Volkswirtschaft gestalten, Schulbuch

126 2 Soziale Sicherheit und Sozialpolitik Bearbeiten Sie dieses Kapitel und Sie können Ú Unterschiede der „sozialen Gerechtigkeit“ durch den Sozialstaat bzw. den Markt erläutern, Ú Gründe für eine staatliche Sozialpolitik erklären, Ú die Koppelung von sozialer Sicherheit mit Erwerbsarbeit analysieren. Im Zentrum der Sozialpolitik steht die Sicherung eines Mindestlebensstandards: die Absicherung ge- gen existenzbedrohende Risiken, die über den freien Markt nicht oder nicht genügend abgedeckt werden können. Eine gerechtere Verteilung der Chancen jedes Einzelnen wird insbesondere in den Bereichen Ausbildung, medizinische Versorgung und Kultur angestrebt. Auch Wohnen, Familie, Kinder, Behinderte und Pflegebedürftige stellen wichtige Aufgabenfelder der Sozialpolitik dar. Die besondere Abhängigkeit der meisten Haushalte von Arbeitseinkommen ist eine starke Rechtferti- gung für ein System der öffentlichen Sozialversicherung. Zahlreiche Personen sind schlicht nicht in der Lage, ihren Lebensunterhalt durch Arbeit zu sichern. Da die Ziele einer Gesellschaft häufig Aspek- te wie soziale Gerechtigkeit oder sozialen Frieden beinhalten, die nicht notwendigerweise durch den Marktprozess gesichert werden können, ergibt sich ein Handlungsbedarf für koordinierte Sozialpolitik. Diese kann daher als komplementär oder korrigierend zum Marktgeschehen betrachtet werden. Ge- nerell ergibt sich die Notwendigkeit staatlicher Eingriffe häufig durch Funktionsmängel des markt- wirtschaftlichen Systems. Sozialstaat versus Leistungsgesellschaft Der Sozialstaat strebt als Hauptziele (sozia- le) Gerechtigkeit und Sicherheit an. Diese Leitziele sind jedoch schwer zu konkretisie- ren und überprüfbar zu machen. Das Äquivalenzprinzip ist ein Teilaspekt so- zialer Gerechtigkeit und besagt, dass je- mand für die gleiche Leistung den gleichen Lohn erhalten soll. Dies ist v. a. im Hinblick auf die Geschlechterdiskriminierung von Bedeutung. Der Sozialstaat legt die Priorität auf die Be- dürfnisse der Bürgerinnen und Bürger, wäh- rend die Leistungsgesellschaft die Legitimi- tät des Staates zur Intervention bezweifelt und das Recht des Einzelnen auf freie Ent- faltung in den Vordergrund rückt (Individu- alprinzip). Sozialpolitik hat die Aufgabe, für eine gerechtere Verteilung der Chancen und für den Schutz von Bedürftigen zu sorgen. KOMPETENZEN Sozialpolitik möchte, basierend auf bestimmten Wertvorstellungen, die wirtschaftliche und/oder gesellschaftliche Position bzw. die Chancen von Personen, die im Vergleich zu anderen schwach oder schutzbedürftig sind, verbessern und das Risiko, wirtschaftlich oder sozial gefährdet zu werden, verringern. Präsentation Sozialpolitik 9b3r7d Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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