am Puls Biologie 7 RG, Schulbuch

96 Grenzen von Arten sind manchmal fließend Dass eine biologische Art nicht immer völlig klare Grenzen besitzt, zeigt folgendes Beispiel: Die Rabenkrähe ( Corvus corone ) ist eine ganz schwarze gefärbte Krähenart, die im Westen Österreichs vorkommt ( k Abb. 7). Im Osten hin- gegen kommt die Nebelkrähe ( Corvus cornix ) vor, die am Bauch und Rücken ein graues Gefieder besitzt ( k Abb. 7). Es gibt derzeit unterschiedli- che Ansichten, ob es sich dabei tatsächlich um zwei Arten oder zwei so genannte Unterarten einer Art (der Aaskrähe) handelt. Wien liegt in einem bis zu 50 km breiten Gürtel, der sich von der Ostsee im Norden bis zum Mittelmeer im Süden zieht, und in dem sich Tiere dieser beiden Krähenarten miteinander paaren ( k Abb. 7). Daraus entstehen Nachkommen, sogenannte Arthybride mit unterschiedlichen Gefiedervarian- ten, die sich weiter fortpflanzen können. Den Gürtel, in dem die Hybridform auftritt, nennt man eine Hybridzone. Die Hybridzone der Krähen existiert bereits seit zumindest 100 Jahren. Die Vögel können sich hier verpaaren, da die beiden Krähenarten sehr eng miteinander verwandt sind. Trotzdem kommt es zu keiner vollständigen Vermischung der beiden Krähenarten! Ein Grund dafür, dass die Zone relativ stabil erhalten bleibt, ist vermutlich, dass sich schwarze Krähen lieber mit schwarzen paaren, und graue lieber mit grauen. Hybridzonen tauchen in der Natur gar nicht so selten auf! Grizzlybären und Eisbären können sich beispielsweise ebenfalls in der Natur mit- einander fortpflanzen, dort wo ihre Verbreitungs- gebiete aufeinandertreffen. Arthybride entste- hen aus der Paarung von Lebewesen von zwei unterschied- lichen Arten Rabenkrähe Arthybrid Nebelkrähe Die Rabenkrähe ist in Westeuropa verbreitet. Arthybride zwischen Raben- und Nebelkrähe sind auf eine schmale Zone begrenzt. Sie haben weniger Nachkommen. Nebel- und Rabenkrähe stammen von einem ge- meinsamen Vorfahren ab. Abb.7: Gefieder der Rabenkrähe und Nebelkrähe. Die Rabenkrähe hat schwarzes Gefieder, die Nebelkrähe ist am Bauch und Rücken grau. In der Hybridzone kommen Tiere mit unterschiedlichem Grauanteil im Gefieder vor. Variabilität, Verwandt- schaft, Geschichte und Evolution Aufgaben W 1 Ein Maultier ist ein sind Nachkomme von einem weiblichen Pferd und einem männ- lichen Esel. Recherchiere über diese Hybride und gib auch den Unterschied zu einem Mau- lesel an. Erkläre, warum Pferde und Esel zwei unterschiedliche Arten sind, obwohl sie offen- sichtlich miteinander Nachkommen zeugen können. W 2 Morphologische Ähnlichkeit ist nicht alles! Recherchiere über den korsischen Feuersalamander und finde heraus, wie er aussieht. Erläutere, wie er früher klassifiziert wurde, und warum man ihn jetzt als eigene Art betrachtet. Basiskonzept Variabilität, Verwandtschaft, Geschich- te und Evolution: Häufig werden Paarungspartner nicht zufällig ausgewählt. Bei der so genannten assortativen Paarung werden Partner bevorzugt, die in bestimmten Merkmalen ähnlich sind. Dieser Mechanis- mus spielt eine wichtige Rolle beim Entste- hen von neuen Arten, da so die Durch- mischung von Populationen reduziert wird. Kryptische Arten Arten, die sich äußerlich sehr wenig bis über- haupt nicht unterscheiden, wurden traditionell, nach morphologischen Kriterien, oft in einer ein- zigen Art zusammengefasst. Ein genaues Unter- suchen von feinen morphologischen Unterschie- den, ein Betrachten der Reproduktionsbarrieren und genetische Analysen sind nötig, um zu ver- stehen, ob es sich um eine oder um mehrere Arten handelt. Der Vergleich der DNA der Arten gilt als der aktuelle Standard, um Zweifel auszu- räumen. So wurden bereits kryptische Arten, die sich äußerlich fast völlig gleichen, innerhalb einer Art entdeckt. Beim Fliegenpilz weiß man zB dank aktueller Forschungsergebnisse, dass es sich dabei tat- sächlich um mehrere separate, eng verwandte Arten, und nicht um eine einzige Art handelt! Im- mer wieder kommt es bei lange bekannten Arten dank neuer Ergebnisse zu neuen Einordnungen. Mithilfe von DNA-Vergleichen können kryptische Arten identifiziert werden. Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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