohlstandsverluste. Arbeitsschritt 1: Lesen Sie den Text zur Entwick- lung der Globalisierung. Die Befürworter/innen der Globalisierung fordern permanentes Wachstum der Wirtschaft, freie Exporte und Importe von Waren und Dienstleistungen, Zollfreiheit und Beschränkungsfreiheit bei Waren- und Dienstleistungen, den freien Arbeitsmarkt (Lohnhöhe nach Angebot und Nachfrage), Mobilisierung der Menschen, die Öffnung der Märkte für ausländische Direktinvestitionen, den freien Kapitalverkehr, Sicherung des Eigentums, Deregulierung und Verkleinerung des Staatsapparates und die Privatisie- rung des öffentlichen Sektors als Voraussetzung für die ökonomische Entwicklung und das nachhaltige Wachstum der Wirtschaft. Die Ideologie der freiheitlichen Globalisie- rung wird mit dem „Washingtoner Konsens“ 1989 erklärt. Damals wurden die wichtigsten Grundsätze nach amerika- nischem Vorbild mit weltweit freiem Kapital-, Waren- und Dienstleistungsverkehr und geringem Staatseinfluss normiert. Globalisierung ist für unsere Volkswirtschaft das, was für die Physik die Schwerkraft ist. Man kann nicht für oder gegen das Gesetz der Schwerkraft sein – man muss damit leben. Alain Minc (1949) franz. Ökonom Die Globalisierung von Normen führt zu Normen- konflikten. Die Metropolen geben die Regeln und Normen vor, an denen sich dann die Verhältnisse in der Peripherie messen lassen müssen. Elmar Altvater (1938) dt. Politikwissenschaftler Die Globalisierung gestalten kann nur, wer klare Wertvorstel- lungen jenseits der Wirtschaft- lichen hat. Wir müssen uns dar- über klar werden, wie wir Frei- heit und Gerechtigkeit für alle Menschen in Zeiten der Globali- sierung sichern und fördern. Johannes Rau (1931–2007), deutscher Bundespräsident Video Globalisierung a3x57p Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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