am Puls Biologie 7 RG, Schulbuch

34 Viren vermehren sich in ihrer Wirtszelle Viren sind intrazelluläre Parasiten. Folglich müs- sen sie für ihre Vermehrung in ihre Wirtszelle eindringen ( k Abb. 11, 12). Das geschieht bei allen Viren mit folgendem Ablauf: 1) Anheften an die Wirtszelle 2) a) Eindringen in die Wirtszelle (Endozytose) oder b) Injektion des Erbguts in die Wirtszelle 3) Im Fall von 2a): Freilegen des viralen Erbguts 4) Synthese regulatorischer Proteine (für die Vermehrung des viralen Erbguts) 5) Synthese viraler DNA oder RNA mit Hilfe von Wirtsenzymen 6) Synthese von Strukturproteinen (für die Herstellung des Capsids) mit Hilfe von Wirts- enzymen 7) Zusammensetzung der neuen Viruspartikel 8) Freisetzen der neuen Partikel aus der Wirts- zelle. Je nach Virus gibt es dabei aber gravierende Un- terschiede: Viren mit DNA als Erbgut nutzen be- stimmte Enzyme im Zellkern ihrer Wirte für die Vermehrung (Replikation) der viralen DNA. Einzig bei Pockenviren, die eigene Replikationsenzyme besitzen, wird die DNA im Zytoplasma der Wirts- zellen vermehrt. Viren mit RNA als Erbgut werden überwiegend im Zytoplasma ihrer Wirtszellen synthetisiert. Doch auch hier gibt es Ausnahmen: Influen- za-(Grippe-)Viren lassen sich im Zellkern ihrer Wirtszellen die neuen Viruskopien mit Hilfe be- stimmter Enzyme zurechtschneiden. Dann gibt es noch Retroviren 1 , bei welchen die RNA zunächst in DNA umgeschrieben wird. Zu ihnen gehört HIV. Diese DNA wird dann in die DNA der Wirtszelle eingebaut und bringt sie da- zu, neue virale RNA herzustellen. So entstehen letztlich wieder RNA-Viren (siehe Abb. 19, S. 38). Virales Erbgut, das in die DNA der Wirtszelle ein- gebaut wurde, wird auch bei deren Teilung ver- mehrt, sofern die Zelle nicht durch die Freiset- zung von Viruspartikeln stirbt. Manche Viren stimulieren die Zellteilung und können dadurch Krebs verursachen, beispielsweise einige Typen des Humanen Papilloma Virus (HPV). Viren nutzen für ihre Vermehrung die molekularen Verviel- fältigungsprozesse im Kern und/oder im Zytoplasma der von ihnen befallenen Wirtszellen Abb.11: Vermehrungszyklus eines Bakteriophagen (DNA-Viren, die Bakterien befallen). Beim lytischen Zyklus (links) wird die Wirtszelle zerstört, beim lysogenen (rechts) bleibt sie erhalten. Abb.12: Vermehrungszyklus eines Grippevirus. Grippeviren beinhalten je nach Typ sieben oder acht einzelne RNA-Moleküle. Ihre RNA wird im Zellkern der Wirtszelle vermehrt, aber nicht in das Erbgut der Wirtszelle eingebaut. Die Virusbausteine lagern sich spontan zu neuen Viren zusammen. Mithilfe der Proteine der Hüllmembran dockt das Virus an die Wirtszelle an, dringt in sie ein… …und wird in einem Vesikel (Bläschen) eingeschlossen. Hüllmembran und Vesikel- membran verschmelzen, und das Viruscapsid wird frei. …und im Zellkern in die Erbsub- stanz der Wirtszelle eingebaut. Die Zelle wird dadurch so umpro- grammiert, dass sie neue Virus- bausteine in großer Zahl herstellt. Die neuen Viren werden freigesetzt und können weitere Zellen befallen. Die virale Erbsubstanz wird aus dem Capsid freigesetzt … Glossar 1 Retroviren: Kurzform für Reverse Tran- skriptase Onkoviren. Der Name kommt von einem besonderen Enzym, der Reversen Transkriptase, das RNA-Erbgut des Virus in DNA umschreibt ( k S. 37). Außerdem erzeugen manche dieser Viren Krebs (griech. „onkos“ = Anschwellung) Aufgabe W 1 Vergleiche die Vermehrung eines Grippe-Virus mit der eines HI-Virus in einer menschlichen Zelle. Stelle schriftlich dar, was ähnlich ist und worin sich die beiden Viren bei ihrer Vermehrung unterscheiden. Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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