am Puls Biologie 7 RG, Schulbuch

103 Biodiversität Blick in die Forschung Die ABOL-Initiative Eine Datenbank des Lebens Die gesamte österreichische Biodiversität zu erfassen – die- ses Ziel setzt sich die ABOL-Inititative. „ABOL“ bedeutet „Aust- rian Barcode of Life“. Dabei geht es darum, alle Arten in Öster- reich genetisch zu inventarisieren, und diese Informationen in einer frei zugänglichen Datenbank zur Verfügung zu stellen. Die Initiative wird von Forscherinnen und Forschern am Natur- historischen Museum in Wien koordiniert und führt unter- schiedliche Forschungseinrichtungen in Österreich im Bereich Biodiversität zusammen. Die Initiative läuft seit 2014, ist aber langfristig ausgerichtet. Die Mehrzahl der Arten, die in Öster- reich vorkommen, ist von der ABOL-Initiative noch nicht er- fasst! Österreich ist ein Land der biologischen Vielfalt. In Österreich kommen insgesamt ca. 68 000 verschiedene Arten vor. Dazu zählen bei den Tieren ca. 101 Säugetierarten, ca. 242 Vogel- arten und ca. 37000 Insektenarten. Alleine 3 000 Farn- und Blütenpflanzen kommen in Österreich vor. Verantwortlich für diese Vielfalt sind mehrere Einflussfaktoren, zB beherbergt Österreich sehr unterschiedliche Lebensräume, vom Hochge- birge bis zum pannonischen Tiefland. Die Lage von Österreich ist außerdem speziell, da hier das kühl-feuchte atlantische Klima in das trocken-warme kontinentale (= pannonische) übergeht. Diese und einige weitere Einflüsse trugen zur aktu- ell sehr hohen Biodiversität in Österreich bei. Arten genau und verlässlich zu bestimmen, ist nicht nur für den Artenschutz relevant! Stell dir zB vor, man möchte wissen, welche Schädlinge eine Pflanze befallen haben, oder von welcher Tierart ein bestimmtes Stück Fleisch, das verkauft wurde, stammt. Ein relativ neues Werkzeug zur Bestimmung von Arten, das ABOL benutzt, ist das DNA-Barcoding. Dieses Verfahren funk- tioniert folgendermaßen, dass zuerst von verlässlich bestimm- ten Organismen einer Art aus einer kleinen Gewebeprobe DNA gewonnen wird. Dann wird von gewissen Abschnitten dieser DNA die Abfolge untersucht. Diese Abfolgen werden anschließend in einer Referenzdatenbank abgespeichert. Verlässlich bestimmte Arten, die für das DNA-Barcoding ver- wendet werden, stammen häufig aus Museumssammlungen. Will man nun einen Organismus, bei dem die Artzuordnung nicht eindeutig ist, identifizieren, muss man dieselben DNA-Abschnitte dieses Organismus nur mit den Sequenzen in der Referenzdatenbank vergleichen. Warum aber ist diese genetische Analysearbeit notwendig? Lassen sich die Organismen nicht auch nach äußeren Merk- malen bestimmen? Tatsächlich ist die Bestimmung von Arten manchmal außerordentlich schwierig. Eng verwandte Arten ähneln sich oft sehr, und eine verlässliche Bestimmung kön- nen in manchen Fällen nur Expertinnen und Experten, die die Arten genau studiert haben, vornehmen. Oft können selbst dann nur ausgewachsene Organismen beurteilt werden. Mit- hilfe von genetischen Analysen wie dem DNA-Barcoding kön- nen Arten auch aufgrund anderer Proben, wie zB von Kot, Eiern oder Geweberesten, unterschieden werden. Abb.22: Segelfalter. Schmetterlinge zählen mit mehr als 4000 Arten zu den besonders diversen Taxa Österreichs. Ihre Inventarisierung in ABOL begann 2014. Abb.23: Spitzschlammschnecke. Schnecken gehören zu den Mollus- ken oder Weichtieren. Knapp 400 Arten sind in Österreich zu finden. Davon sind 13% endemisch, dh sie kommen nur in Österreich vor. Sie werden aktuell ebenfalls in ABOL inventarisiert. Aufgaben W 1 Die Forscherin Elisabeth Haring, die am Naturhistorischen Museum in Wien arbei- tet, koordiniert die ABOL-Initiative, gemein- sam mit Kolleginnen und Kollegen. Recher- chiere im Internet und erläutere, womit sie sich, neben ABOL, in ihrer Forschungsarbeit beschäftigt. W 2 Auch in anderen Ländern gibt es ähnliche Initiativen! Gib an, wie die mit ABOL vergleichbaren Länder-Initiativen in Deutsch- land und der Schweiz heißen. S 3 Könnten wir nicht einfach die beste- henden Biodiversitäts-Datenbanken der Schweiz oder von Deutschland nutzen? Argumentiere, warum es notwendig ist, eine spezifische Datenbank für Österreich zu erstellen Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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