Physik verstehen 4, Schulbuch

93 Das radioaktive Verhalten der Materie 3. Was passiert bei Unfällen mit radioaktiven Stoffen? Bei einem radioaktiven Unfall, zB beim Transport radioaktiver Stoffe, gelangen radioaktive Isotope in die Umwelt. Sie können das Grundwasser, die Luft oder Nahrungsmittel radioaktiv belasten. Im Falle eines Unfalls mit Reaktorbruch in einem Kernkraftwerk werden radio­ aktive Stoffe in die Atmosphäre freigesetzt ( radioaktive Wolke ). Dort werden sie von Luftströmungen über tausende Kilometer vertragen. Die Belastung einer Region ist abhängig von der Windrichtung und der Entfernung vom Unfallsort. Regnet es während des Durchzuges der radioaktiven Wolke, ist die Belastung etwa 100-mal höher. Denn der radioaktive Staub wird aus der Atmosphäre in den Boden gewaschen. Nach dem Unfall im Kernkraftwerk Tschernobyl (Ukraine) am 26. 04. 1986 war Österreich vom Durchzug der radioaktiven Wolke betroffen. In der Ukraine ist die Umgebung des Kraftwerks noch heute schwer belastet. Der Unfall im Kernkraftwerk Fukushima (Japan) nach einem Erdbeben im März 2011 hatte für Österreich keine unmittelbaren Folgen. Bei Unfällen in Kernkraftwerken werden besonders folgende Isotope freigesetzt: • Iod-131 ist ein β - und γ -Strahler mit der Halbwertszeit von 8 Tagen. I-131 wird besonders bei Kindern in der Schilddrüse gespeichert und kann Schilddrü- senkrebs auslösen. Die Einnahme von Kaliumiodid-Tabletten sättigt die Schilddrüse mit Iod und schützt vor Einlagerung des radioaktiven Iods. • Caesium-137 ist ein β - und γ -Strahler mit einer Halbwertszeit von 30 Jahren. Cs-137 setzt sich anstelle von Kalium in die Muskeln. Noch heute kann man in Österreich Cs-137 vom Reaktorunfall in Tschernobyl in Waldpilzen nachweisen. • Strontium-90 ist ein β -Strahler mit einer Halbwertszeit von 28,8 Jahren. Sr-90 reichert sich statt Calcium in den Knochen an, wirkt auf das Knochenmark und behindert die Blutbildung. 4. Wie können wir uns vor Radioaktivität schützen? Vor α - und β -Strahlen schützen die Mauern einer Wohnung, gegen γ -Strahlen helfen nur dicke Mauern eines Schutzraumes. Das Einatmen radioaktiven Staubes oder die Aufnahme durch die Nahrung muss verhindert werden. Es helfen abwaschbare Schutzanzüge und Atemschutz­ masken. Nahrung sollte vor dem Verzehr gewaschen werden. • Abstand von der Strahlungsquelle halten. • Wohnräume bei großflächiger Verstrahlung aufsuchen und gegen Staubeintritt schützen. • Aufnahme von radioaktiven Stoffen durch Nahrung und Luft vermeiden. M 93.1 Milchpackung nach dem Unfall im Kernkraftwerk Tschernobyl: Der Inhalt ist unbedenklich. FREIWILLIGE FEUERWEHR FREIWILLIGE FEUERWEHR FREIWILLIGE FEUERWEHR 3 Minuten 1 Minute 1 Minute 1. WARNUNG 3 Minuten gleichbleibender Dauerton − Herannahende Gefahr! Radio- oder Fernsehgerät (ORF) einschalten, Verhaltensmaßnahmen beachten. 1 Minute auf- und abschwellender Heulton − Gefahr! Schützende Räumlichkeiten aufsuchen, über Radio oder TV durchgegebene Verhaltensmaßnahmen befolgen. 1 Minute gleichbleibender Dauerton − Ende der Gefahr! Einschränkungen im täglichen Lebenslauf werden über Radio oder TV durchgegeben. 2. ALARM 3. ENTWARNUNG 93.2 Die Signale werden jedes Jahr am ersten Sonntag im Oktober geprobt. 93.3 So können wir uns kurzzeitig vor Kontamination schützen. 93.4 Überprüfung der Kontamination als Folge des Reaktorunfalls in Fukushima 93.5 Demonstration gegen Kernkraftwerke Arbeitsblätter 3r4ha2 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

RkJQdWJsaXNoZXIy ODE3MDE=