Deutsch Sprach-Lese-Buch 2, Begleitband für Lehrerinnen und Lehrer

WORT UND SATZ BETRACHTEN Kompetenzbereich „Einsicht in Sprache durch Sprachbetrachtung“ In diesem Teilbereich führt das „Deutsch Sprach-Lese-Buch“ die Kinder zu einem bewussten und norm- gerechten Gebrauch von Sprache und weckt ihr Interesse am Nachdenken über Sprache. Besonders bedeutsam ist dabei die Ausbildung von Sprachbewusstheit . Untersuchungen der Sprachent- wicklung zeigen, dass Kinder – lange bevor sie in die Schule kommen – über Sprache „nachdenken“. Schon bei 2- bis 3-Jährigen kann man beobachten, wie sie Sprache thematisieren. Auch in diesem Alter spielen Kinder mit Sprache, korrigieren, kommentieren, variieren und erklären. Im Unterricht wird die Schriftsprache zum Objekt kindlicher Aufmerksamkeit , Neugier und „Erforschung“. Aktuelles Bewusstmachen erfolgt hier durch die Ausrichtung der Aufmerksamkeit auf sprachliche Elemente. Bewusster Gebrauch von Sprache durchzieht das Sprechen und Lesen ebenso wie das Verfassen von Texten und das Rechtschreiben. Vor allem bei den Schreibprozessen spielen Nachdenken über Sprache und über- arbeitende (redigierende) Tätigkeiten eine wichtige Rolle. Im Wechsel von Schreiben und Lesen begleiten Überlegungen zur Wortwahl, zur Rechtschreibung oder zum Satzbau den Schreibprozess. Vor diesem Hintergrund ist es einleuchtend, dass der Lehrplan der Volksschule in der Bildungs- und Lehraufgabe für die SPRACHBETRACHTUNG in der Grundschule fordert: „Aufgabe der Sprachbetrachtung ist es, allmählich wachsende Einsichten in Funktion und Struktur unserer Sprache zu vermitteln und zunehmend begrifflich zu sichern.“ 4 Für das erste und zweite Schuljahr legt der Lehrplan fest: „Bei der Unterrichtsarbeit ist anzustreben, dass die Schüler bis zum Ende der zweiten Schulstufe Interesse am bewussten Umgang mit Sprache entwickeln.“ 5 Sprache untersuchen – Einsichten gewinnen In den Lernsituationen und Lernaufgaben der Sprachbetrachtung sollen also Einsichten gewonnen werden. Die Sprache selbst wird zum Gegenstand der unterrichtlichen Arbeit. Dabei sollen die Kinder auch lernen, sich mit dem eigenen und mit fremdem Sprachgebrauch aktiv ausein- anderzusetzen. Sie sollen zunehmend Einsichten gewinnen, die für ihr eigenes sprachliches Handeln von Bedeutung sind. Traditioneller Grammatikunterricht ist in die Kritik geraten, weil er oft vordergründiges Begriffswissen vermittelte, ohne entsprechenden Verständnis- oder Sprachhandlungsgewinn zu erzielen. Darum heißt der Teilbereich SPRACHBETRACHTUNG. Dies will signalisieren, dass es hier nicht um Sprach- LEHRE im Sinne einer Vermittlung fertiger Fachbegriffe geht, sondern dass es vielmehr darauf ankommt, in der SprachBETRACHTUNG zu aktivem Nachdenken über Sprache anzuleiten. Daher ist es besonders wichtig, bei Kindern das Interesse am Untersuchen und Beobachten von Sprache zu wecken und zu fördern. Schon beim Erstlesen (Wortaufbauen – Wortabbauen …) gibt es einiges über Sinnveränderung durch sprach- liche Zeichen (Buchstaben) zu entdecken. Später werden Kinder, die nun einmal mit entdeckerischer Neugier an Sprache herangehen, an Wörtern erkennen, ob von einem Ding oder von mehreren Dingen die Rede ist, sie werden entdecken, wie sich Wörter verändern, später auch, warum dies geschieht. Übungen werden daher zum bewussten Beobachten von Regelmäßigkeiten, aber auch Auffälligkeiten von Sprache, zum Vergleichen von Veränderungen an der Wortgestalt oder am Satzbau heranführen. Dadurch erfahren die Kinder im ordnenden Umgang mit sprachlichen Elementen, dass es in ihrer Sprache Wörter von unterschiedlicher Funktion und Leistung gibt. Erste Einsichten in Wortarten und Satzarten werden angebahnt. Dabei sind für ein grundlegendes Verstehen kindersprachliche Bezeichnungen und Vorbegriffe besonders hilfreich. 4 Lehrplan der Volksschule 2012, S. 106 5 Lehrplan der Volksschule 2012, S. 116 29 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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