Volkswirtschaft gestalten, Schulbuch

166 5.3 Bekämpfung von Inflation und Deflation Inflation kann nicht mit Deflation und Deflation nicht mit Inflation bekämpft werden! Eine Geldwert- schwankung kann nämlich nicht mit einer anderen ausgeglichen werden – man würde damit die ne- gativen Folgen beider Schwankungen nur summieren. Ziel ist die Stabilität des Geldwertes, die Be- kämpfung der Inflation (und der Deflation) wird als „Desinflation“ (engl.: disinflation) bezeichnet. Soll eine einmal verbreitete Inflation verringert werden, können dazu – je nach Ursache der Inflation – ver- schiedene Maßnahmen gesetzt werden: Maßnahmen seitens der Regierung Die zu treffenden desinflatorischen Maßnahmen hängen vom Auslöser der Inflation ab. Ú Liegt Nachfrageinflation vor, so kann die Regierung etwa versuchen, ihre eigene Nachfrage zurück- zunehmen (oder zumindest nicht auszuweiten). Die nachlassende Nachfrage führt zu einem gerin- geren Preisanstieg und kann so dazu beitragen, die Inflation zu senken. Ú Liegt Angebotsinflation vor, könnten Arbeitgeber- und Arbeitnehmer- vertretungen durch moderate Lohnabschlüsse (Kollektivverträge) zu- mindest die Zweitrundeneffekte bremsen und so zur Rückkehr der Geldwertstabilität beitragen. Vor allem in Österreich hat das Modell der Sozialpartnerschaft in dieser Hinsicht einen positiven Beitrag zu stabilen Preisen geleistet. Maßnahmen seitens der Zentralbank Die Zentralbank kann auf die Geldmenge und auf die Zinsen einwirken. Droht Inflation, wird sie das Geldmengenwachstum (etwa durch das Erhöhen der Leitzinsen) bremsen, droht Deflation, wird sie das Geldmengenwachstum erhöhen. Das wichtigste Instrument der Zentralbank ist die Verfolgung einer klaren und glaubwürdigen Politik eines stabilen Geldwertes. Wenn die Wirtschaftssubjekte nicht auf ein stabiles Preisniveau vertrauen können, werden sie bei Kreditvergabe höhere Zinsen und bei Lohnrunden höhere Lohnerhöhungen fordern, um eine vermeintlich steigende Inflation abzugelten bzw. einzupreisen. Ist die Politik der Zentralbank glaubhaft, vertrauen die Wirtschaftssubjekte auf einen stabilen Geldwert oder zumindest auf eine stabil bleibende niedrige bis moderate – und dadurch kalkulierbare! – Inflation. Das ist eine Möglichkeit, das Ansteigen von Inflationserwartungen und damit Inflation selbst zu vermeiden. Mario Draghi, der Präsident der Europäischen Zentralbank, ist einer der Hauptverantwortlichen für eine glaubwürdige Geldpolitik. (Bildquelle: Pressearchiv der EZB) Die Sozialpartner können durch moderate Tarifab- schlüsse Inflationsgefah- ren eindämmen. Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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