Deutsch Sprach-Lese-Buch 3, Begleitband für Lehrerinnen und Lehrer

Aufsätze schreiben – Texte verfassen Im Laufe der letzten Jahrzehnte hat sich eine Entwicklung vom traditionellen Aufsatzunterricht hin zu einer Didaktik des Verfassens von Texten bzw. einer Schreibdidaktik vollzogen. Die Schwerpunkte der verschiede- nen Richtungen einer Didaktik des Verfassens von Texten spiegeln sich in einer unterschiedlichen Terminolo- gie wider. Neben Bezeichnungen wie „Schriftliche Kommunikation“, „Emanzipatorischer Aufsatzunterricht“, „Kreatives Schreiben“, „Freies Schreiben“ dominiert in den letzten Jahren zunehmend der Begriff „Verfassen von Texten“, womit der Prozess des Schreibens an Bedeutung gewinnt. Das Textschreiben wird in der moder- nen Schreibdidaktik als ein mehrdimensionaler Prozess verstanden. Es handelt sich um einen Vorgang, bei dem die Teilprozesse des Planens, Formulierens und Überarbeitens realisiert werden. Dies bedeutet ein Loslösen von der Produktorientiertheit des traditionellen Aufsatzunterrichts. Nicht mehr ausschließlich der fertige Text steht im Mittelpunkt des Interesses, sondern auch der Prozess seines Werdens. Was ist ein Text? • Text ist unter kommunikativem Aspekt die von einem Sprecher/Schreiber produzierte und an einen Hörer/ Leser gerichtete sprachliche Äußerung. Damit sind alle kommunikativ funktionierenden Äußerungen – also sowohl mündliche als auch schriftlich vermittelte – gemeint. • In einem engeren Sinn gilt für einen Text das Merkmal der Verknüpfung (Kohärenz) als bestimmend. Aus der Antike stammt die Vorstellung von Text als etwas Verwobenes, Gewebehaftes; dabei steht die Verbin- dung der einzelnen Elemente zu einem verbundenen Ganzen im Vordergrund. • Texte werden mit einer Aussageabsicht geschrieben (Schreibabsicht). • Jedes Schreiben eines Textes geht von einem Anlass aus (Schreibanlass). Schreibabsichten berücksichtigen Der Lehrplan und die Bildungsstandards weisen auf die Berücksichtigung von Schreibabsichten beim Verfas- sen von Texten hin: Lehrplan der Volksschule 3. Schulstufe: • vor allem, um andere zu unterhalten oder Anteil nehmen zu lassen • vor allem, um an andere (eventuell auch an sich selbst) zu appellieren • vor allem, um etwas für sich zu notieren 6 Was sind Schreibabsichten? Der Schreibende kann dem/der Leser/in gegenüber eine bestimmte Absicht verfolgen. Dieser intentionale Aspekt wurde in der bisherigen Praxis des Sprachunterrichts zu wenig berücksichtigt. Textarten haben keinen Selbstzweck, sie sind Formen eines Textes, die sich nach der erforderlichen Schreibabsicht richten. Die Vielfalt der Schreibintentionen kann auf dieser Schulstufe auf folgende zusammengefasst werden: 1. Die Absicht zu erzählen (expressives, narratives, fabulierendes Schreiben); Schreibende möchten der Leserin / dem Leser das Nacherleben ermöglichen, sie unterhalten. 2. Die Absicht zu informieren (informatives Schreiben); Schreibende wollen über beobachtete Vorgänge/ Tätigkeiten/Sachverhalte u. a. berichten oder Gegenstände/Tiere/Menschen u. a. beschreiben. 3. Die Absicht zu beeinflussen (appellatives Schreiben); Schreibende möchten die Adressat/inn/en (Leser/ innen) beeinflussen: um Zustimmung bitten, einen Wunsch vortragen, für eine Sache werben. 6 Lehrplan der Volksschule 2012, S. 124 f. Bildungsstandards: • Die Schülerinnen und Schüler können einen Text in Hinsicht auf Schreibabsicht planen. 33 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlag öbv

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