Volkswirtschaft gestalten, Schulbuch

187 Wirtschafts- & Konjunkturpolitik 2.3 Maßnahmen der Konjunkturpolitik Die Steuerung der wirtschaftlichen Entwicklungen bezeichnet man als Konjunkturpolitik. Sie kann in drei Bereichen tätig werden. Es können die staatlichen Einnahmen und Ausgaben verändert werden ( Fiskalpolitik, ab S. 202), der Preis des Geldes (Zins) kann verändert werden ( Geldpolitik ) und die Löh- ne können beeinflusst werden ( Einkommenspolitik ). Die konjunkturpolitischen Maßnahmen können in zwei Richtungen gehen: die Stabilisierung – einer Entwicklung entgegenwirken (antizyklisch) – und die Verstetigung – eine Entwicklung verfestigen (prozyklisch). Die Konjunkturpolitik kann auf das Wirt- schaftswachstum positiv (expansiv) oder negativ (kontraktiv) wirken. Staatliche Maßnahmen können helfen, Krisen zu überwinden. Zu den expansiven Maßnahmen, welche die Wirtschaft ankurbeln sollen, zählen Steuersenkungen, öffentliche Aufträge und Investitionsprogramme, Beschäftigungsprogramme oder der Ausbau von So- zialleistungen. Umgekehrt wird die Wirtschaft gebremst, wenn Steuern/Einnahmen erhöht werden, weniger öffentliche Aufträge vergeben werden oder Sozialleistungen abgebaut werden. 2.4 Antizyklische Konjunkturpolitik Zum Erreichen der oben genannten Ziele beinhaltet die antizyklische Konjunkturpolitik folgende Grundidee (siehe dazu Ideengeschichte – Keynesianismus): In Zeiten der Hochkonjunktur muss versucht werden, eine Überhitzung der Wirtschaft zu vermeiden. Dazu dienen Maßnahmen mit kontraktiver (= das Wirtschaftsvolumen reduzierender) Wirkung. Dies könnte z. B. durch eine Reduktion der Staatsausgaben, eine Erhöhung der Steuern oder eine Redukti- on des Geldmengenwachstums und den damit verbundenen Anstieg des Zinsniveaus geschehen. In Depressionszeiten sind der Wirtschaft neue Impulse zuzuführen, um die Erholung einzuleiten. Ex- pansive (= das Wirtschaftsvolumen ausweitende) Maßnahmen sollen die Wirtschaft beleben. Dies könnte z. B. durch verstärkte staatliche Investitionen, Steuersenkungen, eine Ausweitung des Geld- mengenwachstums und den damit verbundenen Rückgang des Zinsniveaus geschehen. Diese Grundidee kann durch eine Vielzahl von Maßnahmen, die aufeinander abzustimmen sind, ver- wirklicht werden. Je nach Art der Maßnahmen unterscheidet man zwischen monetärer und nichtmo- netärer Konjunkturpolitik. Betrachtet man die Auswirkungen der zusätzlichen Staatsnachfragen auf die Gesamtwirtschaft, kann man Folgendes feststellen: Der gesamtwirtschaftliche Impuls übersteigt den ursprünglichen vom Staat investierten Betrag. In dem Ausmaß, in dem die vom Staat zusätzlich zur Verfügung gestellten Mittel wieder ausgegeben werden und dadurch weitere Investitionen anregen, wird die Gesamtwirt- schaft indirekt stärker belebt. Staatliche Ausgaben haben daher eine selbstverstärkende Wirkung. Man spricht vom „Multiplikatoreffekt“. Der Multiplikatoreffekt ist eines der Hauptargumente für eine staatliche Konjunkturpolitik. In einer kleinen offenen Volkswirtschaft wird ein Teil der zusätzlichen Staatsausgaben ins Ausland abfließen – dies reduziert die Effektivität der Staatsnachfrage. Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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