am Puls Biologie 7 RG, Schulbuch

5 Hier findest du die Basiskonzepte 19 ParasitenundSymbionten Die Mykorrhiza – Grundlage unsererWälder Hastdudich schonmalgefragt,warumman Champignons zu jeder Jahreszeit inbeliebigen Mengen kaufen kann,Eierschwammerloder Steinpilzeabernur imSommer,undoftnur in begrenztenMengen?DerGrund liegt inder Le- bensweise:WährendChampignonsSaprophyten sind,also totesMaterial (Laubetc.)abbauenund entsprechend leicht kultiviertwerden können, sindSteinpilzeundEierschwammerlnMykorrhi- zapilze.AlsMykorrhiza 1 bezeichnetmaneine Symbiose zwischeneinemPilzundeinemBaum, genauerdessenWurzeln.DerPilz kannohne Baumnichtexistieren,daher kannmanStein- pilzeundEierschwammerlnnur züchten,wenn mandenWalddazu züchtet–das „Schwammerl- suchen“ imWald istalsonichtnureinHobby, sonderndieeinzigeMöglichkeit,Mykorrhizapilze zuernten. Genaugenommen isteineWaldgemeinschaftoh- neMykorrhizagarnichtexistenzfähig.Beidieser SymbiosewachsendiePilzfäden–dieHyphen – inengerBeziehung zurWurzel ( k Abb. 14oben). DerBaum liefertdemPilzKohlenhydrateausder Fotosynthese.DerPilzernährt sichdavonunder- höht imGegenzugdieVersorgungdesBaums mitWasserundMineralsalzenausdemBoden ( k Abb. 14unten).Dieswirddadurcherreicht, dassdiePilzfädeneine vielgrößereOberfläche ermöglichen,alsdieWurzelalleinehat.Das re- sultiert ingefördertemWachstumdesBaumes. Zusätzlich isteineerhöhteAbwehrkraftdes BaumesgegenSchwermetallbelastungnach- gewiesen. Abb.14:Mykorrhiza. DieZeichnungoben zeigt möglicheWurzelquerschnitte:OhneMykorrhiza,mit ektotropherMykorrhizaundendotropherMykorrhiza DieMykorrhiza ist eineSymbiose zwischenPilzund Pflanzen,beidenen derPilzdieWurzeln umhülltoder in dieseeindringt StrukturundFunktion Wurzelhaar Rhizodermis Rindengewebe Zentralzylinder Hyphen desPilzes (rot) Kohlenhydrate WasserundMineralstoffe Fichte Mykorrhiza (weiß) um Fichtenwurzel Fichten-Steinpilz BeiderektotrophenMykorrhizabildenPilzfäden (Hyphen)einengeschlossenenMantelundwach- sennur zwischendie äußerenRindenzellen. BeiderendotrophenMykorrhizadringt ein lockeresGeflechtausPilzhyphen zwi- schenund indie innerenRindenzellen. DerpflanzlichePartner lie- fertKohlenhydrate,derPilz WasserundMineralstoffe. Mischlebewesen aus Algen und Pilzen: Flechten EinebesondersengeSymbiose stellendieFlech- tendar.Flechtenwurdenbis vor ca. 150 Jahren alseigene Lebewesenbeschrieben,erst im 19. Jhdt.erkannteman,dasses sichum „Doppel- lebewesen“ausPilzenundAlgenhandelt.Der PilzbildetdenKörper,derdieAlgeneinschließt, die ihrerseitsdurch FotosynthesedieErnährung sichern.DurchdieseSymbiose können Flechten bestimmte Flechtensäurenund Farbstoffeprodu- zieren,diedieeinzelnenSymbiosepartneralleine nichtherstellen können.Heute sindweltweit ca. 25000 Flechtenartenbekannt.Vieledavon sind Spezialistenextremer Lebensräume– sowach- sen vieleKrustenflechtenaufnacktem Fels ( k Abb. 15). AndereArten,etwabestimmteBartflechten, re- agieren sehrempfindlichauf Luftverschmutzung und sinddaherwichtigeZeigerorganismen für dieBewertung von Luftqualität. Abb.15:KrustenflechtenaufFelsen Flechtenbestehen ausPilzen,dieden Körperbilden,und Algen,diedarin leben Glossar 1 Mykorrhiza , vomGriechischen mykes fürPilz und rhiza fürWurzel. Aufgaben E 1 Mykorrhizapilzodernicht? Giban, wiedubeieinemSpeisepilzexperimentell herausfinden kannst,obes sichumeinen Mykorrhizapilzhandelt. S 2 SymbioseHaustier? Argumentiere, obes sichbeimSystemMensch–Haushund umeineSymbiosehandelt. Basiskonzept StrukturundFunktion: AuchPflanzen ohneMykorrhizanehmenWasserund MineralstoffemitdenWurzelnauf.DerVorteil derSymbiosebestehtdarin,dassdiePilzfä- dendieOberfläche stark vergrößern.Duhast dasPrinzipderOberflächenvergrößerung ja schonananderenStellen kennengelernt. Basiskonzepte sind wichtige Grundprinzipien und Eigen- schaften lebendiger Systeme. Du wirst ihnen das ganze Jahr lang bei unterschied- lichen Themen begegnen. Eine Übersicht über die sie- ben Basiskonzepte findest du auf den Seiten 6 und 7. So werden die Basiskonzepte im Buch gekennzeichnet: Farbige Markierung im Text Basiskonzept-Symbole in der Randspalte Weitere Informationen zum Basis- konzept im unteren Bereich der Seite 19 Parasiten und Symbionten sind Steinpilze und Eierschwammerln Mykorrhi- zapilze. Als Mykorrhiza 1 bezeichnet man eine Symbiose zwischen einem Pilz und einem Baum, genauer dessen Wurzeln. Der Pilz kann ohne Baum nicht existieren, daher kann man Stein- pilze und Eierschwammerln nur züchten, wenn man den Wald dazu züchtet – das „Schwammerl- suchen“ im Wald ist also nicht nur ein Hobby, sondern die einzige Möglichkeit, Mykorrhizapilze zu ernten. Genau enommen ist ine Waldgemeinschaft oh- ne Mykorrhiza gar nicht existenzfähig. Bei dieser Symbiose wachsen die Pilzfäden – die Hyphen – in enger Beziehung zur Wurzel ( k Abb. 14 oben). Der Baum liefert dem Pilz Kohlenhydrate aus der Fotosynthese. Der Pilz ernährt sich davon und er- höht im Gegenzug die Versorgung des Baums mit Wasser und Mineralsalzen aus dem Boden ( k Abb. 14 unten). Dies wird dadurch erreicht, dass die Pilzfäden eine viel größere Oberfläche ermöglichen, als die Wurzel alleine hat. Das re- sultiert in gefördertem Wachstum des Baumes. Zusätzlich ist eine erhöhte Abwehrkraft des Baumes g gen Schwermetallbelastung nach- gewiesen. Abb.14: Mykorrhiza. Die Zeichnung oben zeigt mögliche Wurzelquerschnitte: Ohne Mykorrhiza, mit ektotropher Mykorrhiza und endotropher Mykorrhiza Struktur und Funktion Rhizodermis Rindengewebe Zentralzylinder Kohlenhydrate Wasser undMineralstoffe Fichte Mykorrhiza (weiß) um Fichtenwurzel Fichten-Steinpilz Bei der endotrophen Mykorrhiza dringt ein lockeres Geflecht aus Pilzhyphen zwi- schen und in die inneren Rindenzellen. Der pflanzliche Partner lie- fert Kohlenhydrate, der Pilz Wasser und Mineralstoffe. Mischlebewesen aus Algen und Pilzen: Flechten Eine besonders enge Symbiose stellen die Flech- ten dar. Flechten wurden bis vor ca. 150 Jahren als eigene Leb wesen b schrieben, erst im 19. Jhdt. erkannte man, dass es sich um „Doppel- lebewesen“ aus Pilzen und Algen handelt. Der Pilz bildet den Körper, der die Algen einschließt, die ihrerseits durch Fotosynthese die Ernährung sichern. Durch diese Symbiose können Flechten bestimmte Flechtensäuren und Farbstoffe produ- zieren, die die einzelnen Symbiosepartner alleine nicht herstellen können. Heute sind weltweit ca. 25000 Flechtenarten bekannt. Viele davon sind Spezialisten extremer Lebensräume – so wach- sen viele Krustenflechten auf nacktem Fels ( k Abb. 15). Andere Arten, etwa bestimmte Bartflechten, re- agieren sehr empfindlich auf Luftverschmutzung und sind daher wichtige Zeigerorganismen für die Bewertung von Luftqualität. Abb.15: Krustenflechten auf Felsen Flechten bestehen aus Pilzen, die den Körper bilde , und Algen, ie darin leben Glossar 1 Mykorrhiza , vom Griechischen mykes für Pilz und rhiza für Wurzel. Aufgaben E 1 Mykorrhizapilz oder nicht? Gib an, wie du bei einem Speisepilz experimentell herausfinden kannst, ob es sich um einen Mykorrhizapilz handelt. S 2 Symbiose Haustier? Argumentiere, ob es sich beim System Mensch – Haushund um eine Symbiose handelt. Basiskonzept Struktur und Funktion: Auch Pflanzen ohne Mykorrhiza nehmen Wasser und Mineralstoffe mit den Wurzeln auf. Der Vorteil der Symbiose besteht darin, dass die Pilzfä- den die Oberfläche stark vergrößern. Du hast das Prinzip der Oberflächenvergrößerung ja schon an anderen Stellen kennengelernt. 19 Parasiten und Symbionten ne Mykorrhiza gar nicht existenzfähig. Bei dieser Symbiose wachsen die Pilzfäden – die Hyphen – in enger Beziehung zur Wurzel ( k Abb. 14 oben). Der Baum liefert dem Pilz Kohlenhydrate aus der Fotosynthese. Der Pilz ernährt sich davon und er- höht im Gegenzug die Versorgung des Baums mit Wasser und Mineralsalzen aus dem Boden ( k Abb. 14 unten). Dies wird dadurch erreicht, dass die Pilzfäden eine viel größere Oberfläche ermöglichen, als die Wurzel alleine hat. Das re- sultiert in gefördertem Wachstum des Baumes. Zusätzlich ist eine erhöhte Abwehrkraft des Baumes gegen Schwermetallbelastung nach- gewiesen. Abb.14: Mykorrhiza. Die Zeichnung oben zeigt mögliche Wur elquerschnitte: Ohne Mykorrhiza, mit ektotropher Mykorrhiza und endotropher Mykorrhiza Struktur und Funktion Kohlenhydrate Wasser undMineralstoffe Fichte Mykorrhiza (weiß) um Fichtenwurzel Fichten-Steinpilz Mischlebewesen aus Algen und Pilzen: Flechten Eine besonders enge Symbiose stellen die Flech- ten dar. Flechten wurden bis vor ca. 150 Jahren als eigene Lebewesen beschrieben, erst im 19. Jhdt. erkannte man, dass es sich um „Doppel- lebewesen“ aus Pilzen und Algen handelt. Der Pilz bild t den Körper, der die Algen einschließt, die ihrerseits durch Fotosynthese die Ernährung sichern. Durch diese Symbiose können Flechten bestimmte Flechtensäuren und Farbstoffe produ- zieren, die die einzelnen Symbiosepartner alleine nicht herstellen können. Heute sind weltweit ca. 25000 Flechtenarten bekannt. Viele davon sind Spezialisten extremer Lebensräume – so wach- sen viele Krustenflechten auf nacktem Fels ( k Abb. 15). Andere Arten, etwa best mmte B rtflechten, re- agieren sehr empfindlich auf Luftverschmutzung und sind daher wichtige Zeigerorganismen für die Bewertung von Luftqualität. Abb.15: Krustenflechten auf Felsen Flechten bestehen aus Pilzen, die den Körper bilden, und Algen, die darin leben Glossar 1 Mykorrhiza , vom Griechischen mykes für Pilz und rhiza für Wurzel. Aufgaben E 1 Mykorrhizapilz oder nicht? Gib an, wie du bei einem Speisepilz experimentell herausfinden kannst, ob es sich um einen Mykorrhizapilz handelt. S 2 Symbiose Haustier? Argumentiere, ob es sich beim System Mensch – Haushund um eine Symbiose handelt. Basiskonzept Struktur und Funktion: Auch Pflanzen ohne Mykorrhiza nehmen Wasser und Mineralstoffe mit den Wurzeln auf. Der Vorteil der Symbiose besteht darin, dass die Pilzfä- den die Oberfläche stark vergrößern. Du hast das Prinzip der Oberflächenv rgrößerung ja schon an anderen Stellen k nneng l rnt. 19 Parasiten und Symbionten Steinpilze aber nur im Sommer, und oft nur in begrenzten Mengen?Der Grund liegt in der Le- bensweise: Während Champignons Saprophyten sind, also totes Material (Laub etc.) abbauen und ntsprechend leicht kultiviert werden können, sind Steinpilze und Eierschwammerln Mykorrhi- zapilze. Als Mykorrhiza 1 bezeichnet man eine Symbiose zwisch n einem Pilz und einem Baum, nauer dessen Wurzeln. Der Pilz kann ohne Baum nicht existieren, daher kann man Stei - pilze und Eierschwammerln nur züchten, wenn man den Wald dazu züchtet – das „Schwammerl- suchen“ im Wald ist also nicht nur ein Hobby, sondern die einzige Möglichkeit, Mykorrhizapilze zu ernten. Genaugenommen ist eine Waldgemeinschaft oh- ne Mykorrhiza gar nicht existenzfähig. Bei dieser Symbiose wachsen die Pilzfäden – die Hyphen – in enger Beziehung zur Wurzel ( k Abb. 14 oben). D r Baum liefert dem Pilz Kohlenhydrate aus der Fotosynthese. Der Pilz ernährt sich davon und er- höht im Gegenzug die Versorgung d s Baums mit Wasser und Mineralsalzen aus dem Boden ( k Abb. 14 unten). Dies wird dadurch erreicht, dass die Pilzfäden eine viel größere Oberfläche ermöglichen, als die Wurzel alleine hat. Das re- sultiert in gefördertem Wachstum des Baumes. Zusätzlich ist eine erhöhte Abwehrkraft des Baumes geg n Schwermetallbelastu g nach- gewi sen. Abb.14: Mykorrhiza. Die Zeichnung oben zeigt mögliche Wurzelquerschnitte: Ohne Mykorrhiza, mit ektotropher Mykorrhiza und endotropher Mykorrhiza Pflanzen, bei denen der Pilz di Wurzeln umhüllt oder in diese eindringt Struktur und Funktion Wurzelhaar Rhizod rmis Rindengewebe Zentralzylinder Hyphen desPilzes (rot) Kohlenhydrate Wasser undMineralstoffe Fichte Mykorrhiza (weiß) umFichtenwurzel Fichten-Steinpilz Bei der endotrophen Mykorrhiza dringt ein lockeres Geflecht aus Pilzhyphen zwi- schen und in die inneren Rindenzellen. Der pflanzliche Partner lie- fert Kohlenhydrate, der Pilz Wasser und Mineralstoffe. Mischlebewesen aus Algen und Pilzen: Flechten Eine b sonders ge Symbiose stellen die Flech- ten dar. Flechten wurden bis vor ca. 150 Jahren als eigene Lebewesen beschrieben, erst im 19. Jhdt. erkannte man, dass es sich um „Doppel- lebewesen“ aus Pilzen und Algen handelt. Der Pilz bildet den Körper, der die Algen einschließt, die ihrerseits durch Fotosynthese die Ernährung sichern. Durch iese Symbiose können Flechten b stimmte Flechtensäuren und Farbstoffe produ- zieren, die die einzelnen Symbiosepartner alleine nicht herstellen können. Heute sind weltweit ca. 25000 Flechtenarten bekannt. Viele davon sind Spezialisten extremer Lebensräume – so wach- sen viele Krustenflechten auf nacktem Fels ( k Abb. 15). Andere Arten, etwa bestimmte Bartflechten, re- agieren sehr empfindlich auf Luftverschmutzung und sind daher wichtige Zeigerorganismen für die Bewertung von Luftqualität. Abb.15: Krustenflechten auf Felsen Fl chten bestehe aus Pilzen, die den Körper bilden, und Algen, die darin leben Glossar 1 Mykorrhiza , vom Griechischen mykes für Pilz und rhiza für Wurzel. Aufgaben E 1 Mykorrhizapilz oder nicht? Gib an, wie du bei einem Speisepilz experimentell herausfinden kannst, ob es sich um einen Mykorrhizapilz handelt. S 2 Symbiose Haustier? Argumentiere, ob es sich beim System Mensch – Haushund um eine Symbiose handelt. Basiskonzept Struktur und Funktion: Auch Pflanzen ohne Mykorrhiza nehmen Wasser und Mineralstoffe mit den Wurzeln auf. Der Vorteil der Symbiose besteht darin, dass die Pilzfä- den die Oberfläche stark vergrößern. Du hast das Prinzip der Oberflächenvergrößerung ja schon an anderen Stellen kennengelernt. Sonderseiten „Methoden in der Praxis“ Auf diesen Seiten lernst du wichtige Methoden kennen, die in der Wissenschaft oder in der Medizin angewendet werden. Es werden spannen- de Beispiele vorgestellt, wie die eben gelernte Therorie in der Praxis angewendet wer- den kann. „Blick in die Forschung“ Auf diesen Seiten we fen wir einen Blick in die aktuelle Forschung. Welche Fragen stellen sich Wissenschafte- rinnen und Wissenschafter? Wie versuchen sie Antworten zu finden? 21 ParasitenundSymbionten Blick in die Forschung Die Symbionten in unserem Darm KannstduSymbionten fürdenDarm imSupermarkt kaufen? WennmandenVersprechungenmancherWerbespotsglaubt, könnenprobiotische JogurtsdieeigeneDarmflora 1 durch zu- sätzliche verdauungsförderndeBakterien stärken,umgesund undglücklich zuwerden. Obdaswirklich so ist,versuchteinTeam vonMikrobiologin- nenundMikrobiologenderUniversitätWien rundumAlexan- der LoyundDavidBerry ( k Abb. 17)herauszufinden.Überdas Forschungsprojekt „Nutritionand the IntestinalMicrobiota- HostSymbiosis“ (Deutsch:ErnährungunddieMikrobiota-Wirt Symbiose imDarm) laufen seit2013Untersuchungenüber dieSymbionten inuns. DieArtenvielfaltderMikrobiota 2 ,die inunserenDärmen leben, istbereitsguterforscht.Weitweniger istaberbekannt, wasdie verschiedenen Lebewesengenau inunsbewirken. Es ist leicht zumutmaßen,dasses sichumSymbiontenhan- delt,dieunsereVerdauungunterstützen.Dochwasheißtdas genau?WasmachtwelcheArtdennwirklich? Die Lebensgemeinschaft imDarm istbei jedem vonuns anders,und verändert sichauch–oft innerhalb vonStunden. Wenndu zBdieZusammensetzungdeines Frühstücks verän- derst,verändert sichauchdieGemeinschaftdeinerDarmbak- terien. WieduaufS. 12erfahrenhast, istesnicht leicht, eineSymbioseals solche zu identifizieren.SinddieBakterien inunswirklichSymbionten?Oderhandeltes sichumeinePa- rabiose,eventuell sogarumParasiten? Wie lässt sichnunherausfinden,welcheBakterienwelche Funktionerfüllen?DieWissenschafterinnenundWissenschaf- ter rundum LoyundBerryarbeitenmitNahrungsbestandtei- len,diemit stabilen,harmlosennicht-radioaktiven Isotopen markiert sind.Dann verfolgen siedenWegdieserNährstoff- moleküleundbeobachten,welcheBakterienzellendieseauf- nehmen.DanebenwerdenMikroorganismenmitbestimmten genetischenMethodeneingefärbt.Dadurch können sie identi- fiziertwerden. Umdies zubeantworten,untersuchendie Forscherund For- scherinnen,wie sichdieErnährungaufdenStoff-undEner- giefluss vondenMikroorganismen zuunsauswirkt.MitHilfe vonMassenspektrometern 3 kannderStoffwechselwegder isotopenmarkierenNahrung verfolgtwerden.DieAbteilung anderUniversitätWien ist fürdieseMethodenweltweit anerkannt (sieheQuellenangabenunten). WelchenSinnhatdieseForschung? Wer schonöfteranDarmbeschwerdengelittenhat,kann sicher verstehen,dassdetailliertesWissenüberdieMikroor- ganismen inunswichtig ist,umbeiProblemengezieltund treffsichereingreifen zu können.Das Forschungsteam rund um LoyundBerry trägtalsowesentlich zum Fortschrittder so genanntenpersonalisiertenMedizinbei–einemBlickwinkel dermodernenMedizin,demgegenwärtig immermehrBe- deutung zugeschriebenwird. Abb.17:DasTeamumAlexander LoyundDavidBerrybeim „langen TagdesDarms“2014 imMuseumsquartier inWien. Die Forscherin- nenundForscherbefinden sich ineinembegehbarenDarmmodell und tragen ihre „Lieblings–Mikroben“alsPlüschfigurenbei sich. Glossar 1 Darmflora: UnterdemBegriff verstehtman dieGesamtheitderMikroorganismen,dieden Darm vonMenschen (bzw.Tieren)besiedelt. DerBegriff „Flora“ stammt vonderälteren Ansicht,dassBakterienundPilze zuden Pflanzen zu zählen sind.Heutewerdendiese GruppenalseigeneReicheder Lebewesen– neben Pflanzen,TierenundEinzellern–betrachtet. D.h.derBegriffDarmflora ist zwarnochge- bräuchlich,abereigentlichnicht korrekt. 2 Mikrobiota: ökologischeGemeinschaft von Mikroorganismen. 3 Massenspektrometer: Messgerät zumMes- senderMasse vonAtomenbzw.Molekülen. Aufgabe E 1 Dir ist vielleichtbekannt,dassman beieinerBehandlungmitAntibiotikaan Übelkeitbzw.Verdauungsbeschwerden leidet. OftwirdderVerzehr von Jogurtempfohlen. StelleHypothesen zudiesenSachverhalten an,undüberprüfederenRichtigkeitdurch Recherche im Internet. Literatur Butler,R.N.;Kosek,M.;Krebs,N.F.; Loechl,C.U.; Loy ,A.;Owino,V.O.;Zimmermann,M.B.;Morrison,D.J.:Stable IsotopeTechniques for theAssessmentofHostandMicrobiotaResponseDuringGastrointestinalDysfunction. In: JournalofPediatricGastroentero- logyand&Nutrition.2017, Jg.64,Nr. 1,S.8–14. Stecher,B;Berry,D.; Loy,A.:Colonization resistanceandmicrobialecophysiology:usinggnotobioticmousemodelsand single- cell technology toexplore the intestinal jungle. In: FEMSMicrobiologyReviews.2013, Jg.37,Nr.5,S.793–829. 20 Methoden in der Praxis Biologische Schädling bekämpfung Was istdasProblemmit Insektiziden? WenneineZimmerpflanzeanBlattlausbefall leidet,wird sie schlimmstenfallseingehen.Getreidebäuerinnenund -bauern, dienichtsgegeneineVermehrung vonSchädlingenunterneh- men,werden schwerenwirtschaftlichenSchadenerleiden. GeradegroßflächigeMonokulturen,alsogroßeBeständenur einerArt (zBWeizen),bietenPflanzenschädlinge idealeVer- mehrungsbedingungen –Nahrung imÜberfluss,undnatür- liche Feinde fehlen (meist). DasMittelderWahl sinddann vielerorts Insektizide 1 ,d.h. Chemikalien zurAbtötungderSchadinsekten.AberderEin- satz von Insektizidenhatauchnegative Folgen.So sind viele Insektizidewenig spezifischund tötenauchgleichdieNutzin- sektenmitab.ÜberlebenSchadinsekten,die zufällig resistent gegendas Insektizid sind,können sie sichungehindert ver- mehren.EinBlickaufdas Lotka-Volterra-Modell (sieheam Puls6,S. 114) zeigteinenweiterenSchwachpunktbeimEin- satz vonBreitband-Insektiziden:Nach mEinsatzerhöht sichdieBeutepopulation sch ell ralsdieRäuberpopulation. Die Landwirtewerdenalso versucht sein,wieder zum Insek- tizid zugreifen. WiekannSchädlingsbekämpfung sinnvollerfolgen? Alternativ zur chemischenBekämpfunghaben sichVerfahren zurbiologischenSchädlingsbekämpfungeingebürgert.Dabei werdenArtenausgebracht,dieganzgezieltdieSchädlinge fressenoderparasitieren.Besondersentwickelt istderEinsatz vonSchlupfwespenarten,einVerfahren,dasduübrigensauch imHaushaltgegenBlattläuseoderMotteneinsetzen kannst. InAbbildung 16 siehstdueinBeispiel fürdenEinsatz ineiner Weizenkultur.Besonderswichtig istdie ständigeKontrolleder Schädlingspopulation,umden richtigenZeitpunktdesEinsat- zesnicht zu verpassen–nämlich vorderexponentiellenZu- nahmederSchädlingszahl.Ein solchesSchädlingsmonitoring 2 inKombinationmitbiologischerSchädlingsbekämpfung (und reduziertemEinsatz chemischerMittel) kennzeichnetden in- tegriertenPflanzenschutz.Dabeiwerdenbiologische, toxiko- logische 3 und landwirtschaftlicheMaßnahmen (zB Fruchtfol- geodergeeigneteKulturtechniken)aufeinanderabgesti mt, umdenSchädlingsbefall zuminimiere . 0. Tag:dieSchlupf- wespe legteinEi in dieBlattlaus. 2. Tag:dieSchlupfwespen- larvebeginnt, im Innern derBlattlaus zu fressen. Diese lebt zunächstweiter. 6.–8. Tag:DieSchlupfwe- spenlarve verpuppt sich in derBlattlaus.Diese stirbt; ihreChitinhüllewirdbraun. 10.–13. Tag:NachderPuppenruhe verlässtdiegeschlechtsreife Schlupfwespedie leereChitinhülle durcheine selbstgeöffneteStelle amHinterleib. adulteSchlupfwespe Zeit ZunahmederSchädlinge ökonomische Schadensschwelle Bekämpfungsschwelle Zeitbis zumWirken derMaßnahme AnzahlderSchädlinge AnzahlBlattläuseproWeizentrieb 5 0 15 20 10 April Mai 26. 19. 12. 5. 28. 21. 13. beiSchädlingsbekämpfungmitParasit ohneParasit 0. Tag:dieSchlupf- wespe legtei Ei in dieBlattlaus. 2. Tag:dieSchlupfwespen- larvebegnnt, im I nern derBlattlaus zu fressen. Di se lebt zunächs weiter. 6.–8. Tag:DieSchlupfwe- spenlarve verpuppt sich in derBlattlau .Diese stirbt; i reC itinhüllewirdbraun. 10.–13. T g:NachderPuppenruhe verlässtdieg schlechtsreife Schlupfwespedi leereC itinhülle durcheine selbstg öffneteStelle amHinterleib. adulteSchlupfwespe Zeit ZunahmederSchädlinge ökonomische Schadensschwelle Bekämpfungsschwelle Zeitbis zumWirken derMaßnahme AnzahlderSchädlinge AnzahlBlattläuseproWeizentrieb 5 0 15 20 10 April Mai 26. 19. 12. 5. 28. 21. 13. beiSchädlingsbekämpfungmitParasit ohneParasit Abb.16:RaubparasitenwiedieSchlupfwespe Lyisphlebus testaceipes werden inderbiologischenSchädlingsbekämpfungeingesetzt. Gezieltes MonitoringderSchädlingspopulation istnötig,umdenEinsatzderSchlupfwespen zum richtigenZeitpunktdurchzuführen. Glossar 1 Insektizide: Pestizide zurBekämpfung von Insekten.AlsPestizidbezeichnetmanallge- mein chemischeSubstanzen,die Lebewesen, dieals schädlichangesehenwerden, töten (von Latein pestis fürGeißeloderSeucheund caedere für töten). 2 Schädlingsmonitoring: Überwachungder Bestände vonSchädlingen. 3 Toxikologie: Lehre vonGiftstoffen; vom Griechischen toxikon (=Gift). Aufgabe E 1 InterpretiereAbb.16bund cunddis- kutiere,wiesodieSchlupfwespenmöglichst genauander „Bekämpfungsschwelle“ frei- gesetztwerdenmüssen.Waspassiert,wenn dieFreisetzung zu frühoder zu späterfolgt? S 2 Im Juni2017hatGreenpeaceeine Presseaussendung veröffentlicht, inderder EinsatzdesHerbizidsGlyphosat scharf kriti- siertwird.RecherchiertdieseAussendung und versuchtdieArgumentation vonGreen- peacenachzuvollziehen.WowirddasProb- lemgesehen?DiskutiertdieErgebnisse inder Klasse. Handlungskompetenzbereiche Mit jeder Aufgabe in die- sem Buch wird eine der drei Handlungskompetenzen trainiert. Die Buchstaben vor der Auf- gabennummer zeigen diese Handlungskompetenzen an. W …Wissen organisieren Du lernst dir Fachwissen anzueignen, biologische Vorgänge zu benennen und zu erklären. E …Erkenntnisse gewinnen Du lernst duch Beobachten und Experimentieren selbst Erkenntnisse zu gewinnen und eigene Fragen und Hypothesen zu formulieren. S …Schlüsse ziehen Du lernst fachlich Stand- punkte zu begründen und die Bedeutung, Chancen und Risiken der erlernten Inhalte für deinen Alltag und für die Gesellschaft abzuschätzen. Nur zu Prüfzwecken S S – Eigentum des Verlags öbv

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