Physik verstehen 4, Schulbuch

84 Die Welt des Sichtbaren 14 Forscherinnen und Forscher entdecken die Kernkraft as radioaktive Verhalten der Materie Nie zuvor hat ein Teilbereich der Physik den Lauf der Geschichte so verändert wie die Atomphysik. Sie wurde geprägt durch viele leidenschaftliche Forscherinnen und Forscher, die dem Aufbau der Welt auf den Grund gehen wollten. Viele von ihnen sind Nobelpreisträger. Nach einigen wurden sogar künstlich hergestellte Elemente benannt: Curium, Rutherfordium, Meitnerium, Bohrium und Fermium. Marie Curie (1867–1934) Marie Curie untersuchte die Strahlung von Uranverbindungen und prägte den Begriff „radioaktiv“ (= von selbst strahlend). Gemeinsam mit ihrem Mann Pierre Curie (  Seite 41) entdeckte sie zwei radioaktive Elemente, die sie Polonium (Po, nach ihrem Heimatland Polen) und Radium (Ra, das Strahlende) nannte. Für ihre Arbeiten erhielt Marie Curie 1903 den Nobelpreis für Physik (gemeinsam mit Pierre Curie und Henri Becquerel ) und 1911 den Nobelpreis für Chemie. Im 1. Weltkrieg organisierte sie mobile Röntgenapparate für den Einsatz an der Front. Sie starb an den Folgen der jahrelangen Arbeit mit radioaktiven Stoffen. Ernest Rutherford (1871–1937) Der neuseeländische Nobelpreisträger (Chemie, 1908) erkannte 1902, dass sich Elemente durch radioaktiven Zerfall in andere Elemente umwandeln können. Er lenkte Uranstrahlen in einem Magnetfeld ab und entdeckte somit die α -, β - und γ -Strahlung (Alpha-, Beta- und Gammastrahlung). Er entdeckte den kleinen positiv geladenen Atomkern, als er 1911 α -Strahlen auf eine Goldfolie schoss. Aus der Ablenkung der α -Teilchen ergab sich, dass der Atomkern fast die gesamte Masse des Atoms trägt und mehr als 10 000-mal kleiner sein muss. Lise Meitner (1878–1968) Lise Meitner war 1906 die zweite Frau Österreichs, die ein Physikstudium ab- schloss. Von 1907 bis 1938 arbeitete sie mit Otto Hahn am Kaiser-Wilhelm-Institut in Berlin. Dort beschäftigte sie sich mit der Erforschung radioaktiver Stoffe. Im Jahr 1917 entdeckten Meitner und Hahn das Element Protactinium (Pa). Sie arbeiteten an der Herstellung von künstlichen Elementen (Transuranen), indem sie Uran mit Neutronen bestrahlten. 1938musste Lise Meitner aufgrund ihrer jüdischen Abstammung nach Schweden emigrieren, blieb aber mit Hahn in Kontakt. Als Hahn die Kernspaltung entdeck- te, konnte sie die physikalische Erklärung dazu geben. Aufgrund ihrer Emigration blieb ihr jedoch der Nobelpreis 1944 verwehrt. Als überzeugte Kriegsgegnerin lehnte die „Mutter der Atombombe“ jegliche Zusammenarbeit bei Atombomben- programmen ab. Otto Hahn (1879–1968) Der deutsche „Vater der Kernchemie“ arbeitete mit Lise Meitner an der Erfor- schung und Entdeckung von radioaktiven Stoffen (Isotopen). Als er im Jahr 1938 gemeinsam mit Fritz Straßmann eine Uranprobe mit Neutronen beschoss, entdeckte er das Zerplatzen des Kerns: die Kernspaltung. Seine emigrierte Kollegin Lise Meitner konnte dieses Phänomen erklären. Im Jahr 1944 erhielt Hahn den Nobelpreis für Chemie. Er trat nach dem zweiten Weltkrieg ent­ schieden gegen den Einsatz der Kernenergie für militärische Zwecke ein. 84.1 Marie Curie 84.2 Ernest Rutherford 84.3 Lise Meitner 84.4 Otto Hahn 84.5 Victor Franz Hess Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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