am Puls Biologie 7 RG, Schulbuch

76 4.3 Bewegung bei Pflanzen Pflanzen und Bewegung – das passt irgendwie nicht zusammen. Wir assoziieren mit Pflanzen statische, festgewurzelte Lebewesen, deren Blätter vom Wind bewegt werden, aber ansons- ten völlig regungslos sind. Tatsächlich stimmt diese Annahme nicht. Es ist zwar wahr, dass die allermeisten Pflanzen fest- sitzend leben – durch Wurzeln im Boden veran- kert – und deshalb nicht zur Lokomotion fähig sind. Dennoch zeigen Pflanzen Bewegungen. In der Regel sind diese nur so langsam, dass wir sie nicht wahrnehmen. Es gibt Ausnahmen: Suche im Internet mit den Suchbegriffen „Mimose“ und „Bewegung“ nach Videos. Du wirst sehen, dass diese Pflanzen der Gattung Mimosa ( k Abb. 6) ausgesprochen schnell auf Berührung reagieren! Dies ist das spektakulärste Beispiel pflanzlicher Bewegungen. Warum sind schnelle Pflanzenbewegungen so selten? Warum hat die Evolution bei Tieren Muskelgewebe hervorgebracht (siehe folgenden Seiten), bei Pflanzen aber nichts Vergleichbares? Das hat mit der Ernährungsweise zu tun: Auto- trophe Pflanzen nutzen Sonnenlicht als Energie- quelle. Dafür ist ein festsitzender, verwurzelter Körper, der Wasser aus dem Boden aufnehmen kann, von Vorteil – schnelle Bewegungen dage- gen kaum. Tiere hingegen sind darauf angewie- sen, sich Energie durch Nahrung zu holen. Hier ist Lokomotion in der Regel unumgänglich – oftmals schnelle. Abb.6: Mimosa pudica . Die Blätter der Mimose klappen bei Erschütterungen oder Berührung schnell zusammen. Alle Pflanzen weisen langsame Bewegun- gen auf, manche Pflanzen zeigen auch schnelle Bewegungen Variabilität, Verwandt- schaft, Geschichte und Evolution Bei Pflanzen gibt es unterschiedliche Bewegungsmechanismen Die Bewegung der Mimose ist eine so genannte Turgor 1 -Bewegung. Bei diesem Bewegungstyp verändert sich – ausgelöst durch einen Reiz (siehe unten) – der Turgor, der Innendruck in be- stimmten Zellen. Dies geschieht oft recht schnell. Dadurch verformt sich ein Gewebsbereich, was zu einer Bewegung führt. Neben dem Zusammenklappen der Mimosen- blätter gehört auch die Schleuderbewegung des Springkrauts Impatiens zu dieser Kategorie: Zellen der Fruchtwand stehen unter hohem Druck. Überschreitet dieser einen Grenzwert (oft auch durch Berührung), reißen die Zellen, was zu einem Ausschleudern der Samen führt. Auch Spritzgurken ( Ecballium elaterium) „schie- ßen“ ihre Samen durch Druck mehrere Meter weit. Weit weniger spektakulär, aber viel häufiger sind Wachstumsbewegungen. Vielleicht hast du schon beobachtet, dass Blätter oder ganze Sprosse von Zimmerpflanzen am Fensterbrett in Richtung des Lichtes wachsen. Auch in der Natur drehen sich Blätter zum Licht. Ebenso winden sich Ranken um Kletterhilfen (zB Äste, Zäune). Diese Wachstumsbewegungen er- folgen aber viel langsamer als Turgor-Bewegun- gen – so langsam, dass wir mit Pflanzen keine Bewegungen assoziieren. Pflanzen weisen langsame Wachs- tumsbewegungen auf, manche Pflan- zen zeigen auch schnelle Turgor- Bewegungen Glossar 1 Turgor: (Spät-)Lateinisch für pralle Konsis- tenz. Aufgaben E 1 Turgorbewegungen: Suche im Inter- net nach Videos zu Pflanzenbewegungen (wie oben zur Mimose beschrieben). Orientie- re dich an den genannten Beispielen im Text, suche aber auch andere. Beschreibe in kurzen Texten drei der gefundenen Beispiele (gib auch die Quelle an). Basiskonzept Variabilität, Verwandtschaft, Geschich- te und Evolution: Die Entstehung von Zell- und Gewebetypen erfolgt durch zufällige Variation. Erhalten bleibt, was Vorteile bringt. So bringen Muskelzellen Tieren mehr Vorteile (Beweglichkeit) als Nachteile (Energiever- brauch). Bei Pflanzen wäre das nicht der Fall. Auch Pflanzen bewegen sich Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

RkJQdWJsaXNoZXIy ODE3MDE=