Lasso Lesebuch 4, Schulbuch [Lesespaß]

16 Zauberhaft 5 Ronja Räubertochter Ronja wuchs mit jedem Tag und begann so allmählich, die Welt um sich herum zu erforschen. Lange glaubte sie, die große Steinhalle sei die ganze Welt. Und dort fühlte sie sich wohl, dort saß sie so geborgen unter der langen Tafel und spielte mit Tannenzapfen und Steinchen, die Mattis ihr mitbrachte. Und die Steinhalle war wahrlich kein übler Platz für ein Kind. Viel Spaß konnte man dort haben, und viel lernen konnte man dort auch. Ronja gefiel es, wenn die Räuber abends vor dem Feuer sangen. Still hockte sie dann unter dem Tisch und lauschte, und schließlich konnte sie alle Räuberlieder auswendig. Dann fiel sie mit glockenheller Stimme ein, und Mattis staunte über sein einzigartiges Kind, das so schön singen konnte. Auch das Tanzen brachte sie sich selber bei. Denn wenn die Räuber so recht in Schwung kamen, tanzten und hopsten sie wie närrisch durch den Saal, und Ronja guckte es ihnen schnell ab. Bald tanzte und hopste auch sie und machte Räubersprünge zu Mattis’ großem Vergnügen. Aber viel mehr hatte Ronja in ihrem kurzen Leben kaum gesehen. Von dem, was es außerhalb der Mattisburg gab, wusste sie nichts. Aber eines schönen Tages sah Mattis ein – wie sehr es ihm auch missfiel –, dass die Zeit gekommen war. „Lovis“, sagte er zu seiner Frau, „unser Kind muss lernen, wie es ist, im Mattiswald zu leben. Lass Ronja hinaus!“ „Schau an, hast du das endlich auch begriffen?“, sagte Lovis. „Wenn es nach mir gegangen wäre, dann wäre sie schon längst draußen.“ Und damit hatte Ronja die Erlaubnis, frei herumzustreunen, wie sie wollte. 4 10 15 20 25 30 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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