am Puls Biologie 7 RG, Schulbuch

82 Isst du gerne Garnelen? Im Unterschied zu einem Hendlhaxerl, wo man ja das Fleisch bis zum Knochen abnagen kann, muss man bei Tieren mit Exoskeletten – und Garnelen als Krebstiere sind eben solche – sich zum Fleisch vorarbeiten. Damit zeigt sich auch, dass die Exoskelette der Gliederfüßer neben der Funktion im Bewegungs- apparat auch den Körper schützen. Dennoch sichern sie den Tieren Beweglichkeit und dienen als Ansatzstelle der Muskeln – besonders deut- lich sichtbar in den Scheren der Großkrebse, die mit Muskeln gefüllt sind (und daher von Fein- schmeckern geschätzt werden). Das Exoskelett der Gliederfüßer wird auch als Cuticula 1 bezeichnet und besteht aus Chitin, einem Polysaccharid, und Proteinen, und wird von der Epidermis gebildet. Je nach Art und Menge der Proteine ist die Cuticula fest oder biegsam. Bei manchen Gliederfüßern wird zu- sätzlich Kalziumkarbonat eingelagert – beson- ders große Krebse haben dadurch sehr harte Panzer. Bei den ursprünglichsten Gliederfüßern, den Tausendfüßler, erkennt man den Aufbau des Exoskeletts deutlich: Jedes der gleichartigen Segmente ist von einer Bauch- und einer Rücken- platte umgeben, dazwischen liegen kleine Sei- tenplatten. Jedes Bein- und Antennenglied ist von einer Röhre umgeben. Alle diese Teile sind durch elastische, weiche Bereiche der Cuticula verbunden. Hier setzen die Muskeln an: Diese Skelettteile werden durch die Kontraktion der Muskeln gegeneinander verschoben. Bei den Krebstieren, Spinnentieren und Insekten sind jeweils mehrere Segmente zu funktionellen Einheiten verbunden (zB Kopf, Brust und Hinter- leib bei den Insekten). Vielfach verschmelzen auch die Teile der Cuticula, etwa am Kopf-Brust- Stück der Großkrebse ( k Abb. 13): Hier entsteht ein fester Panzer, der Carapax, der entsprechend unbeweglich ist, aber dem Tier sehr guten Schutz bietet. Abb.13: Exoskelett beim Flusskrebs. Während der Carapax einen starren, unbeweglichen Panzer darstellt, ist der Hinterleib beweglich. Entsprechend enthält dieser Körperabschnitt sowie die kräftigen Scheren die meisten Muskelmasse des Krebses. Gliederfüßer be- sitzen eine Cuticula aus Chitin und Protein, die als Exoskelett dient Kompartimentierung Flusskrebs große Antenne (Fühler) kleine Antenne (Fühler) gegliedertes Bein Schere Schwanzfächer Kopf-Brust-Stück Hinterleib 4.5 Der Bewegungsapparat Muskeln ermöglichen Bewegung, doch für eine große Kraftwirkung sind Stützstrukturen nötig, an denen die Muskeln ansetzen. Diese Stütz- strukturen werden als Skelette bezeichnet. Alle vielzelligen Tiere besitzen Skelette, die allerdings nicht notwendigerweise aus Knochen bestehen. Die einfachsten Skelette sind Hydroskelette. Dabei handelt es sich um eine Stütze aus Flüssig- keit: Die Körperflüssigkeit, die durch die Haut zusammengedrückt wird, wirkt als Widerlager der Muskeln. Hydroskelette treten bei einfachen Tieren auf (oft als „Würmer“ zusammengefasst). Dem gegenüber stehen echte Skelette aus Fest- stoffen. Hier werden Exoskelette (Außenskelette) von Endoskeletten (Innenskelette) unterschie- den. Exoskelette gibt es bei Gliederfüßern sowie bei Weichtieren (zB Muschelschalen). Endo- skelette kommen bei Wirbeltieren vor (siehe un- ten), aber auch Schwämme haben Endoskelette aus Kalk oder Silikat. Echte Skelette sind nicht nur Teil des Bewe- gungsapparates, sondern dienen auch dem Schutz: V. a. Exoskelette wirken in vielen Fällen wie Panzer, die die Weichteile umgeben. Hydroskelette stützen durch Wasserdruck, Exo- und Endoskelette durch Feststoffe um den bzw. im Körper Skelett und Muskulatur bilden den Bewegungsapparat Gliederfüßer besitzen Exoskelette Glossar 1 Cuticula: lateinisches Wort für Häutchen. Der Begriff wird auch bei Pflanzen verwendet, dort beschreibt dies eine in der Regel dünne Schicht aus Wachs, die der Epidermis aufliegt. Basiskonzept Kompartimentierung: Der Trend von sehr vielen, gleichartigen Segmenten (bei den Tausendfüßlern) zu wenigen, die zu übergeordneten Einheiten verbunden sind (bei Insekten, Spinnentieren, Krebstieren) bringt den Vorteil der Spezialisierung und Arbeitsteilung: Während jedes Segment eines Tausendfüßlers „alles“ können muss, sind etwa bei Insekten die Funktionen aufgeteilt: Der Kopf ist auf Nahrungsaufnahme und Wahrnehmung spezialisiert, das Bruststück auf Lokomotion und der Hinterleib auf vege- tative Funktionen und Fortpflanzung. Dieser Trend zur Arbeitsteilung ist in der Biologie weit verbreitet: Die Entstehung von Zellorga- nellen in der Zelle, Zelltypen im Vielzeller oder Organe im Körper sind Beispiele dafür. Nur zu Prüfzweck n – Eigentum des Verlags öbv

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