am Puls Biologie 7 RG, Schulbuch

91 Biodiversität 5.1 Biodiversität Die Vielfalt des Lebens auf der Erde Unter Biodiversität versteht man die Artenviel- falt auf der Erde, sowie die genetische Vielfalt (siehe S. 33) dieser Arten. Werden Arten selten, wird die genetische Vielfalt immer geringer und die Art ist von genetischer Verarmung betroffen. Wildpferde waren beispielsweise über Jahrzehn- te in freier Natur ausgestorben. Seit 1990 wird versucht, sie in den Halbwüsten Innerasiens wie- der heimisch zu machen. Alle heute lebenden Wildpferde stammen allerdings von nur 13 Tieren ab, die in den 1920er Jahren eingefangen, und in Zoos gehalten wurden. Selbst wenn die Auswil- derung Erfolg hat, und das Wildpferd gerettet werden kann, so ist seine genetische Vielfalt bereits extrem eingeschränkt. Der Verlust der Biodiversität kann dazu führen, dass uner- wünschte Merkmale einzelner Individuen, an überproportional viele Artgenossen weiterge- geben werden, was sich negativ auf die Über- lebenswahrscheinlichkeit der Art auswirkt. Generell gilt, dass terrestrische Ökosysteme 2 in der Nähe des Äquators eine größere Biodiver- sität besitzen als polnahe Ökosysteme, weil in Äquatornähe ein gleichmäßig warmes und feuchtes Klima herrscht. Dieses begünstigt eine hohe Fotosyntheserate und damit eine ständige Produktion von großen Mengen an Pflanzen- material, das als Nahrung für andere Arten zur Verfügung steht. Die höchste Biodiversität haben daher die Tropen: Sie besitzen nur 10% der Fläche der Erde, aber man findet hier 90% der Arten, die auf der Erde vorkommen. Man nennt solche Orte höchs- ter Artenvielfalt auch Hotspots. Die Tropen sind Hotspots der Biodiversität Reproduktion Variabilität, Verwandt- schaft, Geschichte und Evolution Wie viele Arten gibt es auf der Erde? Die gesamte Artenzahl auf der Erde zu bestim- men ist eine schwierige Aufgabe, da man dazu schätzen muss, wie viele Arten noch unentdeckt sind. Dazu stellen Forscher und Forscherinnen Berech- nungen an, die sich an den bereits bekannten Artenzahlen in einem bestimmten Lebensraum orientieren. Bis in die 1970er Jahre dachte man, dass eine ge- samte Artenzahl von zwei Millionen wahrschein- lich wäre. Erst dann wurde die atemberaubende Artenvielfalt der Baumkronen im tropischen Regenwald entdeckt. Eine ähnliche Revolution bahnt sich soeben in der Tiefsee an, die lange als wenig besiedelt galt. Aktuellen Berechnungen nach gibt es auf der Erde vermutlich zwischen 5 und 80 Millionen Arten. Davon sind aktuell etwa 2 Millionen beschrieben. Eine Million davon, also die Hälfte aller heute be- schriebenen Arten, sind Insektenarten ( k Abb.1)! Die Wirbeltiere, zu denen der Mensch, alle Säu- getiere, Vögel, Reptilien, Fische und Amphibien gehören, fallen zahlenmäßig überhaupt nicht ins Gewicht ( k Abb. 1). Die Gesamtzahl der beschrie- benen Säugetierarten beträgt etwa 5 500, die der Vögel etwa 10 000. Weitere Gruppen außer den Insekten, die ebenfalls sehr artenreich sind, sind beispielsweise die Pilze und die Weichtiere. Zwei Millionen Arten sind aktuell be- schrieben. Die Hälfte davon sind Insekten- arten Abb.1: Globale Artenvielfalt aller Lebewesen. Die Insekten zeigen mit Abstand die größte Artenvielfalt. Stachelhäuter Insekten Fische Amphibien Bakterien Farne Blütenpflanzen Pilze Vögel Säugetiere Reptilien Andere Schwämme Nesseltiere Weichtiere Plattwürmer Ringelwürmer Fadenwürmer Spinnentiere Krebstiere Moose Glossar 1 Terrestrisches Ökosystem: terrestrisch bedeutet „an Land“; vom Lateinischen terra (= Erde), Ökosystem kommt vom Griechischen oikos (= Haus) und systema (= das Verbunde- ne). Ein Ökosystem besteht aus einer Lebens- gemeinschaft von Lebewesen unterschied- licher Arten und ihrer Umwelt. Basiskonzept Reproduktion: Die Auswilderung des Wildpferdes kann nur dann Erfolg haben, wenn sich die Tiere in freier Wildbahn in entsprechender Anzahl ver- mehren, und die Population damit wieder wachsen kann. Variabilität, Verwandtschaft, Geschich- te und Evolution: Die evolutionäre Anpassung von Arten an sich verändernde Umwelten basiert auf biologischer Vielfalt (Biodiversität) und natürlicher Auslese (Selek- tion). Die Selektion vorteilhafter Merkmale ist nur möglich, wenn es ausreichend Vielfalt gibt. Nur zu Prüfzweck n – Eig ntum des Verlags öbv

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