Volkswirtschaft gestalten, Schulbuch

114 1.1 Ursachen der Arbeitslosigkeit 5 Ursachen für Arbeitslosigkeit strukturelle Arbeitslosigkeit Grund: Niedergang einer Branche, fehlen- de Flexibilität friktionelle Arbeitslosigkeit Grund: Kurzfristiger Übergang (z. B. bei Arbeitsplatz- wechsel) merkmal- strukturelle Arbeitslosigkeit Grund: Unterschiedliche Profile von Ar- beitslosen und of- fenen Stellen saisonale Arbeitslosigkeit Grund: Jahreszeitliche Einflüsse (z. B. in der Land- und Bauwirtschaft) konjunkturelle Arbeitslosigkeit Grund: Zyklische Schwan- kungen der Wirt- schaftsentwick- lung Die Ursachen der Arbeitslosigkeit sind vielfältig. Die am häufigsten verwendeten Klassifikationen sind: Ú Strukturelle Arbeitslosigkeit: Der technologische Wandel macht bestimmte Berufe bzw. Qualifikationen obsolet. Die betroffenen Personen müssen neue Fähigkeiten erst erlernen. Ú Konjunkturelle Arbeitslosigkeit: In Zeiten wirtschaftlicher Rezession geht die Güternachfrage zurück, wodurch die Unternehmen weniger Arbeitskräfte zur Produktion benötigen. Ú Merkmalstrukturelle Arbeitslosigkeit: Die Qualifikationen der Arbeitskräfte entsprechen oft nicht den von den Arbeitgebern gesuchten Profilen. Ú Saisonale Arbeitslosigkeit: Bestimmte Branchen sind von der Jahreszeit (Witterung) abhängig, z. B. Baubranche, Sportlehrer Ú Friktionelle bzw. Fluktuationsarbeitslosigkeit (Sucharbeitslosigkeit): Einen Arbeitsplatz zu finden bzw. zu besetzen ist für beide Seiten mit zeitlichem Aufwand verbun- den. Annoncen müssen geschaltet und gelesen werden, die geeigneten Kandidaten und Kandida- tinnen müssen ausgewählt werden. In den 1960er Jahren kam die Idee der natürlichen Arbeitslosigkeit auf. Dieses Konzept geht davon aus, dass es eine Arbeitslosenrate gibt, die mit einer konstanten (nicht zunehmenden) Inflation ver- einbar ist (langfristig vertikale Angebotskurve). Arbeitslosigkeit und technische Entwicklung Im Zusammenhang mit der Digitalisierung der Wirtschaft und dem verstärkten Einsatz von Robotern und vernetzten Maschinen in der industriellen Fertigung wird Kritik am technischen Fortschritt und der damit verbundenen „ Vernichtung von Arbeitsplätzen “ laut. Im Zuge der Digitalisierung erfordern die neuen Herstellungsmethoden etwa entsprechende Fertigkeiten und Qualifikationen, die erst er- worben werden müssen. Vor allem in die Fortbildung älterer Beschäftigter wird noch zu wenig inves- tiert. Bislang hat der stetige Produktivitätsfortschritt aber nicht zu einem Anstieg der Arbeitslosigkeit geführt, da der Dienstleistungsbereich die freigesetzten Arbeitskräfte aufnahm. Arbeitslosigkeit – ein unvermeidbarer Begleiter der Marktwirtschaft? Historisch betrachtet ist Arbeitslosigkeit seit der industriellen Revolution ein ständiger Begleiter. Mit Ausnahme der 1960er Jahre, die durch hohes Wirtschaftswachstum und Vollbeschäftigung gekenn- zeichnet waren, war Arbeitslosigkeit immer präsent. Besonders in der Depression der 1930er Jahre wurde das Problem so drängend, dass die Politik sich dem Thema nicht mehr verschließen konnte. Die Entwicklung der Arbeitslosigkeit ist immer eng an den Verlauf der Konjunktur gebunden. In den letz- ten Jahren war man immer stärker mit dem Phänomen konfrontiert, dass die Arbeitslosigkeit in Rezes- sionen zunahm, in Boomphasen jedoch weit weniger zurückging. Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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