am Puls Biologie 7 RG, Schulbuch

114 6.3 Nachhaltiger Strom in Österreich? Elektromobilität ist nur dann sinnvoll, wenn der Strom dafür aus regenerativen Quellen stammt. Dafür kommen in Österreich va. Wasserkraft ( k Abb. 10), Windkraft, Biomasse (zB Holzpellets) und Fotovoltaik in Frage. Wasserkraft nimmt in unserem Land eine besondere Rolle ein: durch das natürliche Gefälle, die relativ starken Nieder- schläge in den Alpen und die große Anzahl an Gewässern. Der Bau eines Wasserkraftwerks bedeutet jedoch für das betroffene Gewässer und die direkte Um- gebung einen großen Eingriff. Ein berüchtigtes Beispiel ist die Drei-Schluchten-Talsperre im chinesischen Jangtsekiang-Fluss, eines der größ- ten Wasserkraftwerke der Welt: Für den über 1000 km 2 großen Stausee, der bei diesem Bau entstand, wurden riesige Flächen Wald gerodet. Hunderte von Tier- und Pflanzenarten sind be- droht, manche (wie der Flussdelfin) vermutlich ausgestorben. Viele hunderttausend Menschen wurden zwangsweise umgesiedelt. Die Gewinnung von Strom aus erneuerbaren Energiequellen kann also Begleitschäden nach sich ziehen. Doch ist dies auch bei der Stromge- winnung aus fossilen Energieträgern der Fall: Neben der Erwärmung der Atmosphäre durch Treibhausgase sind hier die langen Transport- wege durch Pipelines oder Tanker zu nennen. Immer wieder kommt es bei der Förderung und beim Transport von Kohle, Öl und Gas zu Unglü- cken und Umweltverschmutzungen ( k Abb. 11). Bei jeder Maßnahme muss man daher Vor- und Nachteile gegeneinander abwägen – bei der Wasserkraft die CO 2 -freie Produktion von Strom versus Eingriffe in Ökosysteme (Flüsse, Augebie- te, alpine Ökosysteme). Insgesamt dürfte den erneuerbaren Energien die Zukunft gehören. Durch eine anhaltende globale Erwärmung würden wesentlich mehr Arten aus- sterben als durch lokale Großprojekte. Ein For- schungsteam der amerikanischen Eliteuniver- sität Stanford jedenfalls meint, dass die Welt bereits 2050 ihren gesamten Energiebedarf aus- schließlich durch Wind-, Wasser- und Solarkraft- werke decken könnte (Jacobson u. a. (2017) 100% Clean and Renewable Wind, Water, and Sunlight All-Sector Energy Roadmaps for 139 Countries of the World. Joule). Bei jedem Großprojekt müssen Vor- und Nachteile gegeneinander abgewogen werden Abb.10: Kleines Wasserkraftwerk. Abb.11: links: Ölteppich auf dem Meer; rechts: ölverklebter Meeresvogel Anteil an der Bruttostromerzeugung Anteil der Energieträger an der Bruttostromerzeugung in Österreich von 1955 bis 2017 Weitere Informationen: Österreich; geamte Versorgung; bis 2000 mittlere Anteile für die jeweils letzten 5 Jahre Laufkraftwerke Speicherkraftwerke Wärmekraftwerke Erneuerbare* 1955 1960 1965 1970 1975 1980 1985 1990 1995 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 Quelle E-Control © Statista 2018 0% 25% 50% 75% 100% Abb.12: Anteil verschie- dener Stromquellen an der Gesamtstromer- zeugung in Österreich in den Jahren 1955–2016). Lauf- und Speicherkraft- werke (blau) nutzen Wasserkraft. Laufkraft- werke setzen mittels Turbinen die Bewegungs- energie von Fließgewäs- sern in Strom um. Bei Speicherkraftwerken (zB in Talsperren) werden Lage- und Bewegungse- nergie genutzt. * Unter erneuerbare Quellen werden hier Wind-, Fotovoltaik- und Geothermiekraftwerke bzw. -anlagen zusam- mengefasst. (Quelle: Statista|E-control 2018) Aufgaben W 1 Im Jahr 2016 betrug die Bruttostrom- erzeugung insgesamt 67,9 Terawattstunden, 1960 betrug sie 16 Terawattstunden. Erstelle mit Hilfe von Abb. 12 ein Balkendiagramm, das die absoluten Anteile der Energieträger in diesen beiden Jahren zeigt. S 2 Stelle eine Vermutung auf, warum 2011 weniger Strom aus Wasserkraft gewon- nen wurde. Überprüfe deine Vermutung durch eine Internetrecherche. Schreibe einen kurzen Absatz, in dem du darlegst, was deine Ergeb- nisse für die Rolle der Wasserkraft in Öster- reich bedeuten könnten. Österreichs Strom wird zu einem großen Teil von Wasserkraftwerken produziert Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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