Volkswirtschaft gestalten, Schulbuch

230 Arbeitsschritt 3: Schülerinnen/Schüler, die das gleiche Szenario durchgelesen haben, bilden eine Expertengruppe. Auf diese Weise entstehen fünf Expertengruppen. Analysieren Sie in der Expertengruppe die Schlüssel- merkmale und die Ausprägungen im jeweiligen Szenario. Finden Sie Gründe (pro und contra), warum Ihr Szenario eintreten kann. Arbeitsschritt 4: Die Experten gehen in ihre Stammgruppe zurück. Jede Stammgruppe diskutiert die Szenarien der Zukunft der EU und entscheidet sich – im Konsens – für ein Szenario (Zeitrahmen 10–15 Jahre). Stellen Sie für das gewählte Szenario fünf Überlegungen darüber an, welche wirtschaftlichen Folgen sich für die österreichische Volkswirtschaft daraus ergeben könnten. Gestalten Sie ein Plakat in strukturierter Form mit einer Grafik über die positiven und negativen Fol- gen (z. B. TOOL BOX 5 Wirkungszusammenhänge im Netzwerk). Arbeitsschritt 5: Präsentieren Sie Ihr Plakat und diskutieren Sie Ihre Ergebnisse in der Klasse. Szenario 1: Titanic Das „Titanic-Szenario“ be- schreibt eine substantielle Ge- fährdung bis hin zurAuflösung der europäischen Integration. Die Europäische Union ist nicht fähig, den internen und externen Herausforderungen gerecht zu werden. Innerhalb der EU nehmen die Interes- sens- und die Leistungsunter- schiede zwischen neuen und alten Mitgliedstaaten im Zuge der Erweiterung erheblich zu, Verteilungskämpfe zwischen den Mitgliedstaaten erschei- nen unüberbrückbar. Über- ambitionierte und überhastete Erweiterungen überfordern die Strukturen der Union und führen letztendlich zur tota- len Handlungsunfähigkeit. Die Schwäche der EU wird verschärft durch eine Legiti- mationskrise innerhalb der Mitgliedstaaten, die nicht fä- hig sind, den wirtschafts- und sozialpolitischen Reformstau aufzulösen. Die Krise der na- tionalen politischen und so- zialen Systeme belastet nicht nur die Mitgliedstaaten, son- dern auch das Verhältnis der Bürger/innen zur EU. Populis- tische europakritische Kräfte gewinnen an Bedeutung. Die Polarisierung unterschied- licher Politik- und Wertekon- zepte führt zu unüberbrück- baren Divergenzen zwischen den EU-Mitgliedstaaten. Auch der alte deutsch-französische Integrationsmotor kann die tiefen Risse im Integrations- werk nicht schließen. Karikatur: D. Zehentmayer Quelle: Kurier, 16. 04. 1996 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

RkJQdWJsaXNoZXIy ODE3MDE=