Volkswirtschaft gestalten, Schulbuch

239 Europäische Wirtschaft Mit freundlicher Genehmigung von Franco Algieri, Janis Emmanouilidis, Roman Maruhn. Die fünf EU- Szenarien zu Europas Zukunft basieren auf einer Studie des Centrum für angewandte Politikforschung, München. Die Texte wurden für die Übung gekürzt und aktualisiert. Die sich stetig in Richtung ei- ner Supermacht Europa entwi- ckelnde Europäische Union erweist sich als ein äußerst of- fenes System, das auch im Pro- zess der Staatswerdung fähig ist, neue Mitglieder aufzuneh- men. Damit ist die EU global das einzige System, das terri- torial kontinuierlich expan- diert. Nachdem der Türkei der Weg in die Europäische Union geöffnet wurde, wird letztlich keinem europäischen Staat die EU-Mitgliedschaft verwehrt. Auch nichteuropäische Staa- ten, wie Israel oder Marokko, erhöhen den Druck, EU-Mit- glieder zu werden. Europa betrachtet diese große Erweiterung nicht nur als Soli- darakt, sondern auch als Inves- tition in die eigene Zukunft: Die jungen Marktwirtschaften der neuen Mitgliedstaaten ent- wickeln sich zum dynamischen Wachstumsmotor und sind gleichzeitig ein interessanter Absatzmarkt für die speziali- sierten Produkte der alten eu- ropäischen Volkswirtschaften. Im Ergebnis einer Abtretung nationaler Souveränitätsrechte der Mitgliedstaaten an die EU entwickelt sich die Union zu einem umfassenden globalen Sicherheitsakteur. Die Etablie- rung einer Sicherheits- und Verteidigungsunion und vor allem der Aufbau der Verein- ten Europäischen Strategi- schen Streitkräfte (VESS), die sich unter einem gemeinsamen europäischen Oberkommando des Atomwaffenpotentials Frankreichs und Großbritanni- ens bedienen können, verän- dern die internationale Rolle der EU. Nach der Reform der Verein- ten Nationen erhält die EU ei- nen ständigen Sitz im UN-Si- cherheitsrat. Die Fähigkeit zu weltweiter Machtprojektion und internationalem Engage- ment erfordert eine Neube- stimmung europäischer Au- ßenpolitik im Konzert einer von regionalen Blöcken domi- nierten internationalen Ord- nung. Die Supermacht Europa verabschiedet sich endgültig von der Idee einer Zivilmacht und bedient sich uneinge- schränkt der Mittel internatio- naler Machtpolitik. Trotz grundsätzlicher Unterschiede zwischen dem Staatsgebilde sui generis der Supermacht Europa und dem Staatsver- ständnis und dem Regierungs- system derVereinigten Staaten erlaubt das große politische und wirtschaftliche Machtpo- tential der EU den Vergleich mit den USA. Nach den Kon- flikten amAnfang des 21. Jahr- hunderts, die Befürchtungen über eine transatlantische Spaltung aufkommen ließen, können Washington und Brüs- sel ihre globalen Interessen weitgehend ausgleichen. Die Errungenschaften der Europäi- schen Sicherheits- und Vertei- digungsunion führen zu einer Ausbalancierung des internati- onalen Systems und zu einer Machtparität mit denVereinig- ten Staaten. Die Etablierung eines atlantischen Wirtschafts- raums wird zum Symbol eines neuen transatlantischen Gleichgewichts. Supermacht Europa Methode Monnet Geschlossenes Kerne ropa Titanic „Integrationstiefe“ Szenarienübersicht „Integrationsreichweite“ Offener Gravitationsraum Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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