Volkswirtschaft gestalten, Schulbuch

170 6.2 Harmonisierter Verbraucherpreisindex (HVPI) Unterschiede zum VPI ergeben sich zwar auch aus einer etwas anderen Berechnungsmethode, vor allem aber aufgrund einer anderen Zusammensetzung des Warenkorbs des HVPI: Ú Die Kosten des Wohnens im Eigentum sind derzeit (wegen sehr unterschiedlicher Strukturen und Praktiken in der Preiserfassung in den Ländern) gar nicht enthalten. Ú Der VPI orientiert sich am typischen Konsum des Inländers (= Inländerkonzept), der HVPI hingegen am typischen Konsum im Inland (also inkl. ausländischer Touristen = Inlandskonzept). Ú Diese Unterschiede führen dazu, dass Verkehr, Hotels, Restaurants im HVPI stärker gewichtet sind. Neben VPI und HVPI gibt es noch weitere Arten, die Inflation zu messen, z. B.: Ú BIP-Deflator: misst die Preissteigerung aller im Inland hergestellten Güter Ú Produzentenpreisindex (früher Großhandelspreisindex): misst die Preisentwicklung auf der Produ- zenten- bzw. Großhandelspreisebene Ú VPI mit Mini- bzw. Mikro-Warenkorb: Wie VPI, jedoch sind imWarenkorb nur die häufig bzw. täglich gekauften Güter enthalten. Diese Warenkörbe spielen insbesondere im Zusammenhang mit der wahrgenommenen Inflation eine Rolle, da die Preisentwicklung der häufig gekauften Produkte durchaus maßgebend für die Einschätzung der subjektiv empfundenen Inflation ist. Bei Angaben zu Preisindex und Inflationsrate, etwa in den Medien, ist daher stets darauf zu achten, welches Maß (HVPI EU-weit, HVPI national, VPI, BIP-Deflator ...) für die Inflation herangezogen wird. Die einzelnen Inflationsraten weichen nicht gravierend voneinander ab, sondern nur in Nuancen. Der Trend der Preisentwicklung wird bei allen gesamtwirtschaftlichen Preisparametern gleich signalisiert. ARBEITSAUFGABE 30: EU 12 bis 28 Was versteht man unter den Bezeichnungen EU 12, EU 15, EU 25 und EU 28? Welche Gründe könnte es geben, gerade diese Gruppen von EU-Mitgliedstaaten gesondert zu betrachten? 6.3 Die „wahrgenommene“ Inflation Gelegentlich scheint es uns, als ob die Inflation weit höher liegt als die „offiziell“ gemessene. Die so- genannte von uns allen im Zuge von Einkauf und Geschäftsabwicklungen subjektiv „wahrgenomme- ne“ Inflation entspricht mitunter nicht der gemessenen. Ein Grund dafür ist, dass der persönlich kon- sumierte Warenkorb nicht dem gesamtwirtschaftlichen Warenkorb des jeweiligen Preisindex entspricht. Ein weiterer Grund ist die selektive Wahrnehmung der Wirtschaftsteilnehmer: Preisanstie- ge werden stärker wahrgenommen als Preissenkungen. Wer günstig einkauft, rechnet sich dies meist seinem guten Geschäftssinn zu, wer aber teuer einkauft, macht sofort „die Inflation“ verantwortlich. Allerdings bleibt immer zu beachten, dass weder VPI, HVPI, noch der BIP-Deflator das gesamte Wirt- schaftsleben erfassen. Da die einzelnen Volkswirtschaften teilweise unterschiedliche Methoden zur Berechnung von Preis- indizes hatten, war es erforderlich, für die EU ein einheitliches Maß für die Inflation (Ver- braucherpreise) zu schaffen. Es ist dies der Harmonisierte Verbraucherpreisindex (HVPI, engl.: HICP – harmonised index of consumer prices), der seit 1997 für jeden Mitgliedstaat, für bestimmte Grup- pen von Mitgliedstaaten (EU 12, EU 15, EU 25) und für die EU insgesamt berechnet wird. Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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