am Puls Biologie 7 RG, Schulbuch

86 Wissenschaftliches Arbeiten Formale Vorgaben wissenschaftlicher Arbeiten Das Publizieren wissenschaftlicher Texte Das Verfassen und Veröffentlichen von Fachartikel ist ein we- sentlicher Teil der Arbeit von Wissenschaftern und Wissen- schafterinnen. Wozu eigentlich? Oft macht das eigentliche Forschen mehr Spaß als das zum Teil mühsame Schreiben. Dennoch ist es notwendig, denn nur wenn ein neues Forschungsergebnis auch publiziert wird, gilt es als „erforscht“. Denn wie soll die Menschheit sonst erfah- ren, dass zB eine neue Tierart entdeckt oder ein Medikament gegen eine bestimmte Krankheit hergestellt wurde? Wissenschaftliche Journale haben hier sehr strikte Vorgaben und Abläufe. Diese werden zum Teil auch bei den „vorwissen- schaftlichen Arbeiten“ nachgestellt, die im Zuge der Reife- prüfung zu verfassen sind. Autoren echter wissenschaftlicher Arbeiten (WA) reichen die- se bei einer Zeitschrift ein, wo ein Editor entscheidet, ob die Arbeit veröffentlicht werden soll. Dazu werden Gutachten an- derer Wissenschafterinnen und Wissenschafter eingeholt, die prüfen, ob sauber, korrekt, objektiv und nachvollziehbar gear- beitet wurde. Danach wird dem Autor rückgemeldet, ob der Artikel publiziert wird bzw. ob noch Überarbeitungen nötig sind. Sind alle Überarbeitungen vorgenommen, veröffentlicht der Verlag schließlich die Arbeit in der Zeitschrift. Auf diese Art wird gewährleistet, dass kein „Unsinn“ oder kei- ne falschen Ergebnisse veröffentlicht werden. Wenn jemand zB schreibt, er hätte ein Medikament gegen Krebs gefunden, wird die Begutachtung sehr kritisch erfolgen – und sollten sich Fehler, Ungereimtheiten oder unbewiesene Aussagen fin- den, wird die Zeitschrift den Artikel zurückweisen und nicht publizieren. Abb.17: Der Aufbau einer wissenschaftlichen Arbeit. Ein (zu) einfaches Beispiel Wie publizieren? Für wissenschaftliche Artikel gibt es in der Regel stren- ge formale Vorgaben, wie die Arbeit auszusehen hat. Wissenschaftliche Artikel zeigen zumeist folgende Gliederung: • Titel • Abstract 1 • Inhaltsverzeichnis (nur bei längeren WA) • Einleitung • mehrere fachliche Kapitel bzw. Beschreibung der empirischen Arbeit • Ergebnisse (bei empirischen Arbeiten) • Schlussfolgerungen bzw. Fazit • Literaturverzeichnis Ein sehr simples Beispiel siehst du in Abb. 17. Zusätzliche Teile können eingebunden werden, wenn sinnvoll, etwa ein Anhang, in dem ein Interview komplett wiedergege- ben ist, oder lange Tabellen, die Detailergebnisse zeigen, die für die eigentliche Arbeit zu umfangreich sind. Auch kannst du ein Vorwort voranstellen, in dem du persönliche Aspekte erwähnst (warum dich zB das Thema besonders berührt, oder falls du jemandem speziellen Dank aussprechen möchtest). Neben der Gliederung ist auch vorgegeben, wie du die Arbeit verfassen sollst: Der Stil soll klar und sachlich sein (es soll also keine künstlerische Darstellung sein). Fakten sollen klar er- kennbar und von Meinungen abgegrenzt sein. Zudem müssen alle Fakten, Daten und Aussagen, die du aus Büchern, Zeit- schriften, Videos, Websites etc. hast, die Quellen genau ange- ben werden (mehr zu Quellen und Zitieren auf S. 112). Verwendest du Abbildungen, sind auch hier Vorgaben einzu- halten. Ein Bild darf nicht einfach so in die Arbeit gesetzt werden, um aufzulockern. Es ist nur dann einzubinden, wenn es für die Arbeit wesentlich ist, zB ein Schema, das zeigt, wie dein Experiment abläuft, oder ein Säulendiagramm, das Er- gebnisse darstellt. Jede Abbildung muss nummeriert, beschrif- tet und im Text angesprochen werden (so wie es auch in die- sem Buch der Fall ist). Warum ist dies alles so strikt vorgeben? Nur so ist gewährleis- tet, dass schnell und sicher überprüft werden kann, ob der In- halt der Arbeit korrekt und nachvollziehbar ist. Die Farbe der Äpfel Abstract In dieser Arbeit wurde die Farbe von Äpfeln untersucht. Wenngleich der Großteil rot ist, gibt es manche, die nicht rot sind. Einleitung Eine alte Frage lautet: „Sind alle Äpfel rot?“ Ingrid Marie (2018) ist dieser Mei- nung 1 . Andere Studien (Hardy, 2016; Mundi, 2019) behaupten, dass dies nicht so ist. Methode Ich ging in einen Supermarkt in meiner Wohnortnähe und kaufte einen Apfel jeder Sorte, die angeboten wurde. Zuhause betrachtete ich die Äpfel und notierte ihre Farbe. Ergebnisse Ich zählte vier rote, einen grünen und zwei gelbe Äpfel (Abb. 1). Schlussfolgerung Nachdem ich einen grünen und zwei gelbe Äpfel gefunden habe, konnte ich zeigen, dass nicht alle Äpfel rot sind, womit die Arbeiten von Hardy (2018) und Mundi (2019) bestätigt wurden. Literaturverzeichnis Marie, I.: Äpfel – rot und röter. In: Zeitschrift für Pomologie. 2018, Jg. 4, Nr.10, S.64–82. Hardy, J.: Intraspecific colour variation in apples. In: Journal of Fruit Science. 2016, Jg.1, Nr.2, S.1002–1009. Mundi, G.: Farbspektrum heimischer Apfelsorten. In: Moderner Obstbau. 2019, Nr.12, S. 4–8. Abb. 1: Äpfelzahl Glossar 1 Abstract: englisch für Auszug oder Abriss, beschreibt eine kurze, präzise Zusammenfas- sung des Inhalts einer Arbeit. Das Abstract steht zu Beginn jeder Arbeit und enthält also alles, von der Fragestellung bis zum Ergebnis. Es steht ganz zu Beginn einer jeden WA, damit man schnell erkennen kann, ob der Artikel die gesuchten Informationen enthält. Das Abstract wird erst ganz am Ende verfasst, wenn die Arbeit vollendet ist. Nur zu Prüfzw ck n – Eigentum des Verlags öbv

RkJQdWJsaXNoZXIy ODE3MDE=