Volkswirtschaft gestalten, Schulbuch

123 Arbeitsmarkt & Sozialpolitik Ú Wirtschaftskammer Senkung der Lohn(neben)kosten durch Abflachung der Einkommenskurve: gegen automatische Gehaltserhöhungen, keine höheren Gehälter für jüngere Beschäftigte. Eine Anhebung der Kollektivvertragslöhne nur in bestimmten Branchen, in anderen sollte auch eine Absenkung möglich sein, damit gefährdete Branchen ihren Produktionsbetrieb nicht ins Ausland verlegen. zu 4) Vorschläge zu verpflichtendem Sozialdienst Mit einer gewissen Regelmäßigkeit erfolgt die Diskussion, dass Langzeit- und junge Arbeitslose unter 25 Jahren, die einen Job oder eine Weiterbildung verweigern, in Beschäf- tigungsprogramme (z. B. Sozialdienste oder Grünflächenbe- treuung) eingebunden werden sollen. Die Zumutbarkeit bei der Arbeitsaufnahme soll auch verrin- gert werden, z. B. könne es auch vertretbar sein, dass ein Akademiker als Straßenfeger arbeitet. Gewerkschaften kritisieren diese verpflichtende Arbeit auch als „Zwangsbeschäftigung“. Sie sollte nur greifen, wenn Jugendliche auf Sanktionen nicht reagieren. Die Verschärfung bzw. Verringerung der Zumutbarkeit bei der Arbeitsaufnahme ist problematisch, da sich damit die Spirale der Arbeits- losen weiter nach unten dreht, sowohl bei den Einkommen als auch bei der beruflichen Qualifika- tion. Angesichts fehlender Arbeitsplätze werden auch bei schärfsten Sanktionen Arbeitslose ohne Job bleiben. zu 5) Vorschläge zur Kurzarbeit Die Normalarbeitszeit kann in Krisenfällen (mit einer Sozialpartner- vereinbarung) kurzfristig herabgesetzt werden. Damit soll die Be- schäftigung bei vorübergehenden wirtschaftlichen Schwierigkeiten gesichert werden. • Die freie Arbeitszeit kann für Qualifizierungsmaßnahmen genutzt werden. • Die Arbeitnehmer/innen erhalten ihren Lohn für die tatsächliche Arbeitszeit sowie eine Kurzarbeitsunterstützung. zu 6) Vorschläge zu flexiblen Arbeitszeiten Ú Arbeitsmarktforscher/innen • Erhöhung der täglichen Arbeitszeit auf maximal 10 Stunden und der wöchentlichen Arbeitszeit auf 48 Stunden ohne Überstundenzahlungen. In Zeiten mit weniger Arbeitsanfall wird die Arbeitszeit entsprechend ausgeglichen. • Jahresarbeitszeitmodelle für Saisonberufe (z. B. Baugewer- be): In der witterungsgünstigen Zeit wird die tägliche und wöchentliche Arbeitszeit entsprechend erhöht (ohne Über- stundenzuschläge) und im Winter gegen Freizeit ausgegli- chen (dadurch entfällt die saisonale Arbeitslosigkeit – Ein- sparungderArbeitslosengelderundderÜberstundenkosten) • Zeitsparbücher: Ansparen von Gutstunden und Ausgleich über zusätzliche Karenzzeit (z. B. für Bildung oder für die Betreuung von Kindern, Verwandten …) Ú Gewerkschaft • Flexibilisierungsmodelle nur über Kollektivverträge; bei Einzelverträgen kann der einzelne Arbeit- nehmer bzw. die einzelne Arbeitnehmerin zu stark unter Druck gesetzt werden. • Gegen einen Eintausch von Nachtarbeits- und Wochenarbeitsstunden zu Freizeit im Verhältnis. Arbeitnehmer/innen sollen einen Teil der Verluste der Überstundenzuschläge durch besseren Zeitausgleich erhalten. Nur zu Prüfzwecken – Ei entum des Verlags öbv

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