Volkswirtschaft gestalten, Schulbuch

153 Geld & Währung Die geldpolitische Strategie der EZB Der pragmatische Zugang der EZB zeigt sich in einer geldpolitischen Misch- strategie, die eine Quantifizierung von Preisstabilität sowie ein sogenanntes „Zwei-Säulen-Konzept“ umfasst. Quantitative Definition von Geldwertstabilität: Derzeit ist Geldwertstabilität für das Euro-Währungsgebiet mit einem jährlichen Anstieg des HVPI von knapp unter 2 % definiert. Dieses Ziel ist mittelfristig zu erreichen. Geldpolitische Maßnahmen haben Wirkungsverzögerungen, d. h., erst nach Monaten oder gar Jahren werden sie voll wirksam. Die Zentralbank muss da- her zur Beurteilung der Maßnahmen vorausschauend zukünftige Entwicklun- gen und Risiken der Geldwertstabilität analysieren. Die Gesamtbeurteilung wird durch den Zwei-Säu- len-Ansatz der wirtschaftlichen und monetären Analyse sichergestellt. Ú Wirtschaftliche Analyse: Die wirtschaftliche Analyse konzentriert sich vor allem auf die Beurteilung der aktuellen konjunkturellen und finanziellen Entwicklung sowie der impliziten kurz- bis mittelfris- tigen Risiken für die Preisstabilität. Zu den ökonomischen und finanziellen Variablen, die dieser Analyse zugrunde liegen, gehören die Entwicklung der gesamtwirtschaftlichen Produktion, die gesamtwirtschaftliche Nachfrage und ihre Komponenten, die Finanzpolitik, Kapitalmarkt- und Arbeitsmarktbedingungen, eine breite Palette von Preis- und Kostenindikatoren, die Entwicklung des Wechselkurses, der Weltwirtschaft und der Zahlungsbilanz, die Finanzmärkte sowie die Bilanzpositionen von Wirtschaftssektoren des Euro- Währungsgebiets. Alle diese Faktoren sind hilfreich, um die Dynamik der realwirtschaftlichen Ak- tivität und die voraussichtliche Preisentwicklung über kürzere Zeithorizonte unter dem Gesichts- punkt des Zusammenspiels zwischen Angebot und Nachfrage an den Güter- Dienstleistungs- und Faktormärkten zu bewerten. Ú Monetäre Analyse: Die monetäre Analyse beobachtet das Wachstum der Geldmenge M 3 und legt ei- nen quantitativen Referenzwert (seit 1998: 4,5 %) für das jährliche Wachstum von M 3 fest (Soll-Wert). Das quantitative Wachstum von M 3 ist ein mittelfristiges Ziel, das der EZB genügend Handlungs- spielraum geben soll, ummit einer Politik der ruhigen Hand mittel- und langfristig die Preisstabilität zu sichern. Das jährliche tatsächliche Wachstum von M 3 wird. von der EZB veröffentlicht (Ist-Wert). In der bisherigen Praxis ist M 3 jedoch seit Einführung des Euro jährlich um ca. 8,5 % angewachsen (ohne Berücksichtigung der besonderen Maßnahmen im Zuge der Finanz-/Staatsschuldenkrise). Seit 2015 will die EZB zusätzliche Liquidität ins Bankensystem „schleusen“, das Wirtschaftswachstum in der Eurozone erhöhen und die Inflation auf ein Niveau von 2 % drücken. Die EZB setzt auf eine ex- pansive geldpolitische Sondermaßnahme durch eine quantitative Lockerung (engl.: quantitative ea- sing – QE ), d.h. die EZB kauft im Rahmen eines Anleihekaufprogramms private und öffentliche Wert- papiere (Staatsanleihen und Unternehmensanleihen) im Volumen von rund 2 Billionen Euro an. ARBEITSAUFGABE 13: Rettungsschirm und EZB a) Recherchieren Sie am Beispiel Griechenland, welche Maßnahmen die Euro-Länder und die EZB während der Finanzkrise und der Staatsschuldenkrise (Euro-Krise) ergriffen haben. Nutzen Sie dazu den Film. b) Durch die quantitative Lockerung soll es zu Wirtschaftswachstum kommen und die Inflation rund 2 % erreichen. Zeigen Sie mögliche kritische Konsequenzen einer „Geldsprit- ze“ von 2 Billionen Euro auf. Nutzen Sie dazu den Film. Video Euro-Krise y6j456 Die geldpolitische Strategie der EZB beruht auf einem „Zwei-Säulen-Konzept“. Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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