Deutsch Sprach-Lese-Buch 3, Begleitband für Lehrerinnen und Lehrer

Diese Theorie wurde abgelöst durch das Wissen, dass wortspezifische Merkmale, aber auch Wortteile oder Wortgruppen im Langzeitgedächtnis (im inneren orthografischen Lexikon) gespeichert werden. Die Zwei-Wege-Theorie besagt, dass mindestens zwei Wege den Abruf einer Wortschreibung ermöglichen. Häufige Wörter und Wortbausteine werden ganzheitlich direkt abgerufen, seltenere durch sukzessive Laut-Buchstaben-Zuordnung und Regelüberformung. Rechtschreibstrategie – was ist das? In der Rechtschreibdidaktik können Strategien einmal unter dem Aspekt der Lern handlungen der Kinder gesehen werden, dann sind dies Mitsprechen, Nachdenken, Regeln anwenden (Verlängern, Ableiten), Merken. Unter der Perspektive des Lern gegenstandes (der Schrift, der Orthografie) werden die alphabetische, die orthografische, die morphematische und die wortübergreifende Strategie unterschieden. Die alphabetische Strategie: Die Schreiberin / der Schreiber ordnet den gehörten Lauten entsprechende Buchstaben oder Buchstabenverbindungen zu (Vollständigkeit und richtige Reihenfolge der Grapheme). Ziel der alphabetischen Erschließung ist das sichere Beherrschen der Buchstaben-Laut-Beziehungen. Die orthografische Strategie: Die Schreiberin / der Schreiber weiß, dass das Schreiben nach der Lautung nicht ausreicht und dass es Regeln (Vorschriften) gibt, die auch auf andere Wörter angewandt werden können. Die morphematische Strategie: Die Schreiberin / der Schreiber leitet die Schreibung aus der Kenntnis der Verwandtschaft von Wörtern ab und kennt den Aufbau von Wörtern durch Wortbildungs morpheme (Wort- bausteine, Stämme, Endungen). Die wortübergreifende Strategie: Das Kind berücksichtigt, dass viele Schreibungen von der Stellung des Wortes im Satz abhängen (Groß- oder Kleinschreibung, Satzzeichen, …). Welche Fehler machen Grundschulkinder? 1. Groß- und Kleinschreibung ca. 25–30% aller Fehler 2. Verdopplung der Konsonantenbuchstaben ca. 10–12% 3. Kennzeichnung der Vokallänge (ie, h …) ca. 10% 4. s/ß ca. 5–10% 5. Fallendungen ca. 5–10% 6. Getrennt- und Zusammenschreibung ca. 5–10% 7. Auslautverhärtung ca. 5–10% 8. Dialektfehler ca. 4% 9. Restliche Fehler (Unterscheidungen v/f) Didaktik des Rechtschreiblernens Rechtschreiben lernen Kinder, indem sie viel schreiben! Rechtschreiblernen ist auch ein Teil des Verfassens und Überarbeitens von Texten. Rechtschreiben lernen Kinder durch bewusste und unbewusste Einsichten in den Aufbau der Wörter und Sätze; u. a. anhand eines entsprechend ausgewählten „Modellwortschatzes“. Außerdem sind „Befragen“ und „Kommentieren“ der Wörter wichtig. Rechtschreiben ist angewiesen auf Sprachbetrachtung, die Einsichten in Wort- und Satzaufbau vermittelt. Rechtschreiben lernen Kinder durch einen behutsamen Rechtschreibunterricht, der einerseits die Speiche- rung von Schreibschemata durch die Musterbildung fördert, andererseits den Wort- und Satzaufbau trans­ parent macht. 31 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

RkJQdWJsaXNoZXIy ODE3MDE=