Volkswirtschaft gestalten, Schulbuch

164 Speisekarten-Kosten Auch hier gibt ein Bild den Namen: nämlich der Wirt/die Wirtin, der/die wegen steigender Preise seine/ihre Speisekarten immer öfter neu drucken lassen muss. Speisekarten-Kosten sind daher jene Kosten, die der Volkswirtschaft entstehen, da aufgrund stei- gender Preise Preislisten und Kalkulationen immer öfter neu durchgeführt werden müssen. Dabei ist anzumerken, dass der Kostenbegriff in der Volkswirtschaft sehr weit gefasst ist: Unter den Kosten sind hier alle Tätigkeiten/Leistungen zu verstehen, die durch die inflationsbedingten Anpassungen notwendig wurden. Variabilität der relativen Preise Wenn wir Preise vergleichen, so vergleichen wir nur scheinbar ab- solute Geldbeträge miteinander. In Wahrheit interessiert uns, was ein Gut im Verhältnis zu einem anderen Gut (etwa zu unserer Ar- beitsleistung) kostet; es interessieren uns also die „relativen Prei- se“, nicht die absoluten. In Zeiten steigender gesamtwirtschaftlicher Inflation steigen die Preise ver- schiedener Güter unterschiedlich stark und dies zu unterschiedlichen Zeiten. Dies führt dazu, dass die für Kaufentscheidungen relevanten relativen Preisänderungen verschleiert werden. Dadurch bricht das Gefüge der relativen Preise auseinander und Fehlentscheidungen, die Nachteile für die Volkswirt- schaft darstellen, sind die Folge. Inflationsbedingte Steuerverzerrungen – „kalte Progression“ und „Scheingewinnbesteuerung“ Steigende Inflation führt in der Regel zu einer steigenden Belastung durch die Steuern: Werden z. B. Zinserträge besteuert, so ist eine Steuer auf einen nominellen Zinsertrag zu leisten. Steigt die Inflati- on, so steigen die nominellen Zinsen an. Dies führt zu einer höheren Steuerlast und zu einem sinken- den realen Zinsertrag. Auch im Bereich der Einkommensteuer mit progressiver Besteuerung (wie etwa in Österreich) wirkt sich die Inflation aus: Durch die Inflation erzielen die Wirtschaftssubjekte nominell ein immer höheres Einkommen und geraten so unter Umständen in die nächsthöhere Steuerklasse, auch wenn das Ein- kommen nur um die Inflationsrate gestiegen ist. Dies bewirkt eine höhere Besteuerung, obwohl real betrachtet kein Einkommenszuwachs eingetreten ist. Diesen Effekt bezeichnet man als die „kalte Progression“. Inflation führt zu steigenden Preisen und scheinbar steigendem Wert des Vermögens (z. B. von Grund und Boden), ohne dass diesem ein realer Wertzuwachs entsprechen muss. Die kalte Progression kann vermindert werden, wenn die Wertgrenzen (Einkommensstufen, Freibeträge ...) für die entsprechenden Steuersätze öfter an die Inflation angepasst werden. Schädliche Wirkung der Deflation Deflation als Steigen des Geldwertes ist nur auf den ersten Blick ein wünschenswerter Zustand. Stei- gender Geldwert (also ein Sinken des generellen Preisniveaus) lässt die Wirtschaftssubjekte ihre Kauf- entscheidungen in die Zukunft verlegen, sodass ein Überhang des Angebotes über die Nachfrage entsteht. Folglich fallen die Preise weiter und die Kaufentscheidungen werden noch weiter in die Zu- kunft verlegt. Die sehr rasch eintretende Folge ist der Zusammenbruch großer Teile der Wirtschaft (mit hoher Arbeitslosigkeit und schwacher Nachfrage als weitere Folgen). Da die Folgen einer Deflation schon bei geringer Deflation auftreten können, ist Deflation grundsätzlich noch gefährlicher als Inflation. Bei Investitionen bewirkt Inflation, dass Maschinen, deren Anschaffungsnominalwert z. B. über 10 Jahre zu gleichen Teilen abgeschrieben wird, nach Ablauf der 10 Jahre mehr kosten als der ur- sprüngliche Anschaffungspreis. Die Abschreibung war daher für die Wiederbeschaffung nicht aus- reichend. Es wurden „Scheingewinne“ besteuert. Nur zu Prüfzwecken – Eigentum d s Verlags öbv

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