Volkswirtschaft gestalten, Schulbuch

132 Pensionssysteme im Vergleich In der öffentlichen Diskussion um (die Reform von) Pensionssysteme(n) treffen häufig unterschied- liche ideologische Fronten aufeinander (Staat versus privat). Umlageverfahren Kapitaldeckungsverfahren Erklärung Im (reinen) Umlageverfahren werden die Beiträge der Beschäftigten für die laufen- den Pensionszahlungen verwendet. Die Pen- sionen der „Alten“ werden von den „Jungen“ bezahlt. Dies kann ein Grund für Spannun- gen sein, wenn die „Jungen“ die Erwartung haben, kaum etwas aus dem System, in das sie einzahlen, zurückzubekommen. Das Kapitaldeckungsverfahren kommt ei- nem individuellen Ansparen gleich, bei dem ein Vermögensbestand, aus dem die Pensi- onszahlungen finanziert werden, aufgebaut wird. Verzinsung Die (fiktive) Verzinsung hängt von der demographischen Entwicklung und dem Wirtschaftswachstum ab. Die tatsächliche Pensionshöhe wird aber auch von der Politik bestimmt, deren Entscheidungen nicht zur Gänze vorhersehbar sind. Die Rendite bestimmt sich durch die Zinsen, welche die Pensionsfonds bei der Veranla- gung der Vermögen auf dem Kapitalmarkt erzielen. Die Zinsentwicklung ist von der de- mographischen Entwicklung weniger abhän- gig, jedoch keinesfalls gänzlich unabhängig. Herausforderungen Das Umlageverfahren ist stark mit der demographischen Entwicklung verknüpft. Es wird angenommen, dass in der Zukunft der sogenannte Altenbelastungsquotient (Pen- sionist/in pro Erwerbstätige/r) steigt. Diese Entwicklung führt dazu, dass entweder auf der Ausgaben- oder auf der Einnahmenseite Maßnahmen ergriffen werden müssen, um die Finanzierung des Systems sicherzustel- len. Mögliche Gegenstrategien liegen u. a. in einer Erhöhung der Erwerbsbeteiligung (hö- here Beiträge, späterer Pensionsantritt oder mehr Beitragszahler/innen, etwa durch eine Steigerung der Frauenerwerbsquote oder mehr Migration) oder einer Reduktion der Leistungen (geringere Ersatzraten, späterer Pensionsantritt). Die manchmal starken Schwankungen auf den Finanzmärkten stellen eine weitere Unsicherheit dar. Der Ertrag im Kapitalde- ckungsverfahren ist abhängig von der Ent- wicklung an den Finanzmärkten und somit anfällig für Finanzkrisen und Verluste durch schlechte Veranlagung. Findet der Pensionsantritt zu einem ungüns- tigen Zeitpunkt statt (niedrige Börsenkurse), kann dies zu Verlusten führen. Finanzierungsprobleme des Umlageverfahrens haben zur Entwicklung eines „Drei-Säulen-Modells“ geführt. Die erste Säule, das staatliche Umlageverfahren, stellt in diesem Modell eine Grundsicherung dar. Diese wird ergänzt durch die betriebliche Vorsorge (zweite Säule) und die darüber hinausgehende freiwillige private Vorsorge (dritte Säule). Hier kam es in den letzten Jahren vermehrt zur Schaffung von Anreizen zum privaten Ansparen. Nur zu Prüfz ecken – Ei entum des Verlags öbv

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