Volkswirtschaft gestalten, Schulbuch

257 Internationale Wirtschaft Die Nachteile fester (starrer) Wechselkurse liegen darin, dass die jeweilige Zentralbank verpflichtet ist, den Wechselkurs konstant (oder in einer vereinbarten Schwankungsbreite) zu halten. Dies führt zu Problemen, wenn die Marktkräfte am Devisenmarkt dem starren Wechselkurs entgegenwirken: Ú Wenn z. B. eine Volkswirtschaft ständig ein Leistungsbilanzdefizit aufweist (z. B. weil weit mehr Güter und Dienstleistungen importiert als exportiert werden), heißt das, dass sie ihre Währung am Devisenmarkt verstärkt anbietet (weil sie ja Güter einkauft). Dadurch steigt das Angebot dieser Währung und die Marktkräfte am Devisenmarkt drücken den Wert der Währung gegenüber einer oder mehreren anderen Währungen nach unten (sie gerät unter „Abwertungsdruck“). Wegen des festen Wechselkurses ist eine tatsächliche Abwertung aber nicht möglich, und die Zentralbank dieser Volkswirtschaft muss nun ihren festen Wechselkurs gegen den Devisenmarkt verteidigen: Sie muss die eigene Währung aufkaufen und dafür mit ihren Fremdwährungs- oder Goldreserven bezahlen. Dies kann sie, abhängig von der Menge ihrer Reserven, freilich nur eine begrenzte Zeit aufrechthalten. Dann aber gehen ihr die Reserven aus, sie kann den festen Wechselkurs nicht mehr halten und es fehlen die für die Begleichung von Importen notwendigen Reserven (Liquiditäts- problem). Die Folge ist eine tiefe Währungs- und Wirtschaftskrise. Das Eintreten dieses Szenarios wird dadurch beschleunigt, dass ausländische Investoren, die die Situation der betroffenen Volks- wirtschaft erkennen, ihre Portfolioinvestitionen abziehen; dadurch steigt das Angebot der Inlands- währung der betroffenen Volkswirtschaft noch rascher an – und der Druck des Devisenmarktes auf die Zentralbank ebenso (z. B. Finanzkrise in Südostasien 1997). Ú Im umgekehrten Fall, wenn die Volkswirtschaft z. B. einen Leistungsbilanzüberschuss aufweist, wird die Währung dieser Volkswirtschaft verstärkt nachgefragt. Wiederum übt der Devisenmarkt Druck auf die Währung aus, diesmal aber nach oben („Aufwertungsdruck“). Wiederum muss die Zentralbank ihren Wechselkurs verteidigen. Diesmal aber, indem sie die Geldmenge rascher an- wachsen lässt, und so das Angebot der eigenen Währung am Devisenmarkt steigen lässt. Hier hat die Zentralbank zwar kein Liquiditätsproblem, doch kann ein Ansteigen des Geldmengenwachs- tums ein anderes Problem herbeiführen (wenn das BIP der betroffenen Volkswirtschaft nicht rasch genug wächst): die Inflation. ARBEITSAUFGABE 10: Exportüberschüsse a) Ein Land hat Exportüberschüsse. Wird es auf- oder abwerten? Begründen Sie Ihre Entscheidung. b) Warum intervenieren Notenbanken gegen Wechselkursentwicklungen? Nennen Sie zwei Überle- gungen. ARBEITSAUFGABE 11: Feste Wechselkurse Warum scheiterte das System der festen Wechselkurse 1973? Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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