Volkswirtschaft gestalten, Schulbuch

256 Die internationale Finanzarchitektur im Wandel Heute stellen bei den frei konvertierbaren Währungen die internationalen Devisenkurse täglich den jeweiligen Wert dar, wobei die Währungen je nach Angebot und Nachfrage täglich auf- oder abgewer- tet werden. Bei starren Wechselkursen werden Auf- oder Abwertungen von den Noten- oder Zentral- banken durchgeführt. Die Relationen werden dann geändert, wenn sich die Wirtschaftskraft eines Landes ändert. Vom „Goldstandard“ zum „Bretton-Woods-System“ bis 1973 Noch Anfang des 20. Jahrhunderts ergab sich aus dem „Goldstandard“ ein System starrer Wechsel- kurse: Ú Jeder Staat fixierte seine Währung in Goldunzen (z. B. 1 USD = x Unzen, 1 GBP = y Unzen). Ú Jeder Staat musste das Verhältnis seiner Geldbasis (Münzen, Banknoten) zu seinen Goldreserven konstant halten. Ú Jeder Staat verpflichtete sich zum jederzeitigen Umtausch seiner Währung in Gold. 1944 wurde in Bretton Woods (New Hampshire/USA) ein neues System ebenfalls starrer Wechselkurse entworfen, das den Goldstandard ersetzte und von den Mitgliedstaaten des ebenfalls 1944 gegründe- ten Internationalen Währungsfonds (IWF) übernommen wurde („Bretton-Woods-System“): Ú 1 US-$ wurde mit 35 Goldunzen festgelegt. Ú Die USA mussten ihren US-$ weiterhin zu 100 % mit Gold decken (wie zu Zeiten des Goldstandards). Ú Andere Währungen konnten ihre Währung entweder mit Gold oder mit US-$ decken, mussten aber (wie beim Goldstandard) ihre Geldbasis mit den Gold- bzw. US-$-Reserven konstant halten. Das „Bretton-Woods-System“ hielt bis 1973. Gründe für das Scheitern des „Bretton-Woods-Systems“: aus politischen Gründen (Streit USA – Frank- reich wegen der Finanzierung des Vietnam- Krieges und der Goldrückkäufe Frankreichs) aus wirtschaftlichen Gründen, da sich die meisten IWF-Mitgliedsländer nicht mehr dem Diktat der Leistungsbilanz unterwerfen woll- ten. Länder mit chronisch passiver Leistungs- bilanz hatten ihre Währungen abzuwerten, Länder mit chronisch aktiver Leistungsbilanz hatten ihre Währungen aufzuwerten. Die fixen Wechselkurse wurden durch das freie „Floaten“ ersetzt. Dennoch haben auch heute viele Länder einen fixen Wechselkurs oder sind, z. B. wie viele ostasiatische Länder, an die US-Währung (Leitwährung) freiwillig gebunden. In letzter Zeit jedoch wird davon zugunsten einer freiwilligen Bindung an einen Währungskorb (bestehend aus den Währungen der bevorzugten Handelspartner) Abstand genommen. Bei den Ländern, die den Wechselkurs freigaben (z. B. USA, Schweiz, Großbri- tannien), gibt es „managed floating“ (auch „schmutziges Floating“ genannt), bei dem der Staat meist in Form der Notenbank international interveniert. Außerdem gibt es das „freie Floaten“, bei dem der Staat in Form der Notenbank nicht interveniert. Hier ist die Währung ausschließlich dem freien Spiel der Marktkräfte ausgesetzt (z. B. Euro). Der Nachteil flexibler Wechselkurse ist, dass den Unternehmen eine stabile Kalkulationsgrundlage fehlt. Für Staaten ist von Nachteil, dass ihre Währungen jetzt den Schwankungen der Finanzmärkte unterliegen. Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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