Volkswirtschaft gestalten, Schulbuch

150 Die Rolle der Unternehmer/innen und Konsumenten bzw. Konsumentinnen Schließlich kommt auch den Unternehmern/Unternehmerinnen und Haushalten eine Rolle bei der Geldschöpfung zu. Sie sind es, die Bargeld bei den Geschäftsbanken einlegen und Kredite von den Geschäftsbanken in Anspruch nehmen und so erst die Buchgeldschöpfung ermöglichen. Einlagen Einlagen Kredite Kredite Haushalte Banken Unternehmen Damit ist auch klar, wovon die Giralgeldschöpfung durch die Geschäftsbanken vor allem abhängt: von der Bereitschaft der Wirtschaftssubjekte, Kredite aufzunehmen. Wird diese Bereitschaft – v. a. durch steigende Zinsen – gedämpft, so wird die Kreditnachfrage sinken und weniger Buchgeld geschöpft, sodass insgesamt die Geldmenge langsamer wächst. Umgekehrt führen sinkende Zinsen zu steigen- der Kreditnachfrage und einem rascheren Anwachsen der Geldmenge. Die Schwierigkeit der Geldmengensteuerung Die Schwierigkeit bei der Steuerung der Geldmenge liegt darin, dass – außer M 0 – eine direkte Steue- rung gar nicht möglich ist. Die EZB kann die Geldmengen M 1 bis M 3 nur indirekt steuern: Will sie das Wachstum der Geldmenge bremsen, kann sie durch kleinere Tendervolumina oder einen höheren Min- destreservesatz dafür sorgen, dass den Geschäftsbanken weniger Mittel zur Kreditvergabe zur Verfügung stehen, und/oder sie kann den Hauptrefinanzierungssatz (und/oder die anderen Leitzin- sen) erhöhen – in beiden Fällen werden die Zinsen, die die Kunden und Kundinnen an die Geschäfts- banken zu zahlen haben, steigen und die Menge der nachgefragten Kredite wird daher sinken. Das Wachstum der Geldmenge wird dadurch gebremst. Will die EZB das Wachstum der Geldmenge erhöhen, kann sie höhere Tendervolumina vergeben und/ oder die Leitzinsen und/oder den Mindestreservesatz senken. Dabei ist das in der Praxis wichtigste Instrument der EZB die Festlegung von Hauptrefinanzierungsvolumen und -satz. Der Mindestreserve- satz wird in der Praxis sehr selten geändert, denn die Mindestreserve dient in erster Linie als Rahmen- bedingung des Geldschöpfungsprozesses (über die Anbindungsfunktion der Geldmenge an die Geld- basis). In jedem Fall hängt es aber nicht zuletzt von den Banken und deren Kunden und Kundinnen ab, ob Kredite vermehrt in Anspruch genommen werden oder nicht. Die Geldmengensteuerung der EZB ist daher zwangsläufig ein wenig ungenau. Hinzu kommen die Erwartungen (und Ängste) der Wirtschaftssubjekte bezüglich der zukünftigen In- flation: Wird eine hohe Inflation erwartet, so werden die Forderungen nach Lohnerhöhung (und in der Folge die Preiserhöhungen und somit die Inflation) höher ausfallen. Wegen der Bedeutung der Erwar- tungen muss Geldpolitik daher vor allem glaubhaft sein, um optimal wirken zu können. In jüngerer Zeit hat die sogenannte Globalisierung die Geldpolitik erschwert: Da auch die Finanzmärkte globalisiert sind, sind rein nationalen geldpolitischen Maßnahmen Grenzen gesetzt. So wurden z. B. Kredite in Japanischen Yen aufgenommen, da dort die Zinsen um ein Vielfaches niedriger als etwa im Dollar- oder Euroraum waren, und gleich wieder in höher verzinste Dollar- oder Euroanleihen sowie in Aktien veranlagt. Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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