Volkswirtschaft gestalten, Schulbuch

173 Geld & Währung Quantitative Definition von Geldwertstabilität: Derzeit ist Geldwertstabilität für das Euro-Währungs- gebiet mit einem jährlichen Anstieg des HVPI von knapp unter 2 % definiert. Dieses Ziel ist mittelfristig zu erreichen. Geldpolitische Maßnahmen haben Wirkungsverzögerungen, d. h. erst nach Mo- naten oder gar Jahren werden sie voll wirksam. Die Zentralbank muss daher zur Beurteilung der Maßnahmen vorausschauend zukünftige Entwicklungen und Risiken der Geldwertstabilität analysieren. Die Gesamtbeurteilung wird durch den Zwei-Säulen-Ansatz der wirtschaftlichen und monetären Analyse sichergestellt. Wirtschaftliche Analyse: Die wirt- schaftliche Analyse konzentriert sich vor allem auf die Beurteilung der aktuellen konjunkturellen und finanziellen Entwicklung sowie der impliziten kurz- bis mittelfristigen Risiken für die Preisstabilität. Zu den ökonomischen und finanzi- ellen Variablen, die dieser Analyse zugrunde liegen, gehören die Entwicklung der gesamtwirtschaft- lichen Produktion, die gesamtwirt- schaftliche Nachfrage und ihre Komponenten, die Finanzpolitik, Kapitalmarkt- und Arbeitsmarkt- bedingungen, eine breite Palette von Preis- und Kostenindikatoren, die Entwicklung des Wechselkur- ses, der Weltwirtschaft und der Zahlungsbilanz, die Finanzmärkte sowie die Bilanzpositionen von Wirtschaftssektoren des Euro-Wäh- rungsgebiets. Alle diese Faktoren sind hilfreich, um die Dynamik der realwirtschaftlichen Aktivität und die voraussichtliche Preisentwick- lung über kürzere Zeithorizonte unter dem Gesichtspunkt des Zusammenspiels zwischen Ange- bot und Nachfrage an den Güter-, Dienstleistungs- und Faktormärk- ten zu bewerten. Monetäre Analyse: Die monetäre Analyse beobachtet das Wachs- tum der Geldmenge M3 und legt einen quantitativen Referenzwert (seit 1998: 4,5 %) für das jährliche Wachstum von M3 fest (Soll-Wert). Das quantitative Wachstum von M3 ist ein mittelfristiges Ziel, das der EZB genügend Handlungsspiel- raum geben soll, um mit einer Po- litik der ruhigen Hand mittel- und langfristig die Preisstabilität zu sichern. Das jährliche tatsächliche Wachstum von M3 wird. von der EZB veröffentlicht (Ist-Wert), In der bisherigen Praxis ist M3 jedoch seit Einführung des Euro jährlich um ca. 8,5 % angewachsen (ohne Berücksichtigung der beson- deren Maßnahmen im Zuge der Finanz-/Staatsschuldenkrise). Die wirtschaftliche und monetäre Analyse entsprechen gemeinsam einer zweistufigen Strategie (Zwei-Säulen-Konzept). Der EZB-Rat nimmt zusätzlich eine Gegenprüfung der beiden Säulen vor, um sicherzustellen, dass die Geldpolitik keine für die Bewertung der zukünftigen Preistrends re- levanten Informationen übersieht. Durch Veröffentlichung und ausführliche Begründung geldpolitischer Entscheidungen sollen die Transparenz der Geldpolitik verbessert und die Inflationserwartungen auf einem mit Preisstabili- tät vereinbarten Niveau verankert werden. Geldpolitische Strategie der EZB Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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