Volkswirtschaft gestalten, Schulbuch

116 1.2 Daten zur Arbeitslosigkeit – eine differenzierte Betrachtung Spricht man über das Problem Arbeitslosigkeit, so meint man meist die Arbeitslosenquote: Die Berechnung der Arbeitslosenquote ist keinesfalls eine einfache Angelegenheit, weil unterschiedliche Berechnungsmetho- den in Österreich und der EU zu unterschied- lichen Ergebnissen führen (siehe Grafiken). • EU-Berechnung: Laut der Berechnung der EU werden die Arbeitslosen den über 15-jährigen Erwerbspersonen gegenüber- gestellt. Als arbeitslos gilt, wer aktiv Arbeit sucht und innerhalb von zwei Wochen verfügbar ist. Dabei muss er nicht unbe- dingt als arbeitslos gemeldet sein (wie bei der nationalen Berechnung). Zu den Er- werbstätigen zählen sowohl Selbststän- dige als auch unselbstständig Beschäftig- te, mithelfende Familienangehörige und geringfügig Beschäftigte. Die Arbeits- losenquote wird also in Prozent aller Er- werbstätigen ausgedrückt (Arbeitslose plus Selbst- und Unselbstständige). • Österreichische Berechnung: Laut der Berechnung Österreichs werden die arbeitslos gemeldeten Personen hingegen nur dem unselbstständigen Arbeitskräfteangebot gegenübergestellt (arbeitslos gemeldete Personen plus unselbstständig Beschäftigte laut Hauptverband der Sozialversicherungs- träger). Daraus ergibt sich der höhere Prozentwert. Eine „tatsächliche und richtige Arbeitslosenquo- te“ kann aber weder mit der österreichischen noch mit der EU-Berechnung ermittelt werden. Unge- nauigkeiten entstehen z. B., weil Menschen, die Arbeit suchen, aber in Schulungsmaßnahmen des Arbeitsmarktservice sind, nicht als arbeitslos gewertet werden. Außerdem melden sich nicht alle, die Arbeit suchen, als arbeitslos. Auch viele, die Teilzeit arbeiten und gerne mehr arbeiten würden, aber mangels Nachfrage nicht können, werden von der Statistik nicht erfasst. Diese Kennzahl lässt jedoch viele Aspekte unbeleuchtet. Eine Arbeitslosenquote von 5 % kann bedeuten, dass 5 % der Bevölke- rung ein Jahr lang arbeitslos sind, oder dass alle Erwerbspersonen 5 % des Jahres arbeitslos sind. Beide Extremsituationen sind durch dieselbe Kennzahl beschrie- ben, stellen aber sehr unterschiedliche Si- tuationen dar. Die Dauer der Arbeitslosig- keit stellt für die Betroffenen eine wichtige Dimension des Phänomens dar. Langzeit- arbeitslosigkeit (meint meist eine durch- gehende Arbeitslosigkeit von mehr als 12 Monaten) ist sowohl für die Betroffenen (Stichwort Stigmatisierung) als auch für die Gesellschaft, die deren soziale Absi- cherung finanzieren muss, eine große Be- lastung. Der Langzeitarbeitslosigkeit gilt daher das Hauptaugenmerk vieler Arbeits- marktmaßnahmen. Hinsichtlich der de- mographischen Zusammensetzung der Arbeitslosen gilt, dass besonders Jugend- liche und Personen knapp vor der Pensio- nierung betroffen sind. EU-Berechnung Quelle: EU-Kommission, Prognose 2018 Quelle: EU-Kommission, Prognose 2018 1 registrierte Arbeitslose in % der Un elbstständigen 2 A rbeitslose in % der Erw rbspersonen österr. Berechnung Prognose und vorläufige Werte Prognose und vorläufige Werte 1 EU-Berechnung 2 5,4 5,9 5,7 4,4 7,4 6,0 3,9 9,6 15,9 9,2 11,3 6,3 Kroatien 9,7 5,9 3,5 4,4 6,6 8,2 8,6 8,7 7,2 7,6 3,9 Rumänien 5,3 Bulgarien 6,4 21,6 10,6 4,9 2000 2005 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 Arbeitslosigkeit in Österreich 5,9 3,8 7,2 4,8 6,9 4,4 6,7 4,2 7,0 4,3 7,6 4,9 8,1 5,3 8,0 5,2 7,3 5,2 5,8 3,6 Arbeitslosigkeit in der EU 2000 2010 2014 2008 2012 2016 2005 2011 2015 2009 2013 2017 1 registrierte Arbeitslose in % der Unselbstständigen 2 Arbeitslose in % der Erwerbspersonen Quelle: WKO/AM österr. Berechnung 1 EU-Berechnung 2 Prognose und vorläufige Werte Prognose und vorläufige Werte Arbeitslosigkeit in Österreich 3,9 4,1 5,6 5,3 4,8 4,9 4,6 5,4 5,6 6,0 5,7 5,9 5,8 5,9 7,3 7,2 6,9 7,0 6,7 7,6 8,4 9,1 9,1 8,9 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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