am Puls Biologie 7 RG, Schulbuch

115 Nachhaltige Entwicklung 6.4 Nachhaltige Entwicklung: Energieeffizienz Längere Nutzung und höhere Energieeffizienz senken den Energieverbrauch Aufgaben S 1 Beobachte dich einen Tag lang und überlege, was alles in deinem Alltag viel Energie verbraucht (Beispiele: warmes Wasser, Heizung, Computerspielen, Fernse- hen, Auto-/Mopedfahren, Tiefkühlgerichte, Licht brennen lassen). Erstelle eine Liste, wor- auf du verzichten bzw. was du ändern könn- test und probiere das am folgenden Tag aus. Diskutiere deine Erfahrungen in der Klasse. S 2 In öffentlichen Diskussionen und in diesem Kapitel ist oft von „Energieverbrauch“ die Rede. Diskutiert darüber, ob dieser Aus- druck wissenschaftlich gesehen korrekt ist. Wie du gesehen hast, sind auch regenerative Energiequellen nicht frei von umweltbelasten- den Nebenwirkungen. Hinzu kommt, dass eine steigende Zahl von Menschen (s. Kap. 6 in Band 5) immer mehr Energie benötigt. Wenn 12 Milliar- den Menschen Auto fahren wollen, wird allein durch die benötigte Infrastruktur (Straßen, Park- plätze, Fabriken) die Umwelt stark in Anspruch genommen – selbst, wenn es sich dabei aus- schließlich um E-Autos handelte. Das trifft auch für uns persönlich zu: Jede Lampe, jedes Smartphone, das wir anschaffen, benötigt Energie in Herstellung, Betrieb und Entsorgung. Selbst Kleidung aus Naturstoffen wie Baumwolle ist beileibe nicht so umweltfreundlich, wie du vielleicht denkst: Der Anbau und die Pflege von Baumwollplantagen benötigt Energie (und viel Wasser). Meist werden Kleidungsstücke heutzu- tage in Ostasien hergestellt und mit Flugzeugen oder Schiffen nach Europa transportiert. All das verbraucht Energie. Daraus kann man zwei Schlüsse ziehen: Einer- seits sollte man das Gekaufte so lange wie mög- lich nutzen und beim Kauf darauf achten, dass das Produkt möglichst umweltfreundlich herge- stellt bzw. nicht über weite Strecken transpor- tiert wurde (Beispiel: Äpfel aus Österreich, nicht aus Neuseeland). Andererseits sollten die Objek- te, die man erwirbt, so energieeffizient wie möglich sein. In Europa müssen zB Kühlschränke entsprechend gekennzeichnet werden. Außerdem ist die Wirtschaft angehalten, die Energieeffizienz ihrer Produkte und deren Herstellung weiter zu steigern. Die Politik muss dafür die Rahmenbedingungen schaffen. Denn kaum ein Hersteller kann es sich leisten, teurer zu produzieren und dafür mehr Geld zu verlan- gen als die Konkurrenz, solange wir Kunden nicht bereit sind, für ein weniger die Umwelt belasten- des Produkt mehr zu zahlen. Das E-Auto ist dafür ein gutes Beispiel. In Österreich hat die Erhöhung der Energieeffizi- enz in den letzten Jahrzehnten eine Entkopplung von Wirtschaftswachstum und Energieverbrauch bewirkt ( k Abb. 13). „Entkopplung“ bedeutet, dass Wirtschaftswachstum und Energieverbrauch sich nicht proportional entwickeln, also weniger Ener- gie pro hergestellter Ware oder pro Dienstleis- tung aufgewendet werden muss. Das klingt zu- nächst einmal positiv. Allerdings zeigt dieselbe Abbildung, dass der Energieverbrauch noch im- mer sehr hoch ist, wenngleich er in den letzten Jahren nicht mehr zu steigen scheint. Sollte es jedoch zu einem kräftigen Wirtschaftswachstum kommen oder stiege die Bevölkerungszahl deut- lich, würde der Energieverbrauch trotz Entkopp- lung vom Wirtschaftswachstum vermutlich stark zunehmen. Daher muss die Energieeffizienz un- bedingt weiter erhöht bzw. unser Energiever- brauch markant gesenkt werden. Die Summe aller Ressourcen (Bodenschätze wie Uran, Kohle, Öl oder Metalle, aber auch Fläche, Wasser oder durch Abgase verschmutzte Luft), die für Herstellung, Transport und Entsorgung benötigt werden, bestimmen die Ökobilanz eines Produkts. Steigt der Energie- verbrauch langsa- mer als das Wirt- schaftswachstum, spricht man von „Entkopplung“. Das bedeutet aber noch nicht, dass insgesamt weniger Energie verbraucht wird Abb.13: Entwicklung von Energie- verbrauch (braun) zu Wirtschafts- wachstum (blau) in Österreich. Die grüne Linie zeigt den relativen Energieverbrauch im Vergleich zum Wirtschaftswachstum. In der Grafik ist auch der Einfluss wichtiger äußerer Faktoren zu erkennen. Beispielsweise wurde der Einbruch von Wirtschaftswachstum und Energieverbrauch im Jahr 2009 durch eine große internationale Finanzkrise veranlasst, während der Ausschlag nach oben beim relativen Energieverbrauch im Jahr darauf u.a. auf ein sehr kaltes Jahr zurückzuführen ist. 2011 war dafür wieder ausgesprochen warm und trocken. Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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