am Puls Biologie 7 RG, Schulbuch

93 Biodiversität Das Aussterben einer Art hat oft Einfluss auf viele weitere Arten, da Tier- und Pflanzenarten oft enge Lebensgemeinschaften bilden und voneinander abhängig sind. Beispielsweise sind insekten- bestäubte Pflanzen für ihre Fortpflanzung vom Vorkommen bestäubender Insekten abhängig. Weltweit gehen jedoch die Bestäuber zurück. Dies betrifft den Menschen unmittelbar. Durch die fehlenden Bestäuber kommt es zu Proble- men bei der Fruchtbildung. Drei Viertel aller vom Menschen angebauten Nahrungspflanzen sind insektenbestäubt. Du hast vielleicht bereits vom so genannten Bie- nensterben, das auch Österreich betrifft, gehört. Verantworlich für das Sterben der Honigbienen ist unter anderem ein Parasit, die Varroa-Milbe. Sie stammt ursprünglich aus Asien und ist mittlerweile weltweit verbreitet ( k siehe auch Neobiota im folgenden Abschnitt). Eine weitere Ursache für den Rückgang der Honig- und Wild- bienen und vieler anderer Insekten ist vermutlich auch der Gebrauch gewisser Pestizide 1 in der Landwirtschaft. Durch das Ausster- ben einer Art kann es zu einer Kaskade an weiterem Arten- sterben kommen Neobiota sind in fremde Gebiete eingeschleppte Arten Konsequenzen des Artensterbens Das Einschleppen von Arten in fremde Gebiete durch den Menschen, zB in Folge des weltweiten Warentransportes und Handels, ist neben der Zerstörung von Lebensraum eine weitere Ursa- che des Artensterbens. Solche gebietsfremde Arten heißen Neobiota (Tiere: Neozoen; Pflan- zen: Neophyten). Manche Neobiota verdrängen heimische Arten aus ihrem natürlichen Lebens- raum, man spricht dann auch von invasiven Arten 3 . Besonders anfällig sind über lange Zeiträume isoliert entstandene Ökosysteme ozeanischer Inseln. Neuseeland zB verlor nach der Einwande- rung der Maoris vor etwa 800 Jahren 34 seiner Vogelarten und danach, im Zusammenhang mit der Kolonialisierung durch Europäer, weitere 15. Mit den einwandernden Menschen wurden u. a. auch Ratten, Katzen und Hunde in Ökosys- teme eingeschleppt, wo es zuvor kaum Raub- tiere gab. Zu den Neozoen, die sich in Österreich verbreiten konnten, zählt zB die bei Gärtnerinnen und Gärt- nern gefürchtete Spanische Wegschnecke, die aufgrund ihrer raschen Vermehrung die heimi- sche Rote Wegschnecke verdrängt. Unter den Pflanzen bedrohen Neophyten wie der Riesen-Bärenklau ( k Abb. 3) oder das Drüsige Springkraut ( k Abb. 4), die sich in den letzten Jahrzehnten rasant verbreitet haben, heimische Ökosysteme. Invasive Arten können heimische Arten verdrängen Abb.3: Riesen-Bärenklau: Bis zu 3m hohe Staude mit weißen oder gelb-grünen Blüten, die aus dem Kaukasus stammt. Der Saft der Pflanze enthält fototoxische 2 Substanzen. Bei Berührung und Sonneneinstrahlung können starke Hautentzündungen mit Blasenbildung auftreten. ImWesten Österreichs treten die Pflanzen gehäuft auf, und es kommt dort im Sommer bereits regelmäßig zu Verbrennungsfällen. Abb.4: Drüsiges Springkraut: Einjährige Pflanze, die in der Nähe von Gewässern vorkommt. Die ursprünglich im Himalaya heimische Pflanze wurde als Bienenwei- de und wegen der hübschen rosaroten Blüten als Gartenpflanze nach England importiert. Glossar 1 Pestizide: Giftstoff, der gegen Schädlinge eingesetzt wird. Vom Lateinischen pestis (= Geißel) und caedere (= töten). 2 fototoxisch : Eine Substanz nennt man foto- toxisch, wenn sie unter der Einwirkung von Sonnenlicht eine giftige Wirkung entfaltet. 3 Invasive Arten: Neobiota, die mit einheimi- schen Arten in Konkurrenz um Lebensraum und Ressourcen treten und diese verdrängen. Sie können unerwünschte Effekte auf andere Arten, Lebensgemeinschaften oder Biotope haben. Nur zu Prüfzwecke – Eigentum des Verlags öbv

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