Volkswirtschaft gestalten, Schulbuch

160 5 Inflation und Deflation – Schwankungen des inneren Geldwertes Bearbeiten Sie dieses Kapitel und Sie können Ú zwischen Inflation und Deflation unterscheiden, Ú Gründe für deren Entstehen und Auswirkungen erläutern, Ú über Möglichkeiten zur Bekämpfung reflektieren. 5.1 Wie entstehen Inflation und Deflation? Zur Erklärung der Entstehung von Inflation und Deflation gibt es verschiedene Modelle: Ú Monetäre Ursachen für die Entstehung von Inflation und Deflation Ú Nachfrageinflation Ú Angebotsinflation Monetäre Ursachen für Inflation und Deflation Milton Friedman prägte die Ansicht, dass Inflation ein rein monetäres Phänomen sei. Diese Ansicht beruht auf der Quantitätstheorie des Geldes nach Irving Fisher: M × V = P × Q oder (vereinfacht, wenn man von einer konstanten Umlaufgeschwindigkeit des Geldes ausgeht) P = M/Q. Daraus folgt, dass das Verhältnis der Geldmenge zur Menge an Gütern und Dienstleistungen das Preisniveau und die Differenz zwischen dem Wachstum der Geldmenge und dem Wachstum der Menge an Gütern und Dienstleistungen die Inflation (oder, sofern die Differenz negativ ist, die Deflation) bestimmt. Wächst die umlaufende Geldmenge stärker als die Menge an Gütern und Dienstleistungen, so entsteht Infla- tion, wächst sie langsamer, so entsteht Deflation. Dieses Erklärungsmodell, das vor allem die Veränderung der Geldmenge als „langfristige Ursache“ für die Entstehung von Inflation bzw. Deflation sieht, wird seit 1930 unter Ökonomen häufig vertreten. Während heute die Geldmengensteuerung im Euro-Währungsgebiet der unabhängigen EZB obliegt, wurde etwa in den 1920er Jahren in Österreich und Deutschland auf Betreiben des Staates Geld ge- druckt; dies führte zu Hyperinflationen. Nachfrageinflation Dieses Erklärungsmodell geht von der realen Wirtschaft aus. Wenn zu einem bestimmten Zeitpunkt die Gesamtnachfrage nach Gütern und Dienstleistungen in einer Volkswirtschaft das Gesamtangebot übersteigt, kommt es zur Inflation: Es muss nur bei einem bestimmten Gut (z. B. bei Lebensmitteln oder besonders qualifizierten Dienstleistungen) ein Engpass auftreten. Dieser führt zu einem Über- hang der Nachfrage über das Angebot und entsprechend zu Preissteigerungen. Diese ersten Preisstei- gerungen wirken sich auf andere Güter aus und erfassen nach und nach immer mehr Güter und Dienstleistungen – dies schlägt sich in gesamtwirtschaftlicher Inflation nieder. Schließlich verlangen die Arbeitnehmer/innen höhere Löhne, um die gestiegenen Preise auszugleichen – und diese erhöh- ten Löhne werden von den Arbeitgebern und Arbeitgeberinnen über die Produktpreise an die Konsu- menten und Konsumentinnen weitergegeben (Lohn-Preis Spirale). Der sogenannte „Zweitrundenef- fekt“ der Lohnerhöhungen trägt ganz wesentlich zur weiteren Ausbreitung und Erhöhung der Inflation bei. KOMPETENZEN Inflation und Deflation sind Erscheinungsformen des Schwankens des inneren Geldwertes. Wäh- rend Inflation einen Anstieg des allgemeinen (gesamtwirtschaftlichen) Preisniveaus darstellt, han- delt es sich bei Deflation um ein Sinken des gesamtwirtschaftlichen Preisniveaus. Inflation kann daher als Geldentwertung, Deflation als Geldwertsteigerung bezeichnet werden. Präsentation Inflation und Deflation cn87da Nur zu Prüfzweck n – Eigentum des Verlags öbv

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