am Puls Biologie 7 RG, Schulbuch

20 Methoden in der Praxis Biologische Schädlingsbekämpfung Was ist das Problem mit Insektiziden? Wenn eine Zimmerpflanze an Blattlausbefall leidet, wird sie schlimmstenfalls eingehen. Getreidebäuerinnen und -bauern, die nichts gegen eine Vermehrung von Schädlingen unterneh- men, werden schweren wirtschaftlichen Schaden erleiden. Gerade großflächige Monokulturen, also große Bestände nur einer Art (zB Weizen), bieten Pflanzenschädlinge ideale Ver- mehrungsbedingungen – Nahrung im Überfluss, und natür- liche Feinde fehlen (meist). Das Mittel der Wahl sind dann vielerorts Insektizide 1 , d. h. Chemikalien zur Abtötung der Schadinsekten. Aber der Ein- satz von Insektiziden hat auch negative Folgen. So sind viele Insektizide wenig spezifisch und töten auch gleich die Nutzin- sekten mit ab. Überleben Schadinsekten, die zufällig resistent gegen das Insektizid sind, können sie sich ungehindert ver- mehren. Ein Blick auf das Lotka-Volterra-Modell (siehe am Puls 6, S. 114) zeigt einen weiteren Schwachpunkt beim Ein- satz von Breitband-Insektiziden: Nach dem Einsatz erhöht sich die Beutepopulation schneller als die Räuberpopulation. Die Landwirte werden also versucht sein, wieder zum Insek- tizid zu greifen. Wie kann Schädlingsbekämpfung sinnvoll erfolgen? Alternativ zur chemischen Bekämpfung haben sich Verfahren zur biologischen Schädlingsbekämpfung eingebürgert. Dabei werden Arten ausgebracht, die ganz gezielt die Schädlinge fressen oder parasitieren. Besonders entwickelt ist der Einsatz von Schlupfwespenarten, ein Verfahren, das du übrigens auch im Haushalt gegen Blattläuse oder Motten einsetzen kannst. In Abbildung 16 siehst du ein Beispiel für den Einsatz in einer Weizenkultur. Besonders wichtig ist die ständige Kontrolle der Schädlingspopulation, um den richtigen Zeitpunkt des Einsat- zes nicht zu verpassen – nämlich vor der exponentiellen Zu- nahme der Schädlingszahl. Ein solches Schädlingsmonitoring 2 in Kombination mit biologischer Schädlingsbekämpfung (und reduziertem Einsatz chemischer Mittel) kennzeichnet den in- tegrierten Pflanzenschutz. Dabei werden biologische, toxiko- logische 3 und landwirtschaftliche Maßnahmen (zB Fruchtfol- ge oder geeignete Kulturtechniken) aufeinander abgestimmt, um den Schädlingsbefall zu minimieren. 0. Tag: die Schlupf- wespe legt ein Ei in die Blattlaus. 2. Tag: die Schlupfwespen- larve beginnt, im Innern der Blattlaus zu fressen. Diese lebt zunächst weiter. 6.– 8. Tag: Die Schlupfwe- spenlarve verpuppt sich in der Blattlaus. Diese stirbt; ihre Chitinhülle wird braun. 10.– 1 3. Tag: Nach der Puppenruhe verlässt die geschlechtsreife Schlupfwespe die leere Chitinhülle durch eine selbst geöffnete Stelle am Hinterleib. adulte Schlupfwespe Zeit Zunahme der Schädlinge ökonomische Schadensschwelle Bekämpfungsschwelle Zeit bis zum Wirken der Maßnahme Anzahl der Schädlinge Anzahl Blattläuse pro Weizentrieb 5 0 15 20 10 April Mai 26. 19. 12. 5. 28. 21. 13. bei Schädlingsbekämpfung mit Parasit ohne Parasit 0. Tag: die Schlupf- wespe legt ei Ei in die Blattlaus. 2. Tag: die Schlupfwespen- larve beg nnt, im I nern der Blattlaus zu fressen. Di se lebt zunächs weiter. 6.– 8. Tag: Die Schlupfwe- spenlarve verpuppt sich in der Blattlau . Diese stirbt; i re C itinhülle wird braun. 10.– 1 3. T g: Nach der Puppenruhe verlässt die g schlechtsreife Schlupfwespe di leere C itinhülle durch eine selbst g öffnete Stelle am Hinterleib. adulte Schlupfwespe Zeit Zunahme der Schädlinge ökonomische Schadensschwelle Bekämpfungsschwelle Zeit bis zum Wirken der Maßnahme Anzahl der Schädlinge Anzahl Blattläuse pro Weizentrieb 5 0 15 20 10 April Mai 26. 19. 12. 5. 28. 21. 13. bei Schädlingsbekämpfung mit Parasit ohne Parasit Abb.16: Raubparasiten wie die Schlupfwespe Lyisphlebus testaceipes werden in der biologischen Schädlingsbekämpfung eingesetzt. Gezieltes Monitoring der Schädlingspopulation ist nötig, um den Einsatz der Schlupfwespen zum richtigen Zeitpunkt durchzuführen. Glossar 1 Insektizide: Pestizide zur Bekämpfung von Insekten. Als Pestizid bezeichnet man allge- mein chemische Substanzen, die Lebewesen, die als schädlich angesehen werden, töten (von Latein pestis für Geißel oder Seuche und caedere für töten). 2 Schädlingsmonitoring: Überwachung der Bestände von Schädlingen. 3 Toxikologie: Lehre von Giftstoffen; vom Griechischen toxikon (= Gift). Aufgabe E 1 Interpretiere Abb.16 b und c und dis- kutiere, wieso die Schlupfwespen möglichst genau an der „Bekämpfungsschwelle“ frei- gesetzt werden müssen. Was passiert, wenn die Freisetzung zu früh oder zu spät erfolgt? S 2 Im Juni 2017 hat Greenpeace eine Presseaussendung veröffentlicht, in der der Einsatz des Herbizids Glyphosat scharf kriti- siert wird. Recherchiert diese Aussendung und versucht die Argumentation von Green- peace nachzuvollziehen. Wo wird das Prob- lem gesehen? Diskutiert die Ergebnisse in der Klasse. Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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