Volkswirtschaft gestalten, Schulbuch

124 Ú Wirtschaftskammer • Flexibilisierungsmodelle nicht nur durch die Kollektivverträge, sondern auch über Betriebsverein- barungen und Einzelverträge. • Zeitausgleich 1 : 1 erspart Unternehmen Lohnkosten von teuren Überstunden. • Bessere Maschinenauslastung: Nachtarbeit und Wochenendschichten sollen normal werden und auch 1 : 1 eingetauscht werden zu 7) Vorschläge zur Arbeitszeitverkürzung Ú Modelle Der Grundgedanke bei allen Modellen ist, die vorhandene Arbeit auf alle zu verteilen, indem alle einige Stunden pro Woche weniger arbeiten und dafür neue Arbeitskräfte ein- gestellt werden müssen. • Arbeitszeitverkürzung mit vollem Lohnausgleich: Bei die- sem Modell soll die Arbeitszeit pro Woche auf 35 Stunden reduziert werden und gleichzeitig der volle Lohn weiter bezahlt werden. • Arbeitszeitverkürzung mit beschränktem Lohnausgleich: Im unteren Einkommensbereich soll es den vollen, im oberen Bereich keinen Lohnausgleich geben. • Arbeitszeitverkürzung ohne Lohnausgleich: Der Lohn wird im selben Maße gekürzt wie die Ar- beitszeit. Ú Gewerkschaft Ziel der Gewerkschaft in einigen Ländern ist die 35-Stunden-Woche. Teilweise wird auf Lohnerhö- hungen verzichtet, sodass einerseits die vorhandene Arbeit besser aufgeteilt wird, andererseits aber die Unternehmen nicht zu sehr belastet werden. Ú Wirtschaftskammer • Gegen eine generelle Verkürzung der Arbeitszeit. Ein striktes NEIN zu einer Arbeitszeitverkürzung mit gleichem Lohn. Das würde eine enorme Kostenbelastung der Unternehmen bringen. Viele müssten zusperren oder die Produktion in Billiglohnländer verlagern. • Für eine Einsparung teurer Überstunden im Verhältnis 1 : 1 für Zeitausgleich. • Statt einer Arbeitszeitverkürzung sollte über eine Arbeitszeitverlängerung nachgedacht werden (Bsp. Staaten in Ostasien). zu 8) Vorschläge zur Arbeit mit Lohnzuschüssen Der Ökonom Hans-Werner Sinn sagt, dass das Arbeitslo- sengeld wie eine Art Mindestlohn auf dem Arbeitsmarkt wirkt. Es mindere die Bereitschaft, einen regulären Job für einen niedrigeren oder gleichen Lohn anzunehmen. Der Staat sollte daher Geld nicht fürs Wegbleiben, sondern für das Mitmachen bezahlen. Er plädiert dafür, dass jeder ar- beiten geht, auch wenn er nur einen sehr geringen Lohn dafür erhält. Die Differenz zu einem regulären Lohn würde ein staatlicher Lohnzuschuss sein. Dieses Kombilohnmodell würde vor allem für gering Qualifizierte neue Arbeitsplätze nach dem Motto „Lohnzuschuss statt Lohnersatz“ erschaffen. Bei niedrigeren Löhnen werden mehr Jobs entstehen, weil sich potentielle Arbeitgeber Gewinne versprechen. Dann würden auch weni- ger Stellen in Billiglohnländer verlagert und die arbeitsintensiven Branchen könnten sich wieder besser entwickeln. Die Gewerkschaften sehen das Konzept als Beitrag zum Lohndumping und befürchten damit das Entstehen eines Niedriglohnsektors. Das Konzept ist keine Zauberformel zur allgemeinen Vermin- derung der Arbeitslosigkeit. Niedriglöhne kombiniert mit staatlichen Zuschüssen gibt es längst. Die Arbeitslosigkeit ist dadurch leider nicht gesunken. Lohnzuschüsse sind für bestimmte Gruppen aber geeignet, um sie im Arbeitsprozess zu halten (Stichwort: zweiter Arbeitsmarkt) bzw. sie wie- der zu integrieren. Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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