am Puls Biologie 7 RG, Schulbuch

17 Parasiten und Symbionten Sonderformen des Parasitismus: Brutparasiten, Raubparasiten und Pathogene Neben den echten Parasiten gibt es auch Orga- nismen, die Sonderfälle bzw. Grenzfälle dar- stellen. Bekannt sind Brutparasiten (auch als Sozial- oder Kleptoparasiten 1 bezeichnet). Du kennst sicher den heimischen Kuckuck ( Cuculus canorus , k Abb. 10), der für seinen Brutparasitismus be- rühmt ist: Kuckucksweibchen legen ihre Eier in Nester anderer Vogelarten. Der junge Kuckuck bewegt sich im Nest so lange, bis die anderen Eier oder Jungvögel aus dem Nest entfernt sind. Die brutpflegenden Eltern ziehen dann den jun- gen Kuckuck statt ihres eigenen Nachwuchses auf. Neben dem heimischen Kuckuck gibt es andere Kuckuckarten. Jede davon ist auf wenige Wirts- vogelarten spezialisiert. Außer bei Vögeln gibt es Brutparasitismus auch bei Insekten. Außerdem ist er bei Fischen, den Kuckucks-Fiederbartwelsen, nachgewiesen. Eine weitere Sonderform stellen Raubparasiten oder Parasitoide dar. Dabei handelt es sich ge- wissermaßen um eine Grenzform zwischen Räubern und Parasiten. Bekannte Beispiele sind Grabwespen, Schlupfwespen und Schlupffliegen, die ihre Eier in lebende Insekten oder Larven legen ( k Abb. 11, siehe dazu auch „Methoden in der Praxis“, S. 20). Die heranwachsende Larve ernährt sich zunächst von den weniger wichtigen inneren Organen des Wirts, bis sie diesen schließ- lich von innen völlig auffrisst und damit tötet. Die Larve des Parasitoiden macht dann die Häutung zur freilebenden erwachsenen Form durch. Parasitoide sind insofern keine echten Parasiten, da sie ihre Wirte töten. Die Abgrenzung zu Räu- bern ist insofern gegeben, da der Wirt zunächst parasitiert wird und erst dann getötet wird, wenn die Entwicklung des Parasitoiden abge- schlossen ist. Unter den Parasitoiden sind auch Fälle von Hyperparasitismus bekannt: Darunter versteht man Parasiten anderer Parasiten. So gibt es zB Gallwespen, die Blattläuse befallen, in denen be- reits Parasitoidenlarven leben. Diese Gallwespen legen ihre Eier dann in die Larven, die ihrerseits in den Blattläusen leben. Krankheitserreger (Pathogene) haben eine ähn- liche Wirkung auf den Wirt wie Parasiten. Man zählt krankmachende Viren, Bakterien, Einzeller, aber auch Pilze und Prionen (infektiöse Protein- moleküle) dazu. Pathogene sind mikroskopisch klein und können – im Unterschied zu echten Parasiten – tödliche Auswirkungen auf den Wirt haben. Abb.10: Kuckuck. Der Kuckuck ist der bekannteste Brutparasit, viele andere Brutparasiten werden nach ihm benannt (zB Kuckucksbienen oder Kuckucks- wespen). Abb.11: Schlupfwespen werden zur biologischen Schädlingsbekämpfung eingesetzt. Brutparasiten lassen ihre Jungtiere durch andere Arten auf- ziehen Parasitoide parasi- tieren ihre Wirte, bevor sie diese schließlich töten. Variabilität, Verwandt- schaft, Geschichte und Evolution Die Weibchen der Schlupfwespen legen ihre Eier in Blattläuse. Die Larven fressen die Blattläuse von innen auf… … und verpuppen sich in der toten Blattlaus. Nach dem Schlüpfen bleiben die leeren Hüllen der Blattläuse zurück. Glossar 1 Kleptoparasitismus , vom Griechischen kléptein für stehlen. Aufgaben W/S 1 Der Malariaerreger Plasmodium : Diskutiere, inwieweit der Malaria-Erreger Plasmodium ein echter Parasit ist und welche Bedeutung diese Unterscheidung hat: Der Hauptwirt ist die Anopheles -Mücke, die selbst durch Plasmodium kaum beeinträchtigt wird. Der Mensch ist Zwischenwirt für eine Serie ungeschlechtlicher Vermehrungszyklen. Die Produkte dieser Massenvermehrung lösen beim Menschen Fieberschübe, die auch zum Tod führen können. (Vergleiche auch S. 42.) Basiskonzept Variabilität, Verwandtschaft, Geschich- te und Evolution: Es ist wichtig zu be- denken, dass diese Lebensweisen nicht als „böse“ oder „schlecht“ zu bewerten sind, auch wenn die Verhaltensweisen nach unserer Moralvorstellung verwerflich scheinen: Der Kuckuck wirkt auf uns wie ein Sozialschma- rotzer, ein Nahrungsdieb, ein Mörder. Den- noch handelt es sich um eine Lebensweise, die im Zuge der Evolution entstanden ist, und genauso wenig „gut“ oder „schlecht“ wie jede andere Lebensweise. Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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