Volkswirtschaft gestalten, Schulbuch

152 Theoretische Grundlagen der Geldpolitik Bisher wurde behandelt, was die Geldmenge ist und wer sie wie steuert, nun sollen einige theoreti- sche Grundlagen und Begriffe der Geldpolitik erörtert werden. Geldangebot: Auch Geld ist ein ökonomisches Gut, dessen Preis der Zins ist. Da Geld auch auf die rea- le Wirtschaft Auswirkungen hat, stellt sich die Frage, wie die Geldmenge bestimmt werden soll, um der Gesellschaft möglichst hohen Nutzen zu stiften. Das Geldangebot wird von der Zentralbank bestimmt. Die Nachfrage kommt von Geschäftsbanken und Nichtbanken (private Haushalte, Unternehmen, Staat). Berücksichtigt man den Geldschöpfungsprozess, so zeigt sich, dass das tatsächliche Geldangebot durch das Zusammenspiel von Zentralbank, Geschäftsbanken und deren Kunden und Kundinnen entsteht. Geldnachfrage: Im Zentrum der theoretischen Überlegung steht die Nachfrage nach Geld. Von beson- derer Bedeutung sind das Bankensystem und seine Nachfrage nach Zentralbankgeld. Diese auch als „Geldbasis“ (engl.: „monetary base“) genannte Größe ist der wichtigste Ansatzpunkt der Geldpolitik. Liquiditätspräferenztheorie: Eine Theorie, die Geldnachfrage zu erklären, ist die von J. M. Keynes ent- wickelte Liquiditätspräferenztheorie. Geld wird nachgefragt, da es einen Nutzen stiftet, der sich in der gegenüber anderen Gütern höheren Liquidität ausdrückt. Keynes (siehe Ideengeschichte) unter- scheidet drei Motive der Kassenhaltung: Ú Transaktionsmotiv: Hier wird jenes Geld (die Transaktionskasse) gehalten, das zur Tätigung laufen- der Transaktionen erforderlich ist. Ú Vorsichtsmotiv: Hier wird aus Gründen der Vorsicht zusätzlich Geld (die Vorsichtskasse) gehalten, um für unerwartete Ausgaben die notwendigen liquiden Mittel zur Verfügung zu haben. Ú Spekulationsmotiv: Hier wird weiteres Geld (die Spekulationskasse) gehalten, wenn es Wirtschafts- subjekten lukrativer erscheint, ihr Geld nicht zum gegebenen, sondern erst zu einem zukünftigen Zeitpunkt dem Geldmarkt zur Verfügung zu stellen (z. B. sie zeichnen nicht jetzt, sondern erst spä- ter eine Anleihe). Die spekulative Geldhaltung wurde von Keynes quasi „entdeckt“. Die Nachfrage nach Geld, begründet durch diese drei Motive, hängt vom Einkommen, dem Zins sowie den Zahlungssitten (Umlaufgeschwindigkeit) ab. Transmissionsmechanismus: Unter dem Transmissionsmechanismus versteht man die Kanäle der Übertragung von geldpolitischen Maßnahmen auf die reale Wirtschaft. Auf Basis der Ideengeschichte werden zwei Ansätze der Geldpolitik unterschieden: Monetaristischer Ansatz Beim monetaristischen Ansatz steht die Ver- mögensstruktur von Haushalten und Unter- nehmen im Zentrum. Er wird daher auch als bestandstheoretischer Ansatz bezeichnet. Abhängig von Grenzertrag und Risiko wird zwi- schen unterschiedlichen Aktiva (Geld, Wert- papiere, Sachkapital) umgeschichtet, um die Vermögensstruktur zu optimieren. Ansatzpunkt der Geldpolitik ist vor allem die Geldmenge. Keynesianischer Ansatz Beim keynesianischen Ansatz steht die Nach- frage nach Krediten im Mittelpunkt. Er wird auch als stromtheoretischer Ansatz bezeich- net. Monetäre Impulse der Zentralbank wirken demzufolge über die Kreditvergabe (Kosten und Volumen) und kreditfinanzierte Ausgaben. Geldpolitisch steht daher die Zinspolitik der Zentralbank im Mittelpunkt. Ansätze der Geldpolitik ARBEITSAUFGABE 12: Synthese Da beide Ansätze der Ideengeschichte Schwachstellen haben, wird in der Praxis häufig eine Synthe- se, die beide als miteinander verbunden und gegenseitig bedingt versteht, vertreten. Überlegen Sie, was von den beiden Ansätzen kombiniert wird. Nur zu Prüfzwecken – Eigentum d s Verlags öbv

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